20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.10.12 / Held der Schlesischen Kriege / Auch drei Jahrhunderte nach seiner Geburt ist der Feldmarschall Moritz Prinz von Anhalt-Dessau nicht in Vergessenheit geraten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Held der Schlesischen Kriege
Auch drei Jahrhunderte nach seiner Geburt ist der Feldmarschall Moritz Prinz von Anhalt-Dessau nicht in Vergessenheit geraten

Vom jüngsten und liebsten Sohn des „Alten Dessauers“ zum erfolgreichen Feldmarschall und Vertrauten des Königs, so ließe sich die Entwicklung des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau zusammenfassen, der am 31. Oktober dieses Jahres vor 300 Jahren zur Welt kam. In Dessau geboren, startete er in ein Leben, das von Erfolgen gespickt an der Seite der damaligen preußischen Könige stattfinden sollte. Bemerkenswert war seine herausragende Qualifikation als militärische Führungspersönlichkeit in allen drei Schlesischen Kriegen.

Als jüngster Sohn des Fürsten Leopold von Dessau, auch genannt der „Alte Dessauer“, und dessen Gemahlin genoss er als Liebling des Vaters eine besondere Zuwendung in seiner Ausbildung. Im zarten Alter von gerade einmal sechs Jahren wurde dem jungen Prinzen vom Vater eine eigene Kompanie errichtet, die Jungburschenkompanie, mit der er Waffenübungen durchführte und durch die sein Sinn für das Militärische geschult wurde. Die Jungburschenkompanie ging 1720, bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung, in den Sold des preußischen Königs über. Mit elf Jahren wurde Prinz Moritz Adjutant des Vaters und begann eine vierjährige Ausbildung unter dem größten Lehrmeister des damaligen preußischen Heeres. Daraus resultierend wurde ihm nach Abschluss dieser vier Lehrjahre vom König selber eine Kompanie zugewiesen und weitere vier Jahre später erfolgte seine Beförderung vom Hauptmann zum Oberstleutnant. Seine militärischen Qualitäten zeigten sich früh.

Erste Kriegserlebnisse sammelte der Prinz mit Anfang 20 im ruhmlosen Reichskrieg am Rhein, in dem er mit seinen Brüdern gemeinsam als Volontär diente. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Obersten und zum Kommandeur des Regiments seines Vaters in Halle ernannt.

Es folgten einige ruhige Jahre, bis 1741 der Erste Schlesische Krieg ausbrach. An diesem nahm er anfänglich als Chef eines Regiments zur Vertreibung feindlicher Truppen teil. Seine Führungsqualitäten erwiesen sich bald als unverzichtbar. Ende des Jahres wurde er dem Korps seines Bruders, des Erbprinzen Leopold, zugeteilt und es erfolgte bald darauf die Eroberung der Stadt und Grafschaft Glatz. Im Januar des Jahres 1742 wurde sein Regiment sogar mit der königlichen Armee zusammengeführt und ein gemeinsamer Vormarsch in die Gegend von Znaym begonnen. Bis zum Breslauer Frieden am 11. Juni 1742 verweilte er in seiner Stellung in Oberschlesien. Zurück in seinem Regimentsquartier in Stargard, wurde er unter Bezeugung der vollsten Zufriedenheit des Königs zum Generalmajor ernannt.

Der Zweite Schlesische Krieg brach kurz darauf 1744 aus, was Prinz Moritz weitere Gelegenheiten zur Ernte von Ruhm und Ehre gab. Nach der Vereinigung des königlichen, seines eigenen und des Regiments seines Vaters zeigte er sich im folgenden Vormarsch nach Böhmen stets motiviert. Auch die Führung der Avantgarde übernahm er mit außerordentlichem Pflichtbewusstsein und kämpfte bei der Einnahme Prags unter der Führung des Königs mit.

Sein Vater hatte zu jener Zeit den Auftrag, die österreichischen Truppen aus Oberschlesien herauzuwerfen. Er versah seinen Sohn mit der Kommandogewalt über die ihm unterstellten Truppen. Für seine Verdienste wurde Moritz zum Generalleutnant ernannt. Es folgten die letzten Züge des Zweiten Schlesischen Krieges, in denen es zu einem weiteren Zusammentreffen von Vater und Sohn kam, diesmal in Halle und mit Moritz’ Bruder Dietrich als Drittem im Bunde. Gemeinsam erzwangen sie die Kapitulation Leipzigs und nahmen Torgau bei Dresden ein. Im Dezember des Jahres 1745 errang der „Alte Dessauer“ einen großen Sieg über die Sachsen bei Kesselsdorf, an dem Moritz einen maßgeblichen Anteil hatte. Große Barrieren wie Gräben wurden überwunden und dem unerwartet mutigen und aggressiven Vorgehen von Prinz Moritz und seinem Regiment konnte der Feind nicht Stand halten und alle Verbliebenen wurden zum Rückzug gezwungen. Für diesen ausgezeichneten Einsatz erhielt Prinz Moritz eine weitere Auszeichnung, den Schwarzen Adlerorden. Wenige Tage darauf wurde Frieden in Dresden geschlossen, der zehnjährigen Bestand haben sollte.

Während dieser Friedenszeit musste Prinz Moritz seine militärischen Tätigkeiten auf Übungen beschränken, was ihm aber Zeit ließ, sich zivil weiterzuentwickeln. So verfolgte er ab 1747 die Aufgabe des neuen Königs Friedrich Wilhelm II., unbewohnte und zerstörte Plätze urbar zu gestalten, mit großem Eifer und zeigte sein soziales Interesse und Engagement. Im selben Jahr ereilte ihn jedoch die Nachricht vom Tode seines Vaters. Nachdem er einige Jahre dem Wiederaufbau von Siedlungen nachgegangen war, überkam das Land 1756 der Dritte Schlesische Krieg und forderte wieder die militärischen Einsätze von Prinz Moritz, inzwischen Fürst zu Anhalt. Im Herbst besetzte er mit dem König Dresden, zwang das sächsische Heer zur Kapitulation. Der Fürst übernahm die Neuformierung der 13 sächsischen Regimenter in zehn preußische. Für seine Leistungen bei der Belagerung Prags wurde er zum General der Infanterie ernannt.

Im Jahre 1757 bröckelte zum ersten Mal die Fassade des stets erfolgreichen Moritz. Bei der Schlacht von Kollin musste er auf Befehl des Königs den Rückzug antreten. Er befasste sich danach mit der Sicherung von Städten und dem Abwehren der Österreicher. Im Dezember blühte Moritz noch einmal kurz auf in der Schlacht bei Leuthen, aus der er trotz kleiner Verletzungen als Sieger hervorging und noch auf dem Schlachtfeld vom König mit Auszeichnung zum Feldmarschall befördert wurde. Dies sollte jedoch das letzte Mal sein, dass ihm ein weiterer Titel auferlegt wurde. Im Oktober 1758 wurde sein Lager von Österreichern überfallen und die Abwehr war erfolglos. Moritz Fürst zu Anhalt zog sich zwei Kugelverletzungen in Schulter und Unterleib zu und gelangte auf seinem Weg nach Bautzen zur Heilung seiner Wunden in österreichische Gefangenschaft. Der Krieg dauerte zwar insgesamt sieben Jahre, doch schon hier endete die glanzvolle Karriere des Feldmarschalls. Obwohl seine Verletzungen geheilt wurden, erlag er am 11. April 1760 einem Krebsgeschwür an seiner Lippe. Prinz Moritz Fürst zu Anhalt-Dessau starb unvermählt im Palast seines Vaters und mit ihm eine wichtige Führungskraft der Schlesischen Kriege, strotzend vor Geschick, Mut und Durchsetzungsvermögen. Melinda Heitmann


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren