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06.10.12 / Er prägte unser Bild von Friedrich II. / Der Kupferstecher, Grafiker und Illustrator Daniel Chodowiecki wird als »Bildchronist preußischer Geschichte« geschätzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Er prägte unser Bild von Friedrich II.
Der Kupferstecher, Grafiker und Illustrator Daniel Chodowiecki wird als »Bildchronist preußischer Geschichte« geschätzt

Noch vor Adolph Menzel (1815–1905) war es der vor vor 286 Jahren in Danzig geborene Daniel Chodowiecki, der die Größe der jungen preußischen Monarchie in vielen Einzelblättern und zahlreichen Zyklen darstellte. Wenn auch seine Werke viel schlichter waren als die prachtvollen Ölgemälde des Hofmalers Antoine Pesne, so hat er doch Bilder von Friedrich dem Großen geschaffen, die bis heute unsere Vorstellung von dem Preußenkönig prägen. Seine Darstellung „Friedrichs II. Wachtparade in Potsdam“ regte sogar viele Maler bis ins 20. Jahrhundert hinein zur Nachahmung an. Zu Recht wird Chodowiecki als „Bildchronist preußischer Geschichte“ bezeichnet.

Vor 240 Jahren hat Daniel Chodowiecki eine Gouache geschaffen, die außer Friedrich II. auch seinen Nachfolger Friedrich Wilhelm II., seinen Adjutanten General Hans Joachim von Zieten und den Gouverneur seiner kurfürstlichen Residenzstadt General Friedrich Ehrenreich von Ramin zeigt. „Chodowiecki wendet hier den zuerst 1769 in den Bildern zu Lessings ,Minna von Barnhelm‘ erprobten signifikanten Illustrationsstil auf das zeitgenössische Historienbild beziehungsweise das Porträt an“, erläutert Helmut Börsch-Supan die Darstellungsweise. „Die Gouache ist sowohl das eine wie das andere. Fünf Jahre später, 1777, reproduzierte er die Gouache in der berühmten Radierung der ,Wachtparade‘, die trotz oder wegen ihrer Unabhängigkeit von der offiziellen Bildnisproduktion rasch zum populärsten Fridericus-Bildnis wurde.“

Die Gouache verkaufte Chodowiecki 1773 für 20 Taler an den mecklenburgischen Baron von Maltzan. Der brachte das Blatt 1782 wieder zum Künstler, damit er die Wangen retouchiere, um sie frischer erscheinen zu lassen. 1908 gelangte die Gouache schließlich in königlichen Besitz: Kaiser Wilhelm II. erwarb sie und heute ist das Blatt im Haus Doorn zu sehen, wo der Kaiser seine letzten Lebenstage verbrachte.

Chodowiecki war es, der das Bild von Friedrich dem Großen erst populär machte. Aber er trug mit seinen Illustrationen auch dazu bei, literarische, historische und wissenschaftliche Inhalte einem breiten bürgerlichen Publikum zu vermitteln. Von der Krönung Fried­richs I. in Königsberg, über die Vermählung Fried­richs II. im Jahre 1733 bis zur Geschichte des Siebenjährigen Krieges fertigte er Kupferstiche an, die auf Augenzeugenberichten beruhen und eine Rekonstruktion der historischen Ereignisse sind. Mit seinen Illustrationen in Kalendern und literarischen Werken erlangte er selbst bald große Popularität. Kein Geringerer als der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schrieb 1776 in einem Brief an die Dichterin Anna Luise Karsch: „Und gehen Sie doch einmal zu Chodowiecki, und räumen Sie bei ihm auf, was so von allen Abdrucken seiner Sachen herumfährt. Schicken Sie mir’s, und stehlen ihm etwa eine Zeichnung. Es wird mir wohl, wenn ich ihn nennen höre, oder ein Schnitzel Papier finde, worauf er das Zeichen seines lebhaften Daseins gestempelt hat.“ – Worte des Sammlers Goethe über den Kupfer­ste­cher Daniel Nikolaus Chodo­wiecki. Auch der Schriftsteller Goethe äußerte sich positiv über den Mann, der auch Werke von Goethe illustrierte. So urteilte er über eine Titel-Vignette, die der Künstler für ein Werk geschaffen hatte, das ausgerechnet Goethes „Leiden des jungen Werther“ parodierte, die „Freuden des jungen Werthers“ von Friedrich Nicolai. Goethe: „Die höchst zarte Vignette von Chodowiecki machte mir viel Vergnügen, wie ich denn diesen Künstler über die Maßen verehrte. Die Vignette habe ich ausgeschnitten und unter meine liebsten Kupfer gelegt.“

Das Licht der Welt erblickte Daniel Nikolaus Chodowiecki am 16. Oktober 1726. Der Sohn eines Getreidehändlers wurde von seinem künstlerisch begabten Vater im Malen und Zeichnen unterwiesen. Eine Tante lehrte ihn das Bemalen von Döschen und kleinen Schachteln, eine Fertigkeit, die damals sehr beliebt war. Erste Ergebnisse dieser Arbeit schickte Chodowiecki zu seinem Onkel nach Berlin, der sie dort verkaufte.

Der junge Daniel lernte, obwohl künstlerisch äußerst begabt, zunächst den Beruf des Kaufmanns und ging 1743 nach Berlin, wo er als Buchhalter bei seinem Onkel arbeitete. Nebenher ließ er sich in Emaillemalerei ausbilden, auch betrieb er Aktstudien in der Privatakademie von Bernhard Rode. Sonst aber blieb Chodowiecki weitgehend Autodidakt, holte sich nur hin und wieder Rat bei bedeutenden Künstlern, etwa bei dem Hofmaler Antoine Pesne.

Nach seiner Eheschließung mit Jeanne Barez, der Tochter eines französischen Goldstickers, und der Gründung einer Familie muss­te Chodowiecki in wachsendem Maße ans Geldverdienen denken. Miniaturen auf Tabatieren und anderen Döschen, aber auch Radierungen für Kalender und für literarische Werke standen zunächst im Mittelpunkt seines Schaffens. 1764 wurde der Danziger Mitglied der Kunstakademie, zu deren Direktor er 1797 ernannt wurde.

Daniel Chodowiecki war bald ein gefragter Porträtist. Was ihn jedoch besonders auszeichnete, waren seine Darstellungen des alltäglichen bürgerlichen Lebens. Wenn man auch heute diese Zeichnungen und Radierungen nicht allzu wörtlich nehmen darf, da sie den damaligen Betrachter erziehen sollten, so zeigen sie dennoch ein anschauliches Bild vom Leben im 18. Jahrhundert.

Neben den grafischen Blättern (über 2000 Radierungen und 4000 Zeichnungen) hinterließ Daniel Chodowiecki, als er am 7. Februar 1801 in Berlin starb, auch einige Ölgemälde, die von seiner Kunstfertigkeit künden. Silke Osman


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