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29.09.12 / Ein Kind unter Anklage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Ein Kind unter Anklage

Das Schicksal der minderjährigen und geistig zurückgebliebenen Pakistanerin Rimsha Masih wurde zum Symbol für die Gefahren und den Missbrauch strenger Blasphemiegesetze, der immer wieder in der Vergangenheit unschuldige Menschen zu Opfern machte und Denunziationen Tür und Tor öffnete. Drei Wochen saß sie mit Schwerkriminellen im Adiala-Gefängnis in Rawalpindi ein. Das Mädchen, Altersangaben schwanken zwischen elf und 14 Jahren, sollte lebenslang wegen Blasphemie in Haft. Der Müllsammlerin wurde vorgeworfen, Papiere mit Koranversen verbrannt zu haben. Schließlich kam sie zunächst auf Kaution frei, musste sich aber verstecken, da in der Vergangenheit Fanatiker immer wieder der Blasphemie Angeklagte gelyncht hatten. Dann stellte sich, zum Entsetzen selbst der muslimischen Welt heraus, dass der Imam Hafiz Mohammed Khalid Chisti die Seiten aus dem Koran herausgerissen, angekohlt und dem Kind untergeschoben hatte. Sein Beweggrund: Er will die Christen aus Islamabad vertreiben.

Zu ähnlichen Taten kam es auch in Australien, als ein Christen hassender Imam bei der Polizei meldete, Christen hätten seine Moschee in Brand gesetzt. Da er aber vergessen hatte, die Videoüberwachung auszuschalten und zeigte diese, wie er den Brand selbst gelegt hat.

Wohin der Hass führen kann, zeigte sich auch im pakistanischen Punjab. Dort wurde im Juli der aufgrund einer Blasphemie-Anklage inhaftierte Ghulam Abbas von einer Gruppe radikal-islamistischer Extremisten vor der Polizeistation in Chani Ghoth mit Benzin übergossen und verbrannt. Auch Abbas galt als geistig behindert.

Vorfälle dieser Art nehmen in Pakistan zu, ohne das ein Gericht bisher einen Schuldspruch gefällt hat. J.F.

 

Zeitzeugen

Scheich Hassan Nasrallah – Der 1960 in Beirut geborene schiitische Führer der radikal islamischen Hisbollah schürt im Sender „Al-Manar“ die gegenwärtigen Proteste gegen den umstrittenen Schmähfilm „Innocence of Muslims“ und den Hass auf die USA. Er ist einer der Haupthetzer gegen Israel und hat keine Skrupel, junge Männer aus dem „Wege Allahs“ zum Selbstmord anzutreiben. Den Blasphemievorwurf nutzt er, wie viele geistliche Führer des Islam und vor allem der Salafisten, um die weltweite Protestwelle zu schüren.

Jesus Christus – Der nach dem Neuen Testament als Gott zur Erlösung der Menschheit gefeierte Messias wurde selbst zum Opfer der römischen Blasphemiegesetze. Der Gotteslästerung angeklagt wurde er in Jerusalem auf dem Kalvarienberg gekreuzigt und war so der erste Märtyrer der auf ihn gegründeten Religion. In Wahrheit war er von der Besatzungsmacht gefürchtet, die in ihm einen Aufwiegler gegen die bestehende Ordnung sahen. Seine Verurteilung zeigt schon früh, wie Blasphemiegesetze zur Durchsetzung politischer Interessen missbraucht werden können.

Kurt Westergaard – Der 1935 in Dänemark geborene Karikaturist der Zeitung „Jylands-Posten“ löste mit seiner Karikatur des Propheten Mohammed mit einer Bombe als Turban 2005 einen Proteststurm in der islamischen Welt aus, bei dem mehr als 50 Menschen ums Leben kamen. Auf seinen Kopf wurde eine Belohnung von elf Millionen Dollar ausgesetzt. Er entging Mordplänen und einem Anschlag in seinem Haus und wurde mehrfach für sein Eintreten für Meinungs-und Pressefreiheit geehrt.

Salaman Rushdi – Die „Satanischen Verse“ des 1947 in Bombay geborenen indisch-britischen Schriftstellers mit einer Lebensdarstellung des Propheten Mohammed waren der Auslöser für zahlreiche spätere Aufrufe zur Ermordung des Islamkritikers. Ayatollah Khomeini sprach als erster in einer Fatwa ein Todesurteil wegen Beleidigung des Islam aus und setzte ein Kopfgeld in Höhe von drei Millionen Dollar auf Rushdi. Erst jüngst wurde es auf 3,3 Millionen erhöht. Rushdi musste im Westen untertauchen und veröffentlichte jüngst die Memoiren seines Lebens.


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