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27.10.12 / Dampf ablassen / Qualmen im Preußischen Cigarren-Collegium

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Dampf ablassen
Qualmen im Preußischen Cigarren-Collegium

Bloß gut, dass es vor 300 Jahren keine Nichtrauchergesetze gab. Pfeifenraucher Friedrich Wilhelm I. hätte sie sofort abgeschafft. So qualmten er und seine Suchtgenossen im legendären Tabakskollegium wie die Schlote. Der Soldatenkönig war eben der Meinung seines Vaters Friedrich I., „dass der Gebrauch des Tabaks gegen alle böse Luft gut“ sei. Dieser Ansicht können sich heute Raucherclubs nur anschließen. So auch das „Preußische Cigarren-Collegium Berlin“, das sich der Maxime Fried­rich Wilhelms I. verpflichtet sieht, viel Dampf abzulassen.

Im Berliner Steigenberger Hotel hat Inhaber Heiko Nest eine „Smokers Lounge“ eingerichtet, wo man völlig enthemmt qualmen kann. Doch anders als beim Preußenkönig ist es kein exklusiver Männerclub mehr. Frauen sollen schon ge­sichtet worden sein, heißt es. Und da die Pfeife längst aus der Mode gekommen ist, pafft man jetzt eben lieber gemeinsam Zigarre im Club.

Doch die Grundidee von früher ist geblieben. Des Soldatenkönigs Tabakskollegium diente – Ge­sundheit hin oder her – als geselliges Beisammensein mit Gleichgesinnten zum Gedankenaustausch. Der sozialen Komponente des Rauchens schließt sich auch das „Cigarren-Collegium“ an. Dieser Treffpunkt für Genießer soll Menschen zusammenführen.

Ein Kenner raucht grundsätzlich nur handgerollte Zigarren und Zigarillos. Maschinengefertigte Ware ist verpönt. Bei den richtig guten Zigarren aus der Karibik wie Davidoff, Cohiba, Bolivar oder Oliva geraten viele ins Schwärmen.

Oder auch ins Schwitzen, wenn sie sehen, wie viel Geld da in Luft aufgeht. Die teuerste Zigarre im „Collegium“, eine kubanische Cohiba Gran Reserva, kostet 85 Euro – das Stück! Fidel Castro verteilte sie einst als Gastgeschenk an Staatsoberhäupter. Bis zu sieben Jahre müssen die Tabakblätter reifen und später handgewickelt werden, um den kräftig-würzigen Ge­schmack zu entfalten, der Rauchern diesen Preis wert ist. Passiert ein Fehler beim Transport oder bei der Lagerung, war alles umsonst.

Bei großen Umschlagfirmen für Tabak wie „Hacico“, dem „Hamburger Cigarren-Contor“, wird die Rauchware daher in begehbaren Humidoren aufbewahrt, ehe sie an Gastronomie und Endverbraucher gelangt. Rund 350000 Tabakwaren lagern hier bei konstant 70 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Kleine Humidor-Boxen bietet auch das „Preußische Cigarren-Collegium“ zur Aufbe­wah­rung an. Man will vor allem Jüngere ab 18 Jahren auf den Geschmack bringen, denn in Zeiten von wenig royalen Nichtrauchergesetzen vergeht vielen Menschen die Lust am Rauchen. Harald Tews


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