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20.10.12 / Neuer Kampf um die Mitte / Bürgerprotest will »Betonklotz« am Berliner Schloss verhindern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-12 vom 20. Oktober 2012

Neuer Kampf um die Mitte
Bürgerprotest will »Betonklotz« am Berliner Schloss verhindern

Lange sperrten sich Anhänger modernistischer Architektur gegen den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Ohne Erfolg: Das Schloss wird als Humboldtforum neu erstehen. Nun jedoch schlagen die Anhänger von Glas, Stahl und Beton zurück. Gleich nebenan sollen die Baulücken am Schinkelplatz geschlossen werden. Hierzu hat es einen Architektenwettbewerb gegeben. Den Sieg trug ein rechteckiger Gebäudeblock mit 38 Fenstern, die oben größer sind als unten, und Flachdach davon.

Doch es formiert sich Widerstand: Jürgen Aha, Architekt aus Frankfurt („Schinkelplatz-Initiative Berlin“), und die Kulturwissenschaftlerin Annette Ahme, Gründerin des Vereins „Schöne Mitte –Schöne Stadt“, sind die Anführer des Protests gegen die geplante „Banal-Architektur“. Aha: „Immer wieder gibt es solche Ausschreibungen hinter den Kulissen in einem System von Architektenlobbys.“ Aha fordert mehr Berücksichtigung der Interessen und Wünsche der Berliner. Baupläne sollten mit den Bürgern besprochen werden. Der Siegerentwurf der Münchner Moll-Gruppe sei „eine Beleidigung für Berlins historische Mitte“, heißt es im Aufruf der Protestler. Die Moll-Gruppe kontert, man sei sich der besonderen Verantwortung bewusst, an diesem baugeschichtlich bedeutenden Ort als Bauherr wirken zu dürfen. Geschäftsführer Xaver Moll meint, das geplante Gebäude sei nicht modern, sondern habe eine klassische Formsprache.

Doch wie Aha und Ahme sieht auch der Architekt und Stadtplaner Helmut Maier den Moll-Entwurf kritisch und will verhindern, dass am Schinkelplatz ein trostloser Betonklotz gebaut wird. Annette Ahme hofft auf die Mobilisierung der Öffentlichkeit. Dem ist der Neu-Berliner Peter Westrup, Vorstandsmitglied der Egon-Eiermann-Gesellschaft, selbst erfahrener Architekt, gefolgt. Phi­lipp Lengsfeld, Bundestagskandidat der CDU Berlin-Mitte, unterstützt das Anliegen ebenso. Aha stört sich vor allem an der Fensterplatzierung: „Das setzt doch Grundsätze abendländischer Baukultur außer Kraft.“

Am ersten Oktoberwochenende führte die Initiative bei starkem Regenfall eine erste spontane Protestveranstaltung durch und erregte dadurch auch einige öffentliche Aufmerksamkeit. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Initiatoren tatsächlich eine bedeutende Anzahl von Demonstranten auf die Straße bekommen. Theo Maass


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