19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.10.12 / Vollgas unter Strom / Elektroautos sollen »Klima« und Umwelt retten – bislang ohne Erfolg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-12 vom 13. Oktober 2012

Vollgas unter Strom
Elektroautos sollen »Klima« und Umwelt retten – bislang ohne Erfolg

Eine Million Elektroautos will Bundeskanzlerin Angela Merkel anno 2020 auf Deutschlands Straßen sehen – ein ehrgeiziges Projekt, um die Umwelt, das angeblich vom mobilen Menschen bedrohte Klima und die überstürzte Energiewende zu retten.

Die Realität aber sieht anders aus. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland lediglich 2150 Elektroautos neu zugelassen, davon lediglich 101 auf private Halter. Mehr als 95 Prozent dieser Wagen sind als Versuchs- oder Demonstrationsfahrzeuge bei Autofirmen, Stromkonzernen oder Zulieferbetrieben im Einsatz. Anfang 2011 betrug der Gesamtbestand 2307 batteriebetriebene Wagen, aktuell dürfte er knapp über 5000 liegen.

Um die Traumzahlen der Bundesregierung zu erreichen, müssten wir in den nächsten acht Jahren kontinuierliche Steigerungsraten von 100 Prozent realisieren – was reichlich unrealistisch ist. Geht man aber von zehn Prozent jährlich aus, käme man bis 2020 auf gerade einmal 30000 Elektroautos. Selbst bei einer höchst optimistischen Rate von 20 Prozent wäre man mit 45000 Stück noch ziemlich weit weg von Merkels Million.

Die Bundeskanzlerin aber ließ sich auch beim jüngsten Spitzengespräch zum Thema Elektromobilität Anfang Oktober ihren Glauben an das Gute in der künftigen Autowelt nicht nehmen: „Es liegen noch acht Jahre vor uns, in denen es durchaus auch sprunghafte Entwicklungen auf diesem dynamischen Gebiet geben kann“, kanzelte sie Kritiker unter den versammelten Wirtschaftsvertretern, Technikern und Politikern ab. Daher sei es „zwar nicht leicht, das Ziel zu erreichen, wäre aber falsch, dieses jetzt aufzugeben“. Ansonsten kam bei dem Elektroauto-Gipfel außer einer eher ernüchternden Bestandsaufnahme und der Bestätigung des staatlichen Forschungsförderungsvolumens (eine Milliarde Euro) nichts Konkretes heraus.

Die Idee, den Individualverkehr auf der Straße mit Strom zu betreiben, ist weder neu noch grundsätzlich falsch. Im Gegenteil: Ein Elektroauto belastet die Umwelt weder mit Lärm noch mit Abgasen, wenigstens nicht direkt. Auch wird, da keine Verbrennung stattfindet, kein CO2 freigesetzt, und das muss ja inzwischen als angeblicher Klimakiller als Argument für nahezu jede politische (Fehl-)Entscheidung herhalten.

Ein großer Vorteil des Elektroantriebs gegenüber dem Verbrennungsmotor liegt in seinem um das Dreifache höheren thermischen Wirkungsgrad. Etwa 90 Prozent der eingesetzten Energie werden in Bewegung umgesetzt. Bei herkömmlichen Autos sind das nur 30 Prozent. Hinzu kommt, dass Elektromobilität die politisch problematische Abhängigkeit vom Erdöl verringert.

Dem stehen aber gravierende Nachteile gegenüber. Die heute verfügbaren Batterien sind groß, schwer und teuer. Elektroautos haben eine Reichweite von allenfalls rund 200 Kilometer (alles andere sind geschönte Werbeversprechungen). Man stelle sich die Urlaubsreise der Zukunft vor: 200 Kilometer fahren, acht Stunden Batterien laden, dann die nächsten 200 Kilometer und so weiter – da ist bald auch das betroffenste Öko-Gewissen überfordert.

Dies erst recht, wenn man bei der Öko- und Klimabilanz auch berücksichtigt, wie der Strom erzeugt wird. Die Bundesregierung räumt ein: Positiv schneidet das Elektroauto nur dann ab, wenn seine Batterien mit Strom aus sogenannten erneuerbaren Energiequellen geladen werden. Das aber ist – trotz oder vielleicht auch wegen der Merkel’schen Energiewende – auf lange Sicht nicht möglich. Vorerst bleibt das Paradoxon, dass die von Klimarettern zum Glaubensbekenntnis erhöhte CO2-Bilanz bei einem modernen Diesel-Pkw günstiger ist als beim Elektroauto.

Ein weiteres schwerwiegendes Versäumnis der Elektromobil-Euphoriker in Politik und Wirtschaft: Obwohl nahezu alle seriösen Energie-Experten vor Engpässen in der Stromversorgung warnen, fragt niemand danach, wo eigentlich der zusätzliche Strom für eine Million Elektroautos herkommen soll – aus den bis dahin abgeschalteten Kernkraftwerken ja wohl kaum.  Hans-Jürgen Mahlitz


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren