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29.09.12 / Chinas »nackte Kader« / Korruption richtet in dem Land Milliardenschäden an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Chinas »nackte Kader«
Korruption richtet in dem Land Milliardenschäden an

Korruption gilt als einer der schädlichsten Einflüsse auf eine Volkswirtschaft. Be-rechnungen der Weltbank zufolge muss durchschnittlich jeder Mensch sieben Prozent seiner Arbeitsleistung für Korruptionsschäden aufbringen. Was den kommunistischen Machthabern in China als Ausdruck von Dekadenz gilt, breitet sich zunehmend in ihrem eigenen Land aus. Die Regierung zeigt sich jetzt entschlossen, gegen die gefährliche Massenerscheinung vorzugehen.

In den Spielkasinos von Macau laufen aus Sicherheitsgründen, wie überall in solchen Etablissements, Überwachungskameras. Doch die Aufzeichnungen in der ehemaligen portugiesischen Kolonie erfüllen insgeheim noch einen ganz anderen Zweck: Die Bänder wandern zu Chinas Finanzbehörden. Dort werden sie nach bekannten Gesichtern aus der kommunistischen Partei-Hierarchie ausgewertet, um korrupte Beamte der Geldwäsche zu überführen. „Luo Guang“ (wörtlich: nackte Kader) ist der neue Begriff, hinter dem sich eine brisante Entwicklung verbirgt. Darunter versteht man den Funktionär, der sich an der chinesischen Staatskasse vergreift, Millionen scheffelt und sich schließlich mitsamt Familie ins Ausland absetzt. Insgesamt 50 Milliarden Dollar transferierten so nach den Recherchen von „China Digital Times“ etwa 4000 korrupte Beamte allein in den Jahren 1978 bis 2003 in den kapitalistischen Westen. Nach Berichten der Zentralbank in Peking von 2011 sollen es zum Ärger des Zentralkomitees sogar 120 Milliarden sein und 16000 bis 18000 Beamte betreffen. Selbst die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua räumt ein, dass im Schnitt jeder der 4000 geflohenen Kadermitglieder eine Summe von 15 Millionen Dollar eingesteckt hat. Der Korruptionsexperte der zentralen Parteihochschule, Lion Zhe, spricht sogar davon, dass weit mehr als eine Million Beamte ihre Ehepartner und Kinder ins Ausland geschickt hätten und von China aus illegal mit Geld versorgten. Die Schwarzgelder, so die Praxis, werden oft über Firmen von Familienmitgliedern erwirtschaftet, die überhöhte Rechnungen an die Kommune stellen.

Spektakulär war jüngst die Flucht von Wang Guoqiang, Parteisekretär im nordostchinesischen Fengcheng. Er schaffte umgerechnet rund 25 Millionen Euro außer Landes, bevor der Skandal aufflog. Und dieser Rekord gelang ihm in einer Kommune mit nur 580000 Einwohnern, ein Armutszeugnis für die Kontrollbehörden des sozialistischen Landes.

Eine Studie der Bank of China ergab: Mehr als 50 Prozent der wohlhabenden Chinesen planen, die Volksrepublik zu verlassen, meist Richtung USA, Kanada und Singapur. Dort unterhalten sie demnach bereits Konten im Durchschnittswert von 1,6 Millionen Dollar. Macau und Hongkong nehmen bei diesem Transfer eine Schlüsselstellung ein. Immerhin besitzen 960000 Chinesen ein persönliches Vermögen von mindestens 1,6 Millionen Euro und 60000 eines von mindestens 12,5 Millionen Dollar. Und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann offensichtlich wird, dass die Bereicherung der kommunistischen Elite in die ersten Ränge der allmächtigen Partei reicht. Joachim Feyerabend


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