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27.10.12 / Auf der Platte verewigt / Kulturzentrum Ostpreußen zeigt Aufnahmen des Lehrers Hermann Ventzke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Auf der Platte verewigt
Kulturzentrum Ostpreußen zeigt Aufnahmen des Lehrers Hermann Ventzke

Großformatige Schwarz-Weiß-Fotos aus Westpreußen in hervorragender Qualität, die vor über 130 Jahren von Hermann Ventzke mit der Plattenkamera aufgenommen wurden, zeigt die aktuelle Ausstellung im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingens Barockschloss.

Hermann Ventzke wurde 1847 in Ostpreußen geboren und trat nach seiner Ausbildung als Zeichen-, Rechen- und Geographielehrer 1870 in Rathenow an der Havel seinen Schuldienst an. Die Stadt war seit etwa 1800 ein Zentrum der optischen Industrie, wobei vor allem die Firma Duncker mit der Herstellung von Brillen, Vergrößerungsgläsern und ersten Objektiven für Fotoapparate beitrug. Dies gab den Ausschlag für den Fotoamateur Hermann Ventzke, Motive mit dem Fotoapparat für die Nachwelt festzuhalten. Fast 2500 Platten in den Größen 9 mal 12 bis 18 mal 24 Zentimeter entstanden in der Zeit zwischen 1886 und 1914.

Überliefert sind auch Ventzkes Aufnahmepraktiken. So musste etwa in Kirchen die Blende bis zu 30 Minuten offen bleiben, um ein gutes Foto entstehen zu lassen. Bei Aufnahmen im Freien sind Hinweise wie „bis 30 gezählt“ vorhanden, während Personenaufnahmen wegen der Verwack-lungsgefahr maximal zwei bis drei Sekunden belichtet wurden.

Erhalten sind zahlreiche Fotos von Freunden und Verwandten bei Feierlichkeiten oder das Leben im Dorf. Vor allem in den Sommermonaten entstanden Bilder auf Borkum und Helgoland, in Berlin und in der Mark Brandenburg, aber auch in Thorn und auf der Marienburg.

Dabei hatte Ventzke eine Vorliebe für die Stille und Weite der Landschaft, der Dörfer und Baudenkmäler, die er ablichtete. Seine Aufnahmen sind optische Ausflüge in die heile Welt des dörflichen und städtischen Lebens. Dorthin passen aber auch die Burgen, Schlösser und Stadttore, die dort über Jahrhunderte standen.

Der Fotograf Hermann Ventzke ging nach 45-jähriger Dienstzeit, ausgezeichnet als Ritter des Kronenordens, in den Ruhestand und verstarb 89-jährig 1936 in Rathenow.

In der vom Westpreußischen Landesmuseum in Münster zusammengestellten Wanderfotoausstellung „Fotografiert um die Jahrhundertwende, Hermann Ventzke (1847–1936), unterwegs mit der Plattenkamera“ im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen sind vor allem Fotografien aus den Jahren 1886 bis 1897 zu sehen, die zweisprachig in polnisch und deutsch die Heimat von Ventzkes Ehefrau zeigen: Westpreußen mit den Städten Thorn, Marienwerder, Graudenz und Danzig. Besonders verfolgte Ventzke zwischen 1887 und 1897 den Wiederaufbau der Marienburg, die 1309 bis 1457 Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens war. Diese Fotografien sind heute ein geschichtlicher und fototechnischer Schatz. Ergänzt wird die Ausstellung durch neuzeitliche Bildbände und Literaturwerke aus der gleichen Region aus den Archivbeständen des Ellinger Kulturzentrums Ostpreußen.

Manfred E. Fritsche

Die Fotoausstellung im Kulturzentrum Ostpreußen im Barockschloss Ellingen ist im Winterhalbjahr Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter Telefon (09141) 86440 sowie unter der Internetadresse www.kulturzentrum-ostpreussen.de.


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