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06.10.12 / Schenkendorf-Denkmal in Koblenz zerstört / Leserin regt Wiederaufbau an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Schenkendorf-Denkmal in Koblenz zerstört
Leserin regt Wiederaufbau an

Zerstörte, beraubte, beschmierte Denkmale sind wir ja nun nachgerade gewohnt. Auch das Schenkendorf-Denkmal in Koblenz blieb nicht von dem sinnlosen Vandalismus verschont, wie unser Bild zeigt. Es wurde schwer beschädigt, der Kopf der Büste des Dichters fehlt. Ein trauriges Bild, das sich da am Rheinufer auf dem Gelände der im vergangenen Jahr veranstalteten Bundesgartenschau dem Betrachter bietet. Auch unsere Leserin Sylvia Becker aus Bad Homburg war empört, sie fotografierte den Torso und übersandte uns das Bild zur Veröffentlichung. Aber nicht nur das: Frau Becker legte uns einen Aufruf an unsere Leserschaft vor, sich für eine Restaurierung des Denkmals einzusetzen und diesbezügliche Eingaben an die zuständige Behörde zu machen. „Wer – wenn nicht wir?“, kann man da sagen. Schließlich war der „Dichter der Freiheit“ Max von Schenkendorf ein Sohn unserer Heimat, er wurde zum Sänger der Erhebung, als Preußen in Ketten lag, seine Lieder wurden zum untrennbaren Bestandteil des Befreiungskampfes. Sie blieben lebendig, begleiteten uns durch alle Wirren unserer Zeit, gaben uns Mut und Hoffnung und den Glauben an ein Leben in Freiheit und Würde. Noch immer wird von unseren Lesern nach seinen Liedern, vor allem aber nach dem Gedicht „Muttersprache, Mutterlaut, wie so wonnesam, wie traut …“ gefragt, weil gerade ältere und einsam Gewordene ihre Muttersprache nicht mehr sprechen können, da sie in ihrer neuen Umgebung keinen Gesprächspartner aus der Heimat haben. Es liegt so viel Wärme, Liebe, Geborgenheit in diesem Gedicht von Max von Schenkendorf, dem seine Sprache von seiner Mutter, der als Tochter eines Königsberger Pfarrers geborenen Charlotte Karius, vermittelt worden war. Umso schmerzhafter ist da die zerstörerische Wut, die sich so deprimierend für den Betrachter an dem geschändeten Denkmal am Koblenzer Rheinufer zeigt.

Es dürfte manchen Landsleuten unbekannt sein, dass der 1783 in Tilsit geborene Dichter hier am Rhein seine letzte Ruhestätte fand. Er fiel auch nicht in den Befreiungskämpfen oder starb an den Kriegsfolgen, sondern verschied mitten aus dem Arbeitsleben als preußischer Regierungsrat in Koblenz – ausgerechnet an seinem 34. Geburtstag am 11. Dezember 1817. Er hatte den Krieg nicht mit der Waffe in der Hand mitgemacht, denn seine Rechte war seit einem unsinnigen Duell gelähmt. Das war zwischen Schenkendorf und einem alt gedienten General, der sich von dem jungen Referendar beleidigt fühlte, ausgetragen worden. Der treffsichere Offizier hatte gegenüber dem mit Waffen ungeübten Kontrahenten Milde walten lassen und ihn „nur“ in die rechte Hand geschossen, aber die Verwundung war gefährlicher als sie zuerst aussah. Trotz seiner Behinderung nahm Schenkendorf von 1813 bis 1815 an den Freiheitskämpfen als Stabsoffizier teil und begleitete die Truppe mit seinen begeisternden Liedern, die er mit der linken Hand schrieb. Er gab dem Freiheitskampf die Sprache und setzte ihm damit ein unzerstörbares Denkmal.

Aber auch ein Zerschlagenes kann wieder aufgebaut werden, wenn der Wille dazu vorhanden ist. Den will nun Frau Sylvie Becker mit ihrem Vorschlag bewirken, der hoffentlich in Koblenz offene Ohren findet, denn schließlich fühlt sich die Stadt am Rhein mit dem Denkmal des Freiheitsdichters verbunden. Nur wenige Meter vom Deutschen Eck entfernt stand es jahrzehntelang an einer schattigen Stelle. Im Zuge der Neugestaltung der Bundesgartenschau 2011 wurde der Gedenkstein, den eine schöne Kopfbüste des Dichters zierte, versetzt und von allen Seiten sichtbar in ein prächtiges Gartenstück integriert. Vielleicht wurden die Gestalter von dem Vers aus Schenkendorfs Gedicht „Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt“ angeregt, der da lautet: „Unter grünen Bäumen in dem luft’gen Wald kann der Mensch noch träumen, ist sein Aufenthalt ... Blüht uns doch ein Garten, reift uns doch ein Feld auch in jener harten, steinerbauten Welt.“ Und das geschrieben vor 200 Jahren!

Aufgrund der aktuellen Finanzlage und fehlenden Bekanntheitsgrades in der Bevölkerung ist zu befürchten, dass das zerstörte Denkmal nicht mehr in seinen Originalzustand versetzt werden könnte – so Frau Becker. Deshalb bittet sie die Leserinnen und Leser der PAZ um entsprechende Eingaben an die Stadt Koblenz. (Anschrift: Stadt Koblenz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 201551 in 56015 Koblenz.) R.G.


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