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06.10.12 / Opel der (Un-)Zuverlässige / Die GM-Tochter feierte in Rüsselsheim ihr 150-jähriges Bestehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Opel der (Un-)Zuverlässige
Die GM-Tochter feierte in Rüsselsheim ihr 150-jähriges Bestehen

In seinem Stammwerk Rüsselsheim feierte Opel sein rundes Jubiläum. 150 Jahre Überleben im Wettbewerb sind ja auch ein Grund zum Feiern. Allerdings sind Gegenwart und Zukunftsaussichten weniger rosig.

In Rüsselsheim, sozusagen dem Wolfsburg Opels, war ausnahmsweise einmal wieder die Stimmung gut. Rund 40000 waren zur Jubiläumsfeier erschienen. Für die Jugend gab es Luftballons und Karts und für die schon etwas älteren Semester Oldtimer und Oldies.

Trotzdem blieben die alltäglichen Sorgen der Opelaner nicht vor dem Werkstor. „Wir hätten uns eine bessere Zeit gewünscht, um den Geburtstag zu feiern, denn Opel fährt gerade auf einer holprigen Strecke in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld“, sagte Wolfgang Schäfer-Klug. Nichtsdestotrotz gab sich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende optimistisch. „Wir verstehen diese Krise als Chance“ und Opel werde auch seinen 175. Geburtstag feiern können.

Auch die Worte Thomas Sedrans waren durchwachsen. Mit „Wir werden wieder neue Höhen erklimmen“ versuchte Opels Interims-Chef Zuversicht zu verbreiten. „Allein bis 2016 investieren wir mehrere Milliarden Euro und bringen 23 neue Modelle und 13 neue Motoren auf den Markt“, verkündete er. Er kündigte aber auch schmerzhafte Einschnitte an. So müssten Produktions- wie Fixkosten gesenkt werden. Der gesamten Automobilbranche weht derzeit in Europa der Wind ins Gesicht, aber Sedran räumt ein, dass es auch hausgemachte, Opel-spezifische „eigene Fehler“ gibt.

Jeder Popel fährt ’nen Opel, hieß es einst. Modernität gehörte nie zu den Stärken der Marke, aber dafür Solidität. „Opel der Zuverlässige“, hieß es damals. Doch die Zeiten sind vorbei. Hier hat offensichtlich die US-amerikanische Lässigkeit Schaden bewirkt. Doch dem Deutschen ist das Auto sein liebstes Kind, und was man lieb hat, soll diese Liebe auch verdienen. Wenn man ein Kind pflegt und hegt, erwartet man im Gegenzug auch Loyalität, sprich Verlässlichkeit.

Abgesehen von der eingebüßten Zuverlässigkeit ist zweifellos auch das Abschneiden Opels von den internationalen Wachstumsmärkten durch die (Stief-)Mutter GM ein Problem, gerade jetzt, wo der europäische Markt durch die (süd-)europäische Schuldenkrise an Bedeutung verliert.

Allerdings werden in den Medien auch Gründe für die Misere angeführt, die Fragen aufwerfen, wenn man sich den Konkurrenten Volkswagen vor Augen hält. So heißt es beispielsweise, die Umstellung von Heck- auf Frontantrieb habe „die sportlich ambitionierte Klientel“ verprellt. Andererseits käme keiner auf die Idee, den Übergang vom heckgetriebenen „Käfer“ zum frontgetriebenen „Golf“ zu kritisieren. Nun könnte man darauf verweisen, dass BMW und Mercedes auch beim Heckantrieb geblieben sind, doch ist Opel wohl weniger mit diesen Nobelmarken denn mit dem Massenhersteller VW vergleichbar. Ähnlich verhält es sich mit José Ignacio López, der für die Qualitätseinbußen verantwortlich gemacht wird. Vergleichbar signifikante Qualitätseinbußen sucht man nach dem Einsatz von López bei VW vergebens. Und dem Hinweis, dass in den Volumensegmenten die Opel „von der eigenen Schwestermarke Chevrolet mit günstigeren Varianten nahezu identischer Produkte bedrängt“ würden, ist entgenzuhalten, dass VW die günstigeren Skodas und Seats nicht nenenneswert schaden. Ganz so einfach ist die Frage nach den Ursachen der Opel-Misere wohl doch nicht zu beantworten. Manuel Ruoff


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