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06.10.12 / Chinas Banken erobern Europa / Finanzkrise wird als Chance zur weiteren Expansion auf dem Kontinent betrachtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Chinas Banken erobern Europa
Finanzkrise wird als Chance zur weiteren Expansion auf dem Kontinent betrachtet

Die wachsenden globalen Investitionen von Chinas Industrie werden vermehrt durch den weltweiten Ausbau von Niederlassungen chinesischer Banken vor allem auf dem europäischen Markt begleitet.

So bemüht sich derzeit die zweitgrößte Bank aus dem Reich der Mitte, die China Construction Bank, für zwölf Milliarden Euro ein europäisches Bankhaus zu kaufen. Die deutsche Commerzbank etwa würde derzeit mit rund neun Milliarden Euro kapitalisiert. Allen voran betreibt die Bank of China bereits in 32 Ländern mehr als 590 Zweigstellen und spielt als „Global Player“ im Finanzsektor längst eine führende Rolle: Sie liegt auf Platz elf unter den 1000 größten Instituten der Welt. Die sogenannten „Big Four“ der Volksrepublik, die Institute Bank of China, die Agricultural Bank of China, die China Construction Bank und Industrial and Commercial Bank of Chinareihen sich nach dem Schlüssel der sogenannten Marktkapitalisierung allesamt in die vorderen Ränge ein. Bis zum Jahr 2020 soll die Bank of China nach den Worten ihres Chairman Xiao Gang in der Welt die Führungsposition einnehmen. Auf diesem Kurs sollen auch die Märkte im übrigen Asien, im Mittleren Osten, in Afrika und in Lateinamerika stärker anvisiert werden. Das schließt auch die Kooperation mit nichtchinesischen Banken in Übersee ein, wie Ende Juli mit der Züricher Bank Julius Bär vereinbart. Schlagwort der roten Banker: „Organic growth“.

Die Eurokrise wird von Chinas Finanzmanagern als Chance für eine weitere Expansion wahrgenommen. Die Internationalisierung der chinesischen Währung gehe, so postuliert selbstbewusst Xiao Gang mit den zunehmenden Bankaktivitäten im Ausland Hand in Hand auf dem Weg zu einer globalen Leitwährung. Sein Land mausert sich gerade zur zweitgrößten Ökonomie auf dem Globus und führt die Liste der Exportländer an. In diesem Kontext ist gegenwärtig eine leise schrittweise Reform des Finanzwesens wie etwa eine Kreditvereinfachung im Gange, die der künftigen Bedeutung auf den Weltmärkten gerecht werden soll. Im Jahr 2011 investierte die Volksrepublik China außerhalb ihrer Grenzen in 178 Ländern mehr als 437 Milliarden US-Dollar. Die Rückbesinnung der Ban­kenwelt nach Phasen der globalen Expansion auf die heimischen Märkte macht den chinesischen Bankern zudem den Schritt ins Ausland leichter.

Die positive Sicht auf die zunehmende internationale Bedeutung der chinesischen Währung teilt auch die Commerzbank, die ein rasantes Wachstum ihrer Geschäfte auf der Basis des Yuan verzeichnet und für 2012 im „Corporate Business“ mit China ein Wachstum von 30 Prozent erwartet. Yuan-Konten würden eine immer größere Rolle spielen, weil viele Handelspartner aus China in der chinesischen Währung Renminbi (Yuan) bezahlen. Die Möglichkeit, dass der Renminbi ganz konvertierbar wird, schweißt die großen Zentren des Bankwesens Hongkong, Shanghai, Shenzen und Taipeh in Zukunft enger zusammen. Der Yuan ist heute bereits die drittstärkste der auf den Hongkonger Märkten operierenden Währungen – ein weiterer Schritt zum Offshore-Markt für die chinesische Währung.

In Europa existieren bereits 25 Niederlassungen der „Big Four“. Der Schwerpunkt des Engagements liegt in Großbritannien, einer der größten Handelspartner der Volksrepublik und traditionell über seine ehemalige Kronkolonie Hongkong mit dem ostasiatischen Markt verbunden, gefolgt von Deutschland mit dem Bankenplatz in Frankfurt und Hamburg, dem Haupthafen für den Containerverkehr mit Fernost.

Diese Niederlassungen bieten nahezu dieselbe Dienstleistungspalette an wie die europäischen Wettbewerber. Einige neu eröffnete Banken dagegen beschränken sich auf spezielle Segmente, wie in Brüssel beispielsweise den Diamantenhandel, bei dem China inzwischen die führende Position innehat. Sogenannte Dim Sum-Bonds (abgleitet vom Wort für leckere Vorspeisen) sollen Zahlungen in Yuan erleichtern, fünf solcher Abmachungen wurden dieses Jahr bereits mit London getroffen. Chinesische Olympiabesucher konnten beispielsweise im größten Londoner Kaufhaus Harrods mit derselben Kreditkarte einkaufen wie im Land der Mitte. Britische Exporteure können inzwischen ein Yuan-Konto etwa bei der Hongkong Shanghai Bank (HSBC) oder Standard Chartered eröffnen. Auf diesem Weg werden Kursprobleme vermieden. Joachim Feyerabend


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