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20.10.12 / Trauer um R. G. Kerschhofer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-12 vom 20. Oktober 2012

Trauer um R. G. Kerschhofer

Redaktion und Herausgeber der PAZ trauern um Dr. Richard G. Kerschhofer, der nach kurzer schwerer Krankheit am 13. Oktober verstorben ist. Mit ihm verliert unsere Zeitung einen ihrer brillantesten Autoren. Geboren 1939, wuchs Kerschhofer in Wien auf, wo er am traditionsreichen Gymnasium Stubenbastei seine umfassende Allgemeinbildung klassisch-musischer und naturwissenschaftlicher Art erhielt. Nach dem Abitur studierte er Wirtschaft. Bestrebt, etwas von der Welt zu sehen, ging er während seines Studiums ein Jahr nach Madrid und erwarb dort ausgezeichnete Spanischkenntnisse. Zurück in Wien promovierte er im Fach Welthandel mit Schwerpunkt Versicherungswesen, um anschließend nach Ägypten zu gehen, von wo aus er auch andere Länder des Nahen Ostens bereiste. Zurück in Österreich, war er in verschiedenen internationalen Unternehmen tätig, zunächst im Versicherungswesen und ab 1970 in der Informationstechnologie. Gegen Ende seiner beruflichen Karriere fand er wieder mehr Zeit, sich seinen vielfältigen Interessen zu widmen, insbesondere seiner Liebe zur Sprache und der Freude an Wortspielereien.

Kerschhofers unter dem Pseudonym „Pannonicus“ veröffentlichte Gedichte bildeten für viele den krönenden Abschluss der wöchentlichen PAZ-Lektüre. In einer „Plauderei aus meiner Werkstatt“ ging er einmal der Frage nach, „warum Gedichte Gedichte sind“. Darin hat er die „Tücke des Objekts“ beschrieben, die darin liege, die „Bausteine der Dichtung“ zusammenzufügen. In herausragender Weise ist es ihm gelungen, diese Tücke zu meistern. Mit ebenso leichter wie spitzer Feder und dem treffsicheren Wortwitz des Wiener Intellektuellen hat er Woche für Woche die Ungereimtheiten der Zeitläufte gereimt aufs Korn genommen. Dass sein Schaffen hohe Kunst war, lässt sich auch daran erkennen, dass sein „Pannonicus“-Gedicht „Wenn die Börsenkurse fallen“ einmal keinem Geringeren als Kurt Tucholsky zugeschrieben wurde.

Mit Richard G. Kerschhofer haben wir nicht nur einen Kollegen, sondern auch einen Freund verloren. Er hinterlässt eine Lücke, die nicht zu schließen ist, und er wird uns und unseren Lesern fehlen. Jan Heitmann


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