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27.10.12 / Besucherrekord beim 17. Landestreffen / Gäste aus allen Bundesländern, aber auch weitgereiste Teilnehmer aus Ostpreußen, kamen nach Schwerin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Besucherrekord beim 17. Landestreffen
Gäste aus allen Bundesländern, aber auch weitgereiste Teilnehmer aus Ostpreußen, kamen nach Schwerin

Draußen an den Masten wehten einladend große Ostpreußen-Fahnen – und drinnen umarmten sich die Menschen: Zum 17. Landestreffen der Ostpreußen am 29. September waren fast 2400 Besucher in die große Sport- und Kongresshalle nach Schwerin gekommen, mehr als je zuvor.

Die Stadt war vor 16 Jahren Gastgeberin der ersten landesweiten Veranstaltung, die im jährlichen Wechsel auch in Neubrandenburg und Rostock stattfindet. Die Organisatoren hatten zirka 70 Zeitungen angeschrieben und über 2500 Einladungen verschickt. Vorankündigungen waren auch in den Heimatbriefen der ostpreußischen Kreisgemeinschaften erschienen. Erfreulich war, dass der NDR die Veranstaltung filmte und am Abend einen Kurzbericht im Nordmagazin ausstrahlte. Für einen reibungslosen Ablauf sorgten 30 ehrenamtliche Helfer aus Anklam, Schwerin und Neubrandenburg. Viele Gäste reisten gruppenweise an. Dicht an dicht reihten sich die Pkws auf den Parkplätzen, selbst Kennzeichen aus Leipzig, Augsburg, Stuttgart und Köln waren darunter. Die Teilnehmerlisten belegten, dass Ostpreußen aus allen 16 Bundesländern gekommen waren, über 400 zum ersten Mal. So füllte sich die große Halle bald bis zum letzten Platz. Ganz selbstverständlich steuerten die Besucher ihren Plätzen zu. Denn die Tische waren mit anderthalb Meter großen Tafeln aller 40 ostpreußischen Heimatkreise ausgeschildert – von Memel bis Neidenburg, von Fischhausen bis Goldap. Die Anwesenheitslisten lagen gleich daneben; so konnten sich die Landsleute anhand der Eintragungen leicht finden.

Zum Auftakt intonierte das Wehrbereichsmusikkorps Nr. 1 Neubrandenburg einen Festmarsch. Von den Landsleuten mit stehendem Applaus begrüßt, zogen die Fahnen aller ostpreußischen Heimatkreise in die Halle ein. Es sind zum Teil Geschenke der heutigen polnischen, russischen und litauischen Verwaltungen in Ostpreußen, welche die alten deutschen Wappen wieder verwenden. Sichtlich erfreut über den Rekordbesuch eröffnete der Landesvorsitzende, Manfred Schukat, das Jubiläumstreffen zum 20-jährigen Bestehen der Landsmannschaft in

Mecklenburg-Vorpommern und begrüßte alle Landsleute und Ehrengäste auf das herzlichste, darunter etliche Heimatkreisvertreter. Das geistliche Wort sprach Pfarrer Philip Kiril Prinz von Preußen aus Zehdenick, Ur-Urenkel des letzten deutschen Kaisers, über den treffenden Bibeltext: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebräer 13, 14). Der bedeutendste Heimatlose, Jesus Christus, hat durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen für uns den Weg in die himmlische Heimat, zu Gott gebahnt. Pfarrer Philip von Preußen sprach mit den Ostpreußen das Vaterunser und sang den Kanon „Meine Hoffnung und meine Freude“. Zum Totengedenken mit dem ergreifenden Gedicht von Agnes Miegel „Es war ein Land“ und dem Choral „Wohin soll ich mich wenden“ aus der Deutschen Messe von Franz Schubert erhoben sich die Teilnehmer und stimmten danach gemeinsam in das Ostpreußenlied ein. Es folgten die offiziellen Grußworte und Ansprachen der Ehrengäste: Justizministerin Uta-Maria Kuder, zugleich Schirmherrin und Förderin des Landestreffens, begrüßte es, dass die Erinnerung an die Heimat lebendig bleibt, denn sie ist ein Teil der deutschen Geschichte. Traditionen bewahren heißt nicht Asche, sondern die Glut weiterzugeben. Die Landesgruppe der Ostpreußen könne sich ihrer weiteren Unterstützung sicher sein. Dieses Treffen hat das Justizministerium Mecklenburg-Vorpommerns mit 10000 Euro gefördert. Die versammelten Ostpreußen dankten es der Ministerin mit stürmischem Applaus. Sodann hieß der Schweriner Stadtpräsident Stephan Nolte die Ostpreußen mit freundlichen Worten in der Landeshauptstadt willkommen, während der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Hacker versicherte, weiter die Belange der Vertriebenen zu vertreten.

Erstmals war der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, zum Landestreffen nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen. Sein Credo angesichts der überfüllten Halle: Ostpreußen lebt! Auch wenn das Land als deutsche Provinz verloren ist, hat Ostpreußen eine Zukunft. Die Landsmannschaft selbst ist in der Heimat aktiv – sie unterstützt die deutschen Vereine in Ermland und Masuren sowie im Memelland, unterhält Verbindungsbüros in Allenstein und Memel und organisiert kommunalpolitische Kongresse mit polnischen, russischen und litauischen Verwaltungen. Nötig bleibt aber, Ostpreußen im Bewusstsein der Öffentlichkeit, besonders der Jugend, lebendig zu halten. Dazu soll auch das geplante Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin dienen. Mit einem Zitat von John F. Kennedy appellierte Grigat an die Landsleute: „Frage nicht, was Deutschland für Dich tut – frage, was Du für Ostpreußen tun kannst!“ Für seine Rede erhielt der Sprecher viel Beifall. Grüße direkt aus der Heimat überbrachten Magdalena Piklaps vom Verein der Deutschen im Memelland und Barbara Ruzewicz vom Dachverband der deutschen Vereine in Ermland und Masuren. Beide gratulierten Manfred Schukat zum 20-jährigen Jubiläum der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern, überreichten liebevoll gefertigte Andenken und luden herzlich zum Besuch der Heimat ein. Der Landesgeschäftsführer der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, Karsten Richter, zeichnete die Landesgruppe der Ostpreußen zum zweiten Mal mit der Anerkennungsplakette des Volksbundes in Gold aus, weil deren Reisegruppen auch in diesem Jahr 15 Kriegsgräberstätten im Osten besuchten und die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge unterstützen. Alle Redner erhielten für ihre Ausführungen nicht nur den Applaus der versammelten Ostpreußen, sondern auch Original Königsberger Sekt. Die gemeinsam gesungene Nationalhymne beendete die Feierstunde. Das Wehrbereichsmusikkorps Nr. 1 stellte mit flotten Märschen und Polka-Weisen sein Können unter Beweis. Die Spendensammlung während dieses Benefizkonzertes erbrachte etwa 1500 Euro zugunsten der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Bei Nachforschungen konnten gleich sechs Soldatenschicksale für die Angehörigen aufgeklärt werden. Dicht umlagert wurden die Anklamer Verkaufsstände mit Heimatliteratur, Landkarten und Bärenfang, letzterer mit Rekordumsätzen von 4500 Flaschen. Der Stand der PAZ, ein Bernsteinverkauf und die Handarbeiten der Schweriner Ostpreußenfrauen vervollständigten das Angebot.

Am Nachmittag gab es ein kulturelles Nonstop-Programm: Den Reigen eröffnete der 50-köpfige Landchor Brüsewitz mit musikalischen Grüßen aus Mecklenburg. Anlässlich des Jubiläums waren 130 Mitwirkende aus allen drei Teilen Ostpreußens angereist. Aus dem Memelland kamen die Chöre „Heide“ aus Heydekrug (Šilute), „Lied der Heimat“ aus Memel (Klaipeda) und die Musikgruppe des Hermann-Sudermann-Gymnasiums Memel nach Schwerin mit je zwei Tagen Hin- und Rück-reise. Ihre deutschen, litauischen und ostpreußischen Volkslieder und -tänze konnten sich sehen lassen und vermittelten heimatliche Atmosphäre. Auch die Chöre „Stimme der Heimat“ Lötzen und „Warmia“ Heilsberg hatten die weite Anreise aus Masuren und dem Ermland nicht gescheut, um in Schwerin dabei zu sein – sie regten die Zuhörer zum Mitsingen und Schunkeln an. Zu den flotten Tänzen der Jugendgruppe „Tannen“ aus Osterode bildeten die Schülerinnen aus Memel spontan eine Polonaise durch den Saal. Inzwischen war auch der russische Kant-Chor Gumbinnen in der Schweriner Halle angekommen. Unter der Leitung von Tatjana Matwejewa boten die Sängerinnen und Sänger eine bunte Folge russischer und internationaler Volkslieder und geistlicher Choräle, aber auch deutsche und vor allem ostpreußische Volks- und Heimatlieder. Große Resonanz erhielt ebenso Ostpreußen-Sänger Bernd Krutzinna alias BernStein aus Kiel, der den gesamten Nachmittag professionell und zügig moderierte. Auch der Shanty-Chor „De Klaashahns“ aus Rostock-Warnemünde trug mit seinem maritimen Programm zum Gelingen des Treffens bei, manches Pärchen schwang das Tanzbein. Kaum einer wollte nach Hause gehen, die meisten Besucher waren bis zum Höhepunkt geblieben − dem „Großen Finale“, zu dem 180 Mitwirkende auf die Bühne gerufen wurden. Ministerialrat Ulrich Hojczyk vom Justizministerium Mecklenburg-Vorpommern sprach der Landesgruppe der Ostpreußen seine Anerkennung aus, solch ein Programm auf die Beine zu stellen. Mit gegenseitig gereichten Händen wurde das Ostpreußenlied angestimmt. Ehe die Busse abfuhren, dankte Manfred Schukat allen Landsleuten für ihr Kommen sowie den Helfern für ihren enormen Einsatz. Er lud die Ostpreußen ein zum 18. Landestreffen am 5. Oktober 2013 im Jahn-Sport-Forum Neubrandenburg. Im nächsten Jahr sind zahlreiche Heimatfahrten geplant. So ging ein Tag zu Ende, der den Ostpreußen im Land viel zu geben hatte: Große Wiedersehensfreude war zu beobachten, Kontakte wurden geknüpft und Anregungen mit nach Hause genommen. Es war wohl das bisher schönste Landestreffen, und wer nicht dabei war, hat etwas versäumt. Das Echo einer Ostpreußin aus Neumünster brachte es auf den Punkt: „Mir ging das Herz auf!“ Friedhelm Schülke


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