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13.10.12 / Fast so alt wie das Automobil / Schon 1888 konnte man in Deutschland elektrisch fahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-12 vom 13. Oktober 2012

Fast so alt wie das Automobil
Schon 1888 konnte man in Deutschland elektrisch fahren

Angesichts heutiger Zulassungszahlen – in Deutschland sind von über 40 Millionen Pkw gerade 5000 (0,012 Promille) elektrisch motorisiert – mag man es kaum glauben. Aber das mit einem Verbrennungsmotor bestückte Automobil war nicht immer der Normalfall.

Nur zwei Jahre, nachdem die Herren Daimler und Carl Benz erstmals mit ihren Benzinkutschen durch südwestdeutsche Lande getuckert waren, präsentierte der Mannheimer Techniker Andreas Flocken das weltweit erste Elektroauto. Schon sieben Jahre zuvor, 1881, war der Franzose Gustave Trouvé elektrisch durch Paris gefahren; Fachleute stufen sein Gefährt allerdings nicht als Auto, sondern als dreirädriges Fahrrad ein. Zeitgleich und ebenfalls auf nur drei Rädern zeigten sich die beiden Briten William Edward Ayrton und John Perry auf Londons Queen Victoria Street. Ihr Elektro-Dreirad, ein halbes PS stark, brachte es auf 14 Stundenkilometer und überraschte mit 40 Kilometer Reichweite.

Wenig später, am 29. April 1882, setzte Werner Siemens in Berlin-Halensee den weltweit ersten elektrischen Oberleitungsbus in Bewegung – und kam damit 540 Meter weit. Aber erst Flockens Elektrowagen von 1888 war ein Auto im heutigen Sinne.

Schon um die Jahrhundertwende gab es in Deutschland rund 30 Fabriken, in denen Elektroautos hergestellt wurden. Sie konnten sich damals am Markt durchsetzen, weil sie weitaus unkomplizierter und auch ungefährlicher waren als die benzinbetriebene Konkurrenz. Zudem war der Verbrennungsmotor noch nicht so weit entwickelt, dass er seine Vorteile in puncto Geschwindigkeit, Reichweite und Eigengewicht hätte ausspielen können.

Zuverlässige Zulassungszahlen sind aus dieser Zeit nur aus den USA überliefert. Demnach waren dort im Jahr 1900 40 Prozent aller Autos dampfbetrieben, 38 Prozent elektrisch und nur 22 Prozent mit Verbrennungsmotor.

Es mutet an wie eine Ironie des Schicksals: Ausgerechnet Elektroingenieure besiegelten den Niedergang des Elektroantriebs. Sie erfanden den elektrischen Anlasser für Benzinmotoren, und dies bewog Henry Ford, seine legendäre Tin Lizzy 1908 mit Verbrennungsmaschine auf Band zu legen.

Bald bewegten sich Elektroautos nur noch in Marktnischen, zum Beispiel in Luftkur- und Fremdenverkehrsorten wie dem schweizerischen Zermatt oder auf kleineren Inseln. Kurzzeitigen Auftrieb erfuhr die Technik erst wieder durch die Ölkrise in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals entwickelten deutsche Firmen neben reinen Elektroautos auch den mit Verbrennungsmotor kombinierten Hybridantrieb, mussten aber erkennen, dass der Markt für diese Techniken noch lange nicht reif ist. Heute bieten die großen Konzerne Elektrofahrzeuge an, obwohl diese kaum verkäuflich sind, weil damit im sogenannten Flottenmix günstigere Verbrauchwerte zu erreichen sind, was vor allem für den amerikanischen Markt wichtig ist.             H.J.M.


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