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20.10.12 / Eldorado für Lebensmittelpanscher / Brüssel subventioniert eigene Landwirtschaft und lässt zugleich billigere Produkte aus China auf den EU-Markt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-12 vom 20. Oktober 2012

Eldorado für Lebensmittelpanscher
Brüssel subventioniert eigene Landwirtschaft und lässt zugleich billigere Produkte aus China auf den EU-Markt

China ist innerhalb kurzer Zeit zu einem der größten Nahrungsmittelexporteure der Welt aufgestiegen. Angesichts haarsträubender Produktionsbedingungen in China wäre oftmals ein Einfuhrverbot für die chinesischen Lebensmittel angebracht, die EU unternimmt allerdings nichts. Dass ein derartiger Skandal bei importierten Lebensmitteln aus China auftritt, war für Beobachter nur eine Frage der Zeit. Binnen weniger Jahre ist China auch auf dem Lebensmittelsektor zu einem großen Exporteur aufgestiegen, gleichzeitig reißt die Kette der Skandale um Lebensmittel aus chinesischer Produktion nicht ab. Mal ist es krebserregendes Formaldehyd, mit dem die Lagerfähigkeit von Kohl verlängert werden soll, mal ist es Glenbuterol das zur Schweinemast verwendet wird. Im Jahr 2008 kostete die Beimengung von Melamin in Kindernahrung und Milchprodukten sechs Kindern das Leben. Zweck des Melaminzusatzes war es, einen nicht vorhandenen Proteingehalt vorzutäuschen.

Die Angst vor ungesunden Lebensmitteln ist inzwischen so groß, dass selbst chinesische Konsumenten – so sie es sich leisten können – auf westliche Produkte zurückgreifen. Mit gutem Grund: Angelockt durch das hohe Preisniveau auf dem chinesischen Markt hat sich die Nahrungsmittelbranche zu einem Dorado für Glücksritter entwickelt. Blanke Profitgier lässt Produzenten selbst bei Androhung der Todesstrafe nicht vor kriminellen Machenschaften zurückschrecken. Längst ist das Problem nicht mehr auf China begrenzt, denn das Land ist zu einem weltweit wichtigen Nahrungsmittelexporteur geworden, seine Zulieferungen stecken in einer Vielzahl westlicher Lebensmittel. China ist weltgrößter Hersteller sowohl von künstlichen Vitaminen als auch von Geschmacksstoffen. Konkurrenzlos niedrige Preise und enorme Liefermengen haben dazu geführt, dass sich westliche Hersteller längst von den chinesischen Lieferungen abhängig gemacht haben. Ohne dass dies den meisten Verbrauchern hierzulande bewusst ist, beruht etwa ein Großteil der Apfelsäfte, die in Deutschland produziert werden, längst auf Fruchtsaftkonzentraten chinesischer Herkunft. Allein im Jahr 2009 wurden 84600 Tonnen Apfelsaftkonzentrat aus China nach Deutschland eingeführt – ausreichend für 430 Millionen Liter Apfelsaft.

Getreide, Hülsenfrüchte und Saaten wie Sesam, Leinsamen oder Sonnenblumenkerne im deutschen Handel stammen mittlerweile ebenfalls zu einem großen Teil aus China. Die Entwicklung stellt das Binnenmarktkonzept der EU gleich in mehrfacher Hinsicht in Frage. Unter dem Dogma einer schrankenlosen Globalisierung hat die EU den gemeinsamen Markt für Agrarimporte aus aller Welt geöffnet. Eine Chance, die von chinesischen Exporteuren schnell ergriffen wurde. Weder vor Ort noch bei der Einfuhr ist allerdings eine wirklich wirksame Kontrolle der Lebensmittelqualität möglich. Als einzige Hoffnung bleibt oftmals nur, dass westliche Konzerne bei den Einfuhren zur Selbstkontrolle greifen. Gleichzeitig läuft die Subventionierungsmaschinerie der EU für die Agrarwirtschaft auf Hochtouren. Frankreich und Polen, die Hauptprofiteurere der Agrarsubventionen, werden dafür sorgen, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Die kaum zu kontrollierenden Produktionsbedingungen in China wiederum haben die chinesischen Importe so billig gemacht, dass selbst osteuropäische Anbieter nicht mehr mithalten können. Im Fall tiefgefrorener Erdbeeren kosteten im vergangenen Jahr Importe aus China im Schnitt umgerechnet rund 1,10 Euro pro Kilo – Ware aus Polen dagegen 1,40 Euro.

Als Resultat leistet sich die EU eine hochsubventionierte Landwirtschaft, die bei den Preisen immer weniger mithalten kann, andererseits ist der Markt für Einfuhren wie aus China geöffnet, ohne dass auch nur im Entferntesten für die Qualität der Lebensmittel garantiert werden kann. Änderungen dürften erst in Sicht sein, wenn sich Skandale wie mit Noro-Viren verseuchte Tiefkühl-Erdbeeren in Europa häufen. Inzwischen steuert die Entwicklung bei den chinesischen Lebensmittelexporten allerdings erst einmal auf einen weiteren makaberen Höhepunkt zu: China – größter Produzent und Anwender von Pestiziden in der Welt – ist ernsthaft auf dem Weg, auf dem Weltmarkt auch in großem Maßstab als Anbieter von „Bio“-Lebensmitteln aufzutreten. N.H.


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