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27.10.12 / Leere Hülle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Leere Hülle
von Rebecca Bellano

Mehr vom Falschen! Das scheint nicht nur das Motto bei der Euro-Rettung zu sein, so reagieren auch viele in der CDU, angeführt von Heiner Geißler, auf die Schlappe der Partei bei der Wahl zum Stuttgarter Oberbürgermeister. „Es gibt immer noch zu viele konservativ-neoliberale Kräfte, die altmodischen Positionen nachhängen“, so Geißler, dem verschiedene andere CDU-Politiker zustimmten.

Eine teilweise gute Erkenntnis kam hier überraschenderweise vom nordrhein-westfälischen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet, der anmerkte, dass die Grünen in Baden-Württemberg sich als Schwarze tarnten, weshalb die Union wieder mehr um bürgerliche Wähler kämpfen müsse. Doch auch hier stimmt nur der zweite Teil, denn Grüne wie Winfried Kretschmann und Fritz Kuhn müssen sich nicht tarnen, um bürgerlich zu sein, sie sind auch bürgerlich, nur eben mit grünem Anstrich. Und vor allem sind sie eines: authentische Persönlichkeiten.

Dabei hatte die CDU mit Sebastian Turner als Kandiaten dynamisch erscheinen wollen. Sie hatte sich mit FDP und „Freien Wählern“ für den preisgekrönten Werbefachmann entschieden, der obwohl parteilos in einer für CDU-Mitglieder freien Kür gegen einen CDU-Kandidaten obsiegte. Doch siegte Turner, weil er überzeugte, oder eher, weil sein Gegenkandidat, der bereits unter Ministerpräsident Günther Oettinger „gedient“ hatte, keine wirklich Alternative darstellte? Gehen der CDU gar die eigenen Kandidaten aus?

Am Alter kann es nicht liegen, denn Kuhn und Kretschmann sind dem Rentenalter deutlich näher als dem Berufseinstieg und siegten trotzdem. Auch stand Kuhn lange Jahre im Dienst der Bun-despolitik und diente damit auch dem Parteiensystem. Trotzdem wirken Kretschmann und Kuhn offenbar auf die Wähler frischer und unverbrauchter und eben vor allem authentischer.

Und die jetzige Diskussion in der CDU zeigt, dass hier nichts mehr authentisch ist und mit Überzeugungen zu tun hat. Hier wird geschaut, was laut Demos-kopen die Wähler wohl hören wollen. Dahin dreht die Partei dann ihr Mäntelchen. Derzeit scheinen offenbar soziale Themen im Trend zu liegen, jedenfalls mag man das glauben, wenn man sieht, wie die Bundes-CDU derzeit versucht, in Rentendebatte und beim Mindestlohn die SPD links zu überholen.

Auf den ersten Blick hat dann auch der Kandidat Turner gut zur CDU gepasst, schließlich war es jahrelang sein Job, Menschen Produkte schmackhaft zu machen und zu verkaufen, von denen andere meinten, dass die Kunden sie wollen. Doch die Realität hat gezeigt, dass die Wähler so etwas spüren und offenbar Vertreter wollen, die an das glauben, was sie sagen, selbst wenn es nicht eins zu eins mit ihren Wünschen übereinstimmt.


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