28.03.2024

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06.10.12 / Die ostpreussische Familie / Leser Helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Die ostpreussische Familie
Leser Helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

nachdem wir in den letzten Folgen so viel Positives berichten konnten, müssen wir heute wieder unseren Fragekrepsch vornehmen, in dem sich so allerhand angesammelt hat. Der Übergang fällt mir leicht, denn eine der Zuschriften enthielt neben interessanten Informationen auch einige damit in Zusammenhang stehende Suchfragen. Es handelt sich um das Schreiben von Herrn Reinhard Tollkühn aus Neumünster, in dem er uns seine Kenntnisse über die Bronzefigur, die einmal die Kaskaden am nördlichen Schlossteichufer in Königsberg schmückte, übermittelte mit der überraschenden Mitteilung, dass für die von dem Bildhauer Hermann Brachert geschaffene Plastik ein ihm bekanntes Mädchen Modell gestanden hat. Die Familie dieses Mädchens, Irmgard Funk, war Nachbar der mütterlichen Familie von Reinhard Tollkühn in der Grolmannstraße. Außerdem waren der Großvater des Schreibers und der Vater des Mädchens Arbeitskollegen, sie waren beide bei der Stadt Königsberg beschäftigt. Die Familie Funk wohnte in dem Haus Grolmannstraße 10, muss dann aber fortgezogen sein, denn im Königsberger Adressbuch von 1941 ist sie nicht mehr verzeichnet. Herr Tollkühn würde sich freuen, etwas über diese kinderreiche Familie zu erfahren, sein Hauptanliegen gilt aber dem Schicksal seines Großvaters Carl Ludwig Braag, das bis heute unbekannt ist. Der Bedienstete bei der Stadt Königsberg hat bis zu den Bombenangriffen im August 1944 in der Grolmannstraße Nr. 6 gewohnt, das Haus wurde wie der ganze Stadtteil in Schutt und Asche gelegt. Behördlich war Carl Ludwig Braag zuletzt in Ponarth, Straße 1820, Nr. 1 gemeldet. Als Reinhard Tollkühn mit seiner Familie auf die Flucht ging, blieb der Großvater zurück, weil er eine Verletzung am Bein hatte und im Notlazarett Königsberg-Maraunenhof lag. Von da an fehlt jede Spur von Carl Ludwig Braag. Der Enkel hofft nun, auf diesem Wege etwas über seinen Großvater zu erfahren. Vielleicht war er noch in ein anderes Notlazarett gekommen, welche gab es noch in Königsberg? – Das möchte Herr Tollkühn gerne wissen. Auch, ob irgendwelche Unterlagen über das von der Stadt Königsberg beschäftigte Personal, zu dem Carl Ludwig Braag gehörte, vorhanden sind. Für diese leider etwas späte Suche über unsere Ostpreußische Familie hat somit die Frage nach dem Kaskadenmädchen die Initialzündung gegeben. (Reinhard Tollkühn, Domagkstraße 58 in 24537 Neumünster, Telefon 04321/909838, E-Mail: dadbrd@foni.net)

Hier schiebe ich ein Angebot ein, das sicherlich für einige Leserinnen und Leser interessant ist und gerne angenommen wird. Ich kann nicht verstehen, warum Frau Gerhild Weiß geborene Salamon aus Preetz bisher nur negative Antworten bekam, denn wir haben schon oft Anfragen aus unserem Leserkreis nach Rundbriefen der Ostpreußischen Arztfamilie bekommen. Um solche handelt es sich. Wahrscheinlich enthalten die drei Aktenordner, die Frau Weiß auf dem Dachboden ihres Hauses fand, sogar eine komplette Sammlung der Rundbriefe. Da es in ihrer eigenen Familie keine Interessenten für diese Sammlung gibt, bot Frau Weiß sie verschiedenen Institutionen und Archiven an, bekam aber immer abschlägige Bescheide. Im Klartext: Es wurde ihr geraten, die Sammlung „zu entsorgen“! Das will sie, das wollen auch wir verhindern, und so gebe ich gerne ihr Angebot weiter: Wer möchte diese Sammlung der Rundbriefe der Ostpreußischen Arztfamilie übernehmen? (Gerhild Weiß, Platenstraße 5 in 24211 Preetz, Telefon 04342/2921.)

Nun zum nächsten Suchwunsch, den uns Herr Dr. Volker Helwing, Arzt in Oelzhausen/Bayern, stellt. Er stammt aus Allenstein, die Familie wohnte am Moltkeplatz 3. Herr Dr. Helwing schreibt zur Zeit an einem Roman über das bewegte Leben seines Vaters, des Majors Erwin Helwing, *1908 in Insterburg. Die letzten Kriegsmonate in Ostpreußen, die Generäle Hoßbach und von Laucken spielen zu Beginn des Romans eine große Rolle. Damit natürlich auch die Flucht der Familie aus Allenstein im Januar 1945. Volker Helwing war damals sechs Jahre alt und kann sich noch an viele Vorgänge erinnern, die sich beim Verlassen der Heimat abgespielt haben. Zu einem für seinen Roman ausschlaggebenden Vorfall hätte er aber gerne Zeitzeugen befragt, und die hofft er über unsere Ostpreußische Familie zu erreichen. Sein Vater, der Major Erwin Helwing, hat bei Antritt der Flucht einen Lokführer gezwungen, einen Zug mit Flüchtlingen aus dem Allensteiner Bahnhof zu fahren. In diesem Zug saßen auch seine Angehörigen, der kleine Volker mit seiner Mutter und den behinderten Großeltern. Kann sich jemand an diesen Vorfall erinnern, der anderen damals Anwesenden vielleicht deshalb im Gedächtnis geblieben ist, weil der Major seine Forderungen mit vorgehaltener Pistole gestellt hat? Auch an dem genauen Datum ist Herr Dr. Helwing sehr interessiert, ebenso an anderen Schilderungen über die Flucht aus Allenstein in jenen Januartagen. (Dr. Volker Helwing, 80235 Odelzhausen, Telefon 08134/499.)

In ihre Geburtsheimat Ostpreußen ist Frau Barbara Kirches gefahren, um zusammen mit ihrem Cousin auf Spurensuche zu gehen. Sie sind auch fündig geworden, denn in Saussienen, wo ihre mütterlichen Vorfahren herkommen, steht noch das Elternhaus ihrer Mutter. Aber mit der väterlichen Linie gibt es Schwierigkeiten. Sie führt nach Klein-Wolfsdorf, Kreis Rastenburg, dem Heimatort der Familie Penner. Frau Kirches wie auch ihre beiden Geschwister wurden dort geboren: Dieter Penner *17. März 1938, Brigitte Penner *17. Aptil 1939 und Barbara Kirches geborene Penner *6. Oktober 1941. Aber diese Angaben stimmen mit ihren auch vor Ort gemachten Nachforschungen nicht ganz überein. Deshalb wendet sich Frau Kirches an uns, weil sie hofft, von ehemaligen Bewohnern von Klein-Wolfsdorf etwas über ihre Eltern zu erfahren. Nun handelt es sich um ein etwas größeres Vorwerk, das zur Gemeinde Dönhofstedt gehörte, so dass die Einwohnerzahl gering war, deshalb muss man auch die umliegenden Orte einbeziehen. Dazu gehört Kamplack, dort ging Dieter Penner zur Schule, beide Orte lagen im Kirchspiel Groß-Wolfsdorf. Frau Kirches bringt aber auch den Namen Garbnick ins Spiel. Auch hier handelt es sich um ein Vorwerk, das zu der genannten Gemeinde gehörte. Ob Klein-Wolfsdorf oder Garbnick: Hier haben die Eltern der Suchenden, Horst und Gertrud Penner, bis zur Flucht gelebt. Wer kannte das junge Ehepaar und seine drei kleinen Kinder? Über jede Auskunft würde sich Frau Kirches freuen. (Barbara Kirches, Verberger Straße 71 in 47800 Krefeld, Telefon 02151/599823.)

Beim Blättern im Angerburger Heimatbrief 97/85 glaubte Herr Leuther von Gersdorff aus Otterfing seinen alten Staffelkameraden Kurt Rodies wieder zu erkennen, auch der Name ließ hoffen, aber die Unterschrift machte diese Vermutung zunichte. Sie lautet: „Foto der Familie Rodies, Lissen, Kreis Angerburg/Ostpreußen, aus dem Jahr 1938. Martha geborene Bagusat *22. Dezember 1907 in Surminnen, Siegfried *15. Mai 1935 in Lissen, Ernst *26. Mai 1901 †1. Dezember 1961 in Hattingen /R.“ Demnach kann es sich aber nicht um den Kameraden von Herrn Leuther von Gersdorff handeln. Kurt Rodies fiel bei den Kämpfen um Budapest im Frühjahr 1945, und Herr von Gersdorff hat die Witwe nach seiner Heimkehr noch in Hamburg besucht, den Kontakt allerdings später verloren. Es muss sich um einen nahen Verwandten des Gefallenen handeln, wie nicht nur die auffallende Ähnlichkeit, sondern auch der Name beweist, wahrscheinlich um einen Vetter von Kurt Rodies. Herr Leuther von Gersdorff würde sich freuen, wenn sich Verwandte seines ehemaligen Kameraden – dessen Vornamen „Kurt“ er allerdings mit einem Fragezeichen versehen hat – bei ihm melden würden. (Leuther v. Gersdorff, Am Steigacker 13 in 83624 Otterfing, Telefon/Fax 08024/4100.)

Manchmal stößt man auf einen vertrauten Namen, an den man nicht mehr gedacht hat, und plötzlich ist der Mensch wieder lebendig und zwingt zur Frage nach seinem Schicksal. So erging es Frau Renate Lang-Schranz aus Annweiler, als sie das Buch „Wir sind die Wolfskinder“ von Sonya Winterberg las, das den Untertitel „Verlassen in Ostpreußen“ trägt. Sie hatte es vor allem aus dem Grund bestellt, weil eine Schwester und ein verstorbener Bruder auch zu diesen verlassenen Kindern gehörten. Aber da entdeckte sie beim Lesen den Namen „Eva Bris­korn“, und die Erinnerung an das Nachbarskind aus Königsberg, mit dem die kleine Renate Gnaß und ihre Familie zusammen flüchteten, stieg wieder auf. Irgendwann und irgendwo ging Eva in dem Flüchtlingsstrom verloren, aber sie fanden das Mädchen etwa zwei Jahre später wieder – in Königsberg! Allen war die Flucht missglückt, Renate und ihre Mutter waren nach Litauen gegangen, Eva wollte dorthin. Das Mädchen war in einer sehr schlechten Verfassung, als sie sich erneut verloren. Frau Lang-Schranz berichtet, dass ihre Mutter sich immer wieder Vorwürfe gemacht hat, dass sie Eva damals ihrem ungewissen Schicksal überließen:

„Meine Mutter, die im Jahr 2008 mit 97 Jahren verstarb, hat bis zu ihrem Lebensende bereut, dass wir Eva nicht zu uns genommen haben. Dabei hatten wir doch selber kaum etwas zu essen. Meine Mutter war jedenfalls immer überzeugt, dass Eva aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes nicht überlebt hat. Umso mehr hat es mich berührt, dass sie noch lebt, so hoffe ich jedenfalls, denn aus dem Buch geht das nicht hervor.“

Frau Lang-Schranz hat sich bemüht, Näheres über Eva und ihr Schicksal zu erfahren, hat aber bisher keinen Erfolg gehabt. Nun ist unsere Ostpreußische Familie dran, denn wenn das „Wolfskind“ Eva Briskorn aus Königsberg noch lebt, wird sie diesen Suchwunsch ihrer alten Freundin Renate Gnaß lesen oder Landsleute werden sie darüber informieren. Renate und ihre Schwester würden sich sehr erleichtert fühlen, denn irgendwie bedrücken auch sie die Vorwürfe, die sich ihre Mutter gemacht hat. Es wäre schön, wenn wir von einem Wiederfinden berichten können. (Renate Lang-Schranz, Am Osterbächel 8 in 76855 Annweiler/Tr.)

Eure Ruth Geede


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