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15.09.12 / Die Geister, die sie riefen ... / Saudi-Arabiens Syrien-Politik droht zum Rohrkrepierer zu werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-12 vom 15. September 2012

Die Geister, die sie riefen ...
Saudi-Arabiens Syrien-Politik droht zum Rohrkrepierer zu werden

Die Politik des saudischen Königshauses ist verständlicherweise primär auf den eigenen Machterhalt ausgerichtet. Dass man zugleich mit riesigen Summen die islamische Expansion in aller Welt fördert, ist daher ebenfalls als Mittel zum Zweck zu sehen, also zur Legitimation vor der größtenteils wahhabitischen Bevölkerung.

Als der „arabische Frühling“ Potentaten zu erschüttern begann, sahen dies zwar auch die Saudis mit Sorge, doch konnten die Unzufriedenen daheim zunächst durch Polizei oder Geldgeschenke rasch wieder „beruhigt“ werden. Allerdings hielt man sich nicht an die Regel, „eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“, und das beginnt sich zu rächen. So half man zwar dem König von Bahrein mit Panzerverbänden gegen die dortige schiitische Mehrheit, doch in Syrien unterstützte man die „Rebellen“.

Das mag logisch erscheinen, denn das dortige Regime ist eng verbündet mit dem Erzrivalen der Saudis, dem schiitischen Iran, den man auch für die Unruhen unter saudischen Schiiten verantwortlich macht. Dazu kommt, dass viele Wahhabiten den Schiiten sogar absprechen, echte Muslime zu sein. Doch mittlerweile haben die Saudis begriffen, dass die bewaffnete Opposition in Syrien nicht nur aus hunderten unterschiedlicher Gruppen besteht, darunter sogar gewöhnlichen Räuberbanden, sondern dass sie mehr und mehr in das Fahrwasser von sunnitischen Extremisten geraten, die in erster Linie Al-Kaida nahestehen, und von Muslimbrüdern, die in Syrien viel fanatischer sind als in Ägypten.

Beide haben aber wachsenden Einfluss auf unzufriedene Wahhabiten und beide hat daher das Königshaus als existenzielle Bedrohung erkannt. Man unterstützt zwar die „Freie syrische Armee“ und wahhabitische Gruppen. Aber als saudische Kleriker kürzlich eine private Sammelaktion „für Syrien“ begannen, wurde das von König Abdullah prompt unterbunden. Denn die Scharia ist zwar Rechtsgrundlage in Saudi-Arabien, aber das Land ist kein „Gottesstaat“, und es gilt eine strikte Trennung von Staat und Klerus. Dies geht zurück auf einen Pakt von 1744 zwischen Emir Muhammad ibn Saud und dem islamischen Rechtsgelehrten Muhammad ibn Abd-el-Wahhab, nach dem die Wahhabiten benannt sind: Die Geistlichkeit soll den Herrscher legitimieren, sich aber nicht in die Politik einmischen.

Im Juni waren auch Aufrufe zum Dschihad in Syrien aus- drücklich verboten worden. Und besonders rigoros war bereits König Fahd gegen die orthodoxe Erneuerungsbewegung „Sahwa“ vorgegangen, die im Zuge des Golfkriegs 1991 gegen die Stationierung von US-Truppen im „Land der heiligen Stätten“ protestierte. Sahwa hatte zudem eine These ägyptischer Muslimbrüder übernommen, laut derer es legitim sei, Herrscher zu stürzen, die sich „unislamisch“ verhielten. Ein Vorwurf, der bei diesem Königshaus mit seinen tausenden „lebenslustigen“ Prinzen nicht ins Leere geht. Sahwa hat inzwischen Ableger auch in Europa. R. G. Kerschhofer


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