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22.09.12 / Spesenabrechnung überführte / Verbindung der DDR-Staatssicherheit zum Terrorismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-12 vom 22. September 2012

Spesenabrechnung überführte
Verbindung der DDR-Staatssicherheit zum Terrorismus

Während Stefan Aust mit dem „Bader Meinhof Komplex“ eine Dokumentation des Linksterrorismus in Deutschland gelang, versucht Hubertus Knabe seit Jahren die Aktivitäten der DDR-Stasi im Westen aufzuzeigen. Regine Igels Buch „Terrorismus-Lügen. Wie die Stasi im Untergrund agierte“ ist, wenn man so will, eine Art Verbindungsglied zwischen diesen beiden Feldern. Weitgehend unbekannt war bislang die Rolle, die der US-Geheimdienst CIA dabei spielte. Auch Italien war als Frontstaat im Kalten Krieg in das Visier der Dienste von Ost und West sowie des Terrors geraten. Interessante Parallelen zwischen den drei Hauptverlierern des Zweiten Weltkrieges tun sich auf. Auch Japan wurde vom linken Terrorismus – auch dort aus der sogenannten Studentenbewegung entstanden – heimgesucht. Eher linke Politiker wie der Schwede Olof Palme und der Deutsche Willy Brandt waren Ost wie West gleichermaßen unbequem. Der Italiener Aldo Moro mit der damals anvisierten Regierungsbeteiligung der (nicht mos-kauhörigen) Kommunisten war weder für die USA noch die Sowjetunion akzeptabel. Auch Alfred Herrhausen, der Chef der Deutschen Bank – national gesonnenen und für einen Schuldenerlass für die Dritte Welt eintretend – war eine Provokation. Palmer, Moro und Herrhausen starben durch „linksextreme“ Terroristen – bei Brandt fand man einen weniger gewalttätigen „Ausweg“ – aber in Washington wird man wohl über die Ausschaltung dieser einflussreichen Leute genauso erleichtert gewesen sein wie in Moskau.

Der westdeutsche Geheimdienst hatte etwa 400 Agenten in Stasi und Politbüro untergebracht, die Stasi ihrerseits war im Westen mit einem Vielfachen davon präsent. Die verfügbaren Stasiakten, also was CIA und KGB davon übrig gelassen wurde, sind für den wissenschaftlich interessierten Leser nochmals „ausgedünnt“ und lassen den Verdacht aufkommen, dass hier diejenigen geschont werden sollen, die heute den „neuen Herren“ dienen. Igel fand aber einen Ausweg, derartige Aktivitäten glaubhaft zu dokumentieren. Bei der „Überarbeitung“ der Akten sind die Verantwortlichen mit den Spesenabrechnungen weniger gründlich vorgegangen, so dass heute dokumentiert ist, dass die sogenannte Zweite Generation der RAF in der DDR – seit 1980 beziehungsweise 1982 angeblich am friedlichen Aufbau der Arbeiter und Bauernmacht beteiligt – häufig Reisen in den Westen unternommen hat. Der zeitliche Zusammenhang mit angeb-lichen RAF-Aktivitäten ist auffällig. Nicht erst in den 80er Jahren, sondern fast von Anfang an kooperierte die Stasi mit dem bundesdeutschen Linksterrorismus. Selbst Kontakte zur RAF-Moral-ikone Ulrike Meinhof sind dokumentiert. Auffällig sind auch die vielen Doppelagenten. Zusammen mit der schon erwähnten „Säuberung“ der Akten entsteht hier der Eindruck, dass viele der damals Tätigen heute immer noch „im Dienst“ sind.

Weitgehend unbekannt dürfte auch die Kooperation der Stasi mit rechtsextremen Terroristen in der Bundesrepublik sein. Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit, förderte eben gern alles, was zur Destabilisierung des Klassenfeindes beitragen konnte. Spannend ist auch die Beschreibung einer Pariser Sprachenschule, die im linksextremen Terrornetzwerk eine wichtige Scharnierfunktion hatte. Staatsanwalt Pietro Calogero: „Es ist klar, dass Hyperion eine derart geschützte Einrichtung war, dass dahinter Geheimdienststrukturen mit internationalem Charakter stehen mussten.“ Aus Paris und London wurde dann internationaler Druck auf Italien ausgeübt, die Ermittlungen nicht fortzusetzen.

Lästig an der Lektüre des Buches ist die häufig ungerechtfertigte Verwendung der Begrifflichkeiten „Nazi“ und „Faschismus“, mit denen die Autorin rasch bei der Hand ist. Theo Maass

Regine Igel: „Terrorismus-Lügen. Wie die Stasi im Untergrund agierte“, Herbig, München 2012, geb., 336 Seiten, 22,99 Euro


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