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27.10.12 / Der dritte Anlauf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Der dritte Anlauf
von Vera Lengsfeld

Heute in einem Jahr soll der neue Flughafen für Berlin und Brandenburg endlich eröffnet werden. Der 27. Oktober 2013 ist bereits der dritte Termin, der dafür festgelegt wurde.

Ursprünglich sollte der Flugbetrieb schon im Oktober 2011 starten, dann im Juni dieses Jahres. Die Tickets, die als Start- und Lande­ort den neuen Airport angaben, waren bereits im Umlauf, am Flughafen Tegel standen schon die Plakate mit den Abschiedsgrüßen, da musste alles rückgängig gemacht werden. Weder der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, der den Flughafenbau zur Chefsache erklärt hatte, noch der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck hatten irgendetwas gemerkt. Konsequenzen wollten beide Regierungschefs nicht ziehen, ebenso wenig der Flughafenchef Schwarz. Also schwelt der Skandal noch immer vor sich hin.

Weil der Aufsichtsrat ahnungslos war und offensichtlich auch bleiben will, mussten vom Bundesverkehrsministerium Sonderermittler eingestellt werden, die versuchen, Licht ins Dunkel des Berlin-Brandenburgischen Chaos zu bringen. Wer hat was gewusst, beziehungsweise verschwiegen?

Nun gibt es erste Ergebnisse: Flughafenchef Rainer Schwarz war offenbar seit März bekannt, dass der Juni-Termin nicht zu halten sein würde. Statt aber die Notbremse zu ziehen und wenigstens die Kosten der drohenden Pleite zu verringern, hat Schwarz dem Aufsichtsrat nichts von dem aufziehenden Unheil mitgeteilt. Stattdessen wurde in der Aufsichtsratssitzung im April über den Probebetrieb berichtet, als wäre er problemlos verlaufen. Auch der Öffentlichkeit wurde in großen Zeitungsberichten über die Generalprobe mit Hunderten Freiwilligen, die für die Kameras Einchecken spielten, vorgegaukelt, dass alles in Ordnung sei.

Die Medien, die sich längst abgewöhnt zu haben scheinen, eigene Recherchen anzustellen, bekamen trotz massenhafter Anwesenheit nichts von den aufgetretenen Abfertigungsmängeln mit. Alle von ihnen befragten Probanden äußerten sich lobend bis enthusiastisch. Berlin war ausnahmsweise mal nicht arm dran, sondern dicht davor, den modernsten Flughafen Europas zu eröffnen. Höchste Zeit, denn so sexy kann niemand sein, um die vielen Mängel vergessen zu machen, die in Berlin sichtbar sind. Doch statt des Prestigeobjekts wurde aus dem Flughafen ein Dauerbrenner immer neuer Peinlichkeiten.

Derzeit ruht der Bau fast vollständig, ohne dass klar ist, warum. Nur die Kosten steigen täglich. Inzwischen liegen sie bei 1,2 Milliarden, wovon das klamme Berlin ein Drittel tragen muss. Vielleicht kauft die EZB ja Flughafenanteile, denn was den Griechen recht ist, sollte den Berlinern billig sein.


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