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29.09.12 / Legende schon zu Lebzeiten / Vor 70 Jahren starb der Jagdflieger Hans-Joachim Marseille

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Legende schon zu Lebzeiten
Vor 70 Jahren starb der Jagdflieger Hans-Joachim Marseille

Als Sohn eines Jagdfliegers des Ersten Weltkrieges und späteren Luftwaffengenerals war dem am 13. Dezember 1919 in Berlin-Charlottenburg geborenen Hans-Joachim Marseille die Fliegerei in die Wiege gelegt worden. Dass er aber schon zu Lebzeiten zu einer Jagdfliegerlegende werden würde, dürften hingegen am wenigsten seine Eltern vorausgesehen haben. Von schwacher körperlicher Kondition und in der Schule eher als unvernünftiges, wenn auch stets fröhliches, Problemkind verrufen, schien er für nichts weniger geeignet zu sein als für eine berufliche Laufbahn beim Militär. Doch Eltern und Lehrer sollten sich gründlich irren. Nachdem er die Schule mit dem Abiturzeugnis in der Tasche verlassen und die Pflichtzeit beim Reichsarbeitsdienst absolviert hat, kann sich Marseille im Frühjahr 1939 endlich seinen Traum erfüllen und Fliegeroffizier werden. Schon während der Ausbildung macht er sich als überdurchschnittlich begabter und passionierter Flieger einen Namen. Allerdings fällt er immer wieder durch riskante Flugmanöver und Verstöße gegen die Vorschriften auf. Doch sein fliegerisches Können sowie seine jugendliche Heiterkeit und Ausstrahlung machen es seinen Vorgesetzten und Kameraden schwer, ihm seine Disziplinlosigkeiten nachzutragen.

Im August 1940 kommt Marseille an die Front, wo ihm an der Kanalküste schon beim dritten Feindflug sein erster Luftsieg gelingt. Ein Jahr später wird er zum Jagdgeschwader 27 nach Afrika versetzt. Hier gelingen ihm am 22. November 1941 zum ersten Mal mehrere Luftsiege bei einem einzigen Einsatz. Von nun an reißt seine Erfolgsserie nicht mehr ab. Immer heller strahlt der „Stern von Afrika“, wie ihn die deutschen Soldaten und die Propaganda bald nennen. Einmalig ist Marseilles Taktik, aus der Überhöhung heraus anzugreifen, die Maschine abzufangen, mit letzter Motorkraft die Maschine für einen kurzen Augenblick gerade zu legen und dabei zu schießen, bevor er wegtrudelt. Im Urteil Adolf Gallands, General der Jagdflieger und selbst ein Flieger-As, macht ihn das zum „unerreichten Virtuosen unter den Jagdfliegern“.

Im Februar 1942 erzielt Marseille seinen 50. Abschuss und wird als erfolgreichster Pilot seines Geschwaders mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Vier Monate später erhält er das Eichenlaub, nachdem er 75 Gegner im Luftkampf besiegt hat, davon sechs innerhalb von nur elf Minuten. Knapp zwei Wochen später kann er 100 Abschüsse verbuchen und erhält die Schwerter, Anfang September die Brillanten. Am 24. September 1942 wird er im Alter von erst 22 Jahren zum jüngsten Hauptmann der Luftwaffe befördert. Seine Persönlichkeit, sein Können und seine Erfolge nötigen selbst seinen Gegnern Hochachtung ab. Am Ende kann Marseille 158 Luftsiege verbuchen, was ihn zum erfolgreichsten Jagdflieger auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz macht. Vom Feind unbesiegt, ereilt ihn am 30. September 1942 das Schicksal. Bei der Rückkehr von einem Feindflug fängt seine Me 109 durch einen technischen Defekt Feuer. Marseille dreht die Maschine auf den Rücken und steigt aus. Entsetzt beobachten die deutschen Soldaten am Boden, wie er gegen das Seitenleitwerk geschleudert wird, noch bevor er den Fallschirm öffnen kann. Als sie seinen Leichnam bergen, haben sie Tränen in den Augen. Der „Stern von Afrika“ ist erloschen. Jan Heitmann


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