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29.09.12 / Mittelschicht in Aufruhr / Autorin klagt über schwindenden Wohlstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Mittelschicht in Aufruhr
Autorin klagt über schwindenden Wohlstand

Ja, die Autorin Kathrin Fischer hat mit ihren Gefühlen nicht unrecht: Den meisten berufstätigen und jungen Deutschen wird es in Zukunft eher schlechter als besser gehen. Ständig wachsender Wohlstand gehört vermutlich für die meisten der Vergangenheit an. Doch das, was die ehemalige freie Mitarbeiterin des Hessischen Rundfunks aus dem Thema gemacht hat, ist ziemlich durchwachsen.

Es fängt schon damit an, dass man sich über den gewählten Titel streiten kann: „Generation Laminat. Mit uns beginnt der Abstieg … und was wir dagegen tun müssen“. Zu aller erst erinnert der Titel an den einstigen Bestseller „Generation Golf“, doch das wirkt eher unoriginell als lustig. Und dann fühlt sich die Rezensentin auf den Schlips getreten, ist sie doch gerade stolz, dass sie sich für ihr Wohnzimmer statt empfindlichem Teppich sogar Laminat leisten kann, damit ihre kleine Tochter dort so viel umkippen kann, wie sie will, sprich, Laminat ist nicht für alle ein Zeichen von Niedergang und Armut. Doch Kathrin Fischer bringt Wohlstand automatisch mit Parkett in Verbindung und bedauert, dass sie sich von ihrem durchschnittlichen Akademikergehalt nur eine Mietwohnung mit Laminat leisten kann, während sich in den 80er Jahren ihr Englischlehrer mit Frau und drei Kindern ein Haus bauen konnte. Doch auch wenn man über den Titel und die damit verbundene Klage hinwegsieht, so bietet das Buch nur einseitige Schlüsse und zu wenig Greifbares.

Fischer, inzwischen Referentin für Öffentlichkeitsarbeit an der Universität Flensburg, meint, dass es kein gutes Zeichen sei, dass sie bei Grillpartys mit Freunden über Währungscrash und den Schutz davor spricht. Staatspleite und Kaltgetränke gehörten einfach nicht zusammen. Wobei die Autorin selbst anmerkt, dass viele ihrer Freunde sagen, sie klage auf hohem Niveau. Überhaupt zitiert sie ganz oft aus ihrem Freundeskreis oder aus der „taz“, echte Experten oder Zahlen kommen dafür wenig vor.

Wobei viele der Beschreibungen der Autorin durchaus vorhandene Missstände aufgreifen, doch Fischers Forderung, einfach die Reichen höher zu besteuern, ist doch arg platt. Die Probleme in Deutschland liegen viel tiefer und vielleicht ist das Studium der Philosophie und Literaturwissenschaften der Autorin nicht unbedingt die beste Basis, um eine Analyse des Niedergangs der Mittelschicht zu liefern. Manche Kritikpunkte sind allerdings auch so nachvollziehbar: So kritisiert sie, dass aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze für die Sozialversicherungen ein Single mit einem Jahresbruttogehalt von 63000 mit 53 Prozent die höchsten Abzüge habe, jener, der 110000 Euro im Jahr verdient, aber nur noch 50 Prozent seines Gehalt für Steuern und Sozialversicherungsbeiträge verwenden müsse.

Aber auch wenn die wenigen, politisch linksgeprägten Antworten zur Lösung der Krise aus der Feder von Kathrin Fischer zu wenig hergeben, so ist es doch ein Verdienst, dass sie das ungute Bauchgefühl vieler Mittelschichtler in Worte gefasst hat. Bezüglich der von ihr abgelehnten Euro-Rettung und des deutschen Schuldenbergs fragt sie zu Recht: „Wie soll ich das später meinem Sohn erklären!“ Rebecca Bellano

Kathrin Fischer: „Generation Laminat. Mit uns beginnt der Abstieg … und was wir dagegen tun müssen“, Knaus, München 2012, broschiert, 285 Seiten, 16,99 Euro


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