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06.10.12 / Die Politik beendet eine Erfolgsgeschichte / Die Glühbirne ist mindestens 133 Jahre alt, vielleicht aber sogar Jahrtausende – Wohl schon die alten Ägypter hatten rußfreie Lampen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Die Politik beendet eine Erfolgsgeschichte
Die Glühbirne ist mindestens 133 Jahre alt, vielleicht aber sogar Jahrtausende – Wohl schon die alten Ägypter hatten rußfreie Lampen

Klassische Edison-Glühbirnen dürfen aufgrund ihrer schwachen Energieeffizienz bald nicht mehr verkauft werden. 133 Jahre ist es her, dass Thomas Alva Edison seine massentaugliche Birnenversion entwickelte, und weil in dieser Zeit die industrielle Revolution lag, wurden die Birnen zum festen Inventar des modernen Alltags. Deshalb fällt uns die Trennung so schwer, auch wenn die Birne nur eines von vielen Leuchtmitteln ist. Ihre Nachfolger sind schon dabei, die Wohnzimmer zu erobern.

Viele Völker können für sich beanspruchen, dass ihnen das Licht aufgegangen ist, die Glühbirne zu erfinden. Swan war Engländer, Edison war Amerikaner, Nadogin war Russe und Göbel Deutscher. Selbst die alten Ägypter scheinen bereits vor 3000 Jahren eine Glühbirne entwickelt zu haben. Denn in manchen dunklen Grabkammern gibt es keinerlei Spuren von Ruß. Wenn man der Frage nachgeht, wie die Ägypter ihre unterirdischen Königsgräber beleuchten konnten, ohne dass Ruß-Spuren zurück­blieben, wird es spannend. In der ägyptischen Tempelanlage Dendera befinden sich in Stein gehauene Reliefs, die einen Gegenstand zeigen, der schon auf den ersten Blick leicht als Leucht-Birne erkennbar ist — wobei man diskutiert, ob es sich um eine Glühbirne oder eine Art Leuchtstoffkörper handelt.

Wenn auch mehrere Erfinder die Glühbirne zum Patentamt trugen, so verbindet man mit ihr doch vor allem den Namen Thomas Alva Edisons. Er stellte seine Version im Jahre 1879 vor. Er griff dabei auf eine Idee Johann Heinrich Göbels zurück, die dieser schon 1854 gehabt hatte. Der deutsche Uhrmacher hatte Parfümfläschchen luftleer gepumpt und in ihnen einen verkohlten Faden mit Hilfe elektrischen Stromes zum Glühen gebracht. Edisons Anteil war es, eine praktikable technische Umsetzung zu finden, denn so ganz optimal waren leuchtende Kölnischwasser-Flacons noch nicht. Die erste Glühlampe der neuen Art leuchtete vom 19. bis 21. Oktober 1879. Im neuen, hellen Licht dieser Birnen konnte man im aufstrebenden Industriestaat USA gleich auch die Arbeitswelt verändern. Nun wurden regelmäßige Nachtschichten eingeführt. Auf der anderen Seite erhielten Menschen mit abweichenden Arbeits- und Lebensrhythmen die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit in die Nachtstunden zu verlegen, ohne sich an schwachem Öllicht die Augen zu verderben.

Edisons Konzept eines geschlossenen Glaskolbens mit einem glühenden Draht darin wurde bis heute praktisch nicht verändert. Dennoch war der Fortschritt bei der Glühbirne erheblich. Der allgemeine Retro-Trend versetzt uns in die Lage, heutige Glühbirnen mit ihren Vorfahren zu vergleichen. Diese hatten einen Kohlefaden als Glühkörper, was ihnen eine unvergleichlich niedrige Farbtemperatur mit wohltuend hohem Rot-Anteil einbrachte. Allerdings ist die Lichtausbeute dieser Birnen nicht sehr hoch, und nach und nach sublimiert der Kohlenstoff und schlägt sich an der Innenwand des Glaskolbens nieder. Mit der Zeit werden Edison-Birnen also noch dunkler, als sie ohnehin schon sind. 1905 ersetzte man den Kohlefaden durch einen Metallglühdraht, was höhere Lichtausbeute bei längerer Haltbarkeit brachte. Dieses war ein großer Erfolg, denn grund­sätzlich geht die Helligkeit auf Kosten der Lebensdauer, da der Draht bei höherer Betriebstemperatur schneller verdampft und daher auch schneller so dünn wird, dass er an seiner schwächsten Stelle reißt. Von diesem natürlichen Verschleiß abgesehen wird heutzutage dieser Lampentod sogar mutwillig hineinkonstruiert, damit man bald wieder eine neue Birne kaufen muss.

Entscheidend für die Leuchtqualität einer Glühbirne ist das für den Glühdraht verwendete Material. Zunächst standen dabei ausreichende Leuchtkraft und Brenndauer im Vordergrund. Dazu suchte man zunächst nach einem Draht, der längere Zeit möglichst hohen Temperaturen standhalten konnte. Schon Edison stellte Versuche mit verschiedenen Metallfäden an, allerdings nicht mit besonderem Erfolg. Verkohlte Pflanzenfasern vom Bambus brachten schließlich die erste technisch umsetzbare Lösung. Wichtig war vor allem die Elastizität der zum Glühen gebrachten Faser, denn ein Abbrechen würde die Glühbirne unbrauchbar machen.

Als Metall wurde später Wolf­ram eingesetzt, das zwar spröde ist, aber einen sehr hohen Schmelzpunkt besitzt, die beste Voraussetzung also für hohe Lichtausbeute. Der Glühdraht einer 15-Watt-Birne hat eine Dicke von einem tausendstel Millimeter und — auseinandergezogen — eine Länge von etwa einem Meter. So bleibt die Glühbirne unverändert ein echter Klassiker unter den Elektroartikeln, der für den Handel nach wie vor ein verlässlicher Umsatzgarant ist, solange sie immer wieder durchbrennt – und erlaubt bleibt.

Zum Energiesparen schien lange Zeit kein Grund zu bestehen, der Strom kam schließlich aus der Steckdose. Immer noch liegt der in Licht umgewandelte Energieanteil einer Glühbirne bei höchstens fünf Prozent. Ein deutlicher Fortschritt bei der Effizienz war die Entwicklung der Niedervolt-Halogenlampen, die offenbar besonders für designorientierte Anwendungen prädestiniert sind. Solche Leuchtmittel benötigen nur zwölf Volt und arbeiten genauso wie der Scheinwerfer eines Kraftfahrzeugs. Seit den späten 70er Jahren werden Leuchtmittel dieser Art angeboten. Sie verbinden passable Leistungsdaten mit angenehmem Licht. Immerhin verdauen sie bis 500 Watt, damit wird die Nacht wirklich zum Tage. Eine leuchtende Birne, die auf das Prinzip der Leuchtstoffröhre zurückgreift, ist die Energiesparlampe, ein Kind der Energiekrise. Das Licht aus diesen Gebilden ist jedoch nicht jedermanns Sache, es erinnert zu sehr an Supermärkte und Schlachthöfe. Dafür kann man damit aber sehr viel Strom sparen. Über zwei Drittel aller Lampenfassungen beherbergen klassische Glühbirnen, und das nicht ohne Grund: Sie geben einfach das bessere Licht ab. Alexander Glück


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