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06.10.12 / Bildung vom Kiez / Wie Weiterbildungsträger um Kunden werben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Bildung vom Kiez
Wie Weiterbildungsträger um Kunden werben

Nachdem die Erwerbslosenquote auf ein erträgliches Maß gesenkt werden konnte, wurden die finanziellen Ressourcen zur Arbeitsförderung drastisch zurückgefahren. Das hat nun im dritten Jahr in Folge Deutschlands sogenannte Bildungsanbieter auf den Plan gerufen. Durchdrungen vom Credo des lebenslangen Lernens präsentierten sich auf einer Weiterbildungsmesse in Hamburg 50 von ihnen.

Mit populistischem Unterton wird eine breit gefächerte Palette „geballter Bildung auf dem 3. Bildungskiez“ unters Volk gebracht. Geworben wird für die Veranstaltung mit „spannenden Vorträgen – interessanten Themen“. Die bildungsbeflissenen Besucher erfahren, dass man „Karrierepläne nicht nur schmieden, sondern auch schweißen kann“. Das lässt aufhorchen und Nachhaltigkeit erahnen. „Weiterbilden – wiederkommen – zurück in den Beruf“ fordert man diejenigen auf, die sich momentan außerhalb des Arbeitsmarktes befinden. Ein Institut will auftretende „Konflikte mit Systemgesetzen“ lösen. Sieht sich der Besucher gar zum künftigen Führer berufen, so wird ihm der Weg in höhere Sphären gewiesen: „Führung kommt von Führen“. Wer hätte das ernsthaft für möglich gehalten? „Veränderung ist kein Selbstläufer!“ Eine neue Erkenntnis? Wohl kaum, denn das predigten uns bereits unsere Eltern: Ohne Fleiß kein Preis! Last but not least erklärt ein Aussteller dem Publikum die „Delfin-Strategie der Kommunikation“, deren Anwendung sogar eher introvertierte Teilnehmer künftige Hürden leichtfüßig nehmen lassen. Ein anderes Institut schlägt eine Brücke zum wohlverdienten „Bildungsurlaub, der mehr als eine Fortbildung“ in Aussicht stellt. Da dürfte sich innovatives Gedankengut auftun. Und sollte dadurch die Stimmung im betroffenen Unternehmen in Schieflage geraten, weil der Arbeitgeber Einwände vorbringt, kommt „Mediation als Bildung wie Phönix aus der Asche“ daher. Wer seine Bildungsdefizite als bedrohlich einstuft, verlässt den Weiterbildungstag in der beruhigenden Gewissheit, dass der Spaßfaktor beim lebenslangen Lernen natürlich nicht zu kurz kommt. Dennoch blicken Training, Coaching & Co. angespannt in eine ungewisse Zukunft bei dieser Achterbahnfahrt durch das Dickicht ihres Bildungsbiotops. Kai Müller


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