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29.09.12 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

es hat sich wieder viel getan, unsere Familiengemeinde hat sich sehr rege an den oft schwierigen Fragen beteiligt und versucht, Lösungen zu finden oder jedenfalls auf mögliche Wege hinzuweisen. Beginnen möchte ich mit dem Schreiben von Frau Ute Eichler aus Hamburg, die wieder einmal erfreut über die schnelle Beantwortung ihrer Fragen war, die sich diesmal auf ihre in der PAZ Nr. 34 gestellten Suchwünsche bezogen. Die für das Lötzener Heimatarchiv und die Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Lötzen Verantwortliche erwartet in diesen Tagen drei polnische Wissenschaftler von der Universität Bialystok zu intensiven Arbeitsbesprechungen in Neumünster. Für die Forschungsaufgaben der beiden Archäologen und des Historikers war Frau Eichler die Brücke zu Zeitzeugen aus unserer Leserschaft, denn vor allem von ihnen konnten die Fragen beantwortet werden. Ute Eichler schreibt:

„Nach der Veröffentlichung meiner Suchwünsche gab es – wie es wohl die Regel bei der aufmerksamen Leserschaft der Ostpreußischen Familie ist – prompte Reaktionen. Auf die Fragestellung nach Erinnerungen an das Leben der deutschen Bevölkerung zwischen 1945 und 1949 in Lötzen meldete sich allerdings nur eine Leserin, die bereit ist, ihre Erfahrung aus dieser Zeit einem polnischen Historiker mitzuteilen. Eine weitere Frage war die nach den Beständen der Vaterländischen Gedenkhalle in Lötzen, an die sich ehemalige Besucher erinnern konnten. Hier war es Herr Heinz Czallner aus Frankfurt am Main, der sofort in seiner großen historischen Postkartensammlung nachsah und seine Hilfe anbot. Eine sehr schöne historische Ansicht des Heldenfriedhofs am Schwenzaitsee schick­te Frau Ingetraut St. aus Elsnigk. Herr Friedrich-Karl M. aus Detmold war der erste, der mir die Zusendung von Material zum Thema Denkmale und Friedhöfe für Gefallene des Ersten Weltkrieges in Stadt und Land Lötzen in Aussicht stellte und es dann auch prompt zusandte. Ihm verdanke ich den wichtigen Hinweis auf Veröffentlichungen in der damaligen Presse, beispielsweise in der ,Königsberger Hartungschen Zeitung‘ über die Einweihung granitener Ehrentafeln am 18. September 1921 in der Kirche zu Orlowen. Der Redakteur des Lötzener Heimatbriefes, Herr Hans-Werner Erdt, besaß in seinem Bestand von bisher unveröffentlichtem Material noch zwei Aufsätze, die ebenfalls ein wichtiger Beitrag zu diesem Thema sind. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, noch weitere Erinnerungsbruchstücke zusam­men­zutragen, wenn ich ergänze, dass die polnische Archäologin Małgorzata Karczewska genau wissen möchte, woraus die Umzäunungen der Friedhöfe bestanden. Waren es Hecken, Holzzäume, Steinmauern? Näheres möchte sie auch über die Gedenksteine, -tafeln, -kreuze wissen. Sie sehen, jedes Detail interessiert.“

Soweit die E-Mail von Frau Eichler, die nun hofft, weitere Informationen aus unserem Leserkreis zu erhalten. Vielleicht kann sie diese direkt an die polnischen Wissenschaftler weitergeben, wenn diese noch in Neumünster weilen sollten. (Ute Eichler, Bilenbarg 69 in 22397 Hamburg, Telefon 040/6083003, E-Mail: KGL.Archiv@gmx.de)

Bei Herrn Czallner möchte ich mich übrigens noch persönlich bedanken. Er besitzt anscheinend einen unsichtbaren Geigerzähler für ostpreußisches Kulturgut, von dem ich dann auch profitiere. Eine bibliophile Kostbarkeit entdeckte er jetzt auf einem Antikmarkt und sandte sie uns zu. Dass ich sehr erstaunt und noch mehr erfreut war, kann man verstehen, denn es handelt sich um einen in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts bei der Hartungschen Zeitung und Verlagsdruckerei in Königsberg erschienenen Band „Ostpreußisches Lachen“ von Hermann Bink. Nun kannte ich den Autor und seinen Bruder Karl Bink noch persönlich, weil ich auf dessen „Niederpreußischen Bühne“ in meinen eigenen Stücken gespielt hatte, und so las ich die mundartlichen Gedichte und Histörchen mit innigem Vergnügen. Das Büchlein trägt den Untertitel „Königsberger Marzipan und andere heimatliche Leckereien heiteren Inhalts“, und eine davon bezieht sich auf unsere heimische Spezialität. Sie ist so köstlich, dass ich sie unserer Leserschaft nicht vorenthalten kann. Deshalb habe sie für die „Weih­nachtsfamilie“ vorgemerkt. Aber Herrn Czallner möchte ich jetzt schon danken für dieses herrliche Fundstück!

Das Bild über dem Schreibtisch im Büro des Königsberger Lederkaufmanns Albert Kremp in der Altstädtischen Bergstraße, das eine der sieben Pregelbrücken zeigt, hat trotz seiner Unschärfe Herrn Dr. Klein aus Schwörstadt veranlasst, über hundert Brückenbilder genau zu betrachten, um das Motiv bestimmen zu können. Das ist schwierig, zumal die Aufnahmen aus einem über 30 Jahre dauernden Zeitraum stammen, in dem sich die Baustruktur mit Sicherheit verändert hat. Nach einigem Hin und Her glaubt Herr Dr. Klein doch, dass es sich – wie ich auch vermutete – um die Schmiedebrücke handeln müsste, da das Bild nach dem hellen Gebäude eine dunkle „Spitze“ zeigt, wie sie auch in einer alten Aufnahme aus seiner Sammlung zu erkennen ist. Diese weist das Motiv als „Königsberg i. Pr. – Pregel-Partie mit Schmiedebrücke“ aus, die unterhalb der Altstädtischen Bergstraße lag. Wollen mal sehen, ob diese Spur zu einem befriedigenden Ergebnis führt.

Frage – Antwort – Frage: Das Rotationsprinzip unserer Ostpreußischen Familie zeigt sich in vielen Zuschriften, wie in dem mehrere Themen aufgreifenden Schreiben von Herrn Friedrich-Karl Meller aus Detmold. Zuerst möchte ich mich bei ihm für die nette Anrede bedanken, denn „liebe bemutternde Betreuerin der Ostpreußischen Familie“ wurde ich noch nie genannt, und das lasse ich mir gerne gefallen. Herr Meller geht in seinem Schreiben zuerst auf die Fragen zu Alt-Lappienen ein, die von Herrn Prof. Hertel gestellt wurden, und weist auf einen Namensfehler hin, den er korrigieren konnte. In der Folge 27 wurde ein Lappiener Familienname mit „Suttkus“ angegeben, es handelt sich aber um den Namen „Luttkus“ wie ein Auszug aus dem „Niekammer“, dem Güterverzeichnis von 1932, beweist, den Herr Meller zur Übermittlung an Herrn Prof. Hertel seinem Schreiben beilegte. Zu dem Foto aus einem Internierungslager in Dänemark in Folge 22, das entweder in Oksböl oder in Silkeborg aufgenommen wurde, meinte Herr Meller, dass es nicht das erstgenannte Lager sein könnte, denn dort war er mit seiner Familie interniert. Und zu Oksböl richtet sich auch seine Frage, die sich vor allem an ehemalige Mitinsassen wendet. Es geht um den von Veit Harlan gedrehten Film „Immensee“, der in dem Lager etwa 30-mal aufgeführt wurde und somit von fast 25000 Zuschauern gesehen wurde. Herr Meller schreibt: „Mein Gedächtnis sagt mir, dass in Zusammenhang mit diesem Film ein Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Ein Gewinner war Studienrat Hans Heine mit der Vertonung des Gedichts ,Meine Mutter hat’s gewollt‘ aus der Storm-Novelle. Mein Vater Fritz Meller, *1895, †1961, leitete damals einen der Chöre und hatte somit mit der Uraufführung zu tun. In den ,Deutschen Nachrichten für deutsche Flüchtlinge in Dänemark‘ wird in Nr. 46 vom 9. Dezember 1946 über Max Seeboth und Hans Heine als ,neue viel beachtete Komponisten‘ berichtet, letzterer mit dem Storm-Lied und dem heiteren Schätzellied. Ich habe damals als Elfjähriger die Uraufführung miterlebt und das hat mich stark beeindruckt. Ich muss das Storm-Lied mehrfach gehört haben, die Melodie hat sich fest ins Gedächtnis geschrieben. Leider finde ich in den hinterlassenen Noten meines Vaters den Chorsatz nicht, bin aber natürlich interessiert, ihn zu besitzen. Meine Hoffnung ist nun, dass frühere Chormitglieder oder deren Nachkommen dieses Notenblatt in ihrem Familienarchiv bewahrt haben. Über eine Kopie des Chorsatzes – oder aller Einzelstimmen – würde ich mich sehr freuen!“

Soweit der Wunsch von Herrn Meller, dessen Bemühungen um diese Heine-Komposition bisher vergeblich waren. Eine Anfrage bei der Musikabteilung der Staatsbibliothek in Berlin wurde negativ beschieden und eine weitere bei der Schulleitung der Berliner Humboldt-Oberschule, zu deren Lehrkörper Heine wahrscheinlich gehörte, blieb sogar unbeantwortet. Ein Teil der Schüler und Lehrer waren damals in Öksböl interniert. Für uns Ostpreußen ist aber das ebenfalls von Heine vertonte „Schätzellied“ interessant, denn der Text stammt von dem Königsberger Walter Scheffler, der zusammen mit Agnes Miegel in das dänische Lager kam. Sie wurde Trauzeugin, als der Mittsechziger sein „Schätzel“, seine langjährige, treue Lebensgefährtin, im Lager heiratete. Der Dichter selber hat die Vertonung nicht hören können, er war seit seinem 16. Lebensjahr taub. Herr Meller ist noch im Besitz des Schefflerliedes. (Friedrich-Carl Meller, Matthias-Claudius-Weg 7 in 32756 Detmold, Telefon 05231/67797.)

Wenn man Freude bringen oder vermitteln kann, ist das eine unserer schönsten Aufgaben. Und so erfülle ich gerne den Wunsch unseres Lesers Ditmar Hinz aus Berlin, der einer lieben Brief- und Heimatfreundin aus Königsberg zu deren 85. Geburtstag eine freudige Überraschung bereiten will. Dieses stolze Alter erreicht Margot Lange aus Buxtehude am 2. Oktober, und deshalb ist dies die letzte Möglichkeit, ihre ehemaligen Mitschülerinnen über den Termin zu informieren. „Als sie uns unlängst alle 35 Schülerinnen ihrer 8. Klasse als Ergebnis ihrer Nachtgedanken mit Familien- und Vornamen auflistete, kam mir die Idee, in der Ostpreußischen Familie nach diesen zu suchen“, schreibt Herr Hinz. Die heutige Seniorin hieß damals Margot Neumann. Es handelt sich um das Schuljahr 1941/42 in der Hippelschule, Stägemannstraße 56, unter Rektor Steinger. Die Mädchenklasse wurde im März 1942 wegen militärischer Belegung in der Johanna-Ambrosius-Schule, Luisenstraße, entlassen. Es ist natürlich fraglich, ob und wie viele ehemalige Mitschülerinnen von Margot Neumann diese Zeilen lesen, aber die Familie Hinz konnte bereits vor einiger Zeit der Königsbergerin helfen, ihre Jugendfreundin Ellen wiederzufinden. Das berechtigt natürlich zu der Hoffnung, dass sich einige der ehemaligen Mitschülerinnen bei Margot melden, um ihr zu gratulieren. Das würde der tapferen Ostpreußin gut tun, die nach einer bitteren Kindheit das Schlimmste während der Vertreibung durchmachen musste. Ihre Adresse: Margot Lange, Braunschweiger Straße 2 in 21614 Buxtehude, Telefon (04161) 3011168.

Eure Ruth Geede


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