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10.11.12 / Ein exemplarischer Fall / Der Tod von Jonny K. war nicht einfach nur Zufall – Politiker sind mitverantwortlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-12 vom 10. November 2012

Ein exemplarischer Fall
Der Tod von Jonny K. war nicht einfach nur Zufall – Politiker sind mitverantwortlich

Dass Jonny Kaczmierczy totgetreten wurde, war nicht einfach ein Zufall. Auch wenn Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) meinte, er sei zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Der falsche Ort nach Ansicht Wowereits war der zentrale Alexanderplatz. Die Tat geschah rund 100 Meter von seinem Rathaus entfernt. Wowereit ist nie zur falschen Zeit am falschen Ort, er hat Leibwächter und eine Panzerlimousine. Der Fall Jonny K. ist exemplarisch für das Versagen von Politik und Justiz in Berlin. Wer wie Wowereit Tausende Polizeistellen streicht, ist für solche Taten mitverantwortlich. Wer als gefährlich bekannte Intensivtäter immer wieder auf freien Fuß setzt, ebenso.

Bis heute gibt es auf dem Alexanderplatz weder eine Nebenwache noch eine mobile Wache der Polizei mit durchgehender nächtlicher Präsens, wie die Polizeipressestelle auf Anfrage der PAZ mitteilte. Das wiederum ist kein Zufall, nachdem unter Wowereit Tausende Polizeistellen eingespart wurden. Kein Zufall war es auch, dass es sich bei den sechs brutalen Schlägern und Tottretern um junge Männer türkischer Herkunft handelt. Türkisch- und arabischstämmige Einwanderersöhne stellen den Großteil der jungen Intensivtäter Berlins.

Als „Intensivtäter“ gilt, wer pro Jahr mehr als zehn schwerere Straftaten begangen hat. 80 Prozent der Intensivtäter bis 21 Jahre in Berlin haben Immigrationshintergrund, davon sind 46 Prozent „arabischer“ und 33 Prozent türkischer Herkunft. Hinzu kommen zahlreiche „Schwellentäter“, die fünf bis neun Straftaten mit Gewaltausübung (Körperverletzung, Raub) begangen haben. Sie alle machen vor allem in den ethnischen Kolonien wie Wedding, Gesundbrunnen oder Neukölln die Straßen unsicher. Sie überfallen ihre Opfer meist in Gruppen von zwei bis zehn Tätern. Nach der Logik des Wolfsrudels stellen sie so ihre Überlegenheit sicher. Es gibt sehr viele Orte in Wowereits Berlin, an denen man zur falschen Zeit sein kann.

Ebenfalls kein Zufall ist es, dass der in die Türkei geflüchtete Onur Urkal (19) ein bereits wegen Gewaltdelikten bekannt gewesener Intensivtäter ist. So etwas liest man immer wieder nach neuen Gewalttaten in Berlin. Der gescheiterte Amateurboxer war vielleicht das „Alpha-Tier“ in dem sechsköpfigen Schlägertrupp. Der ebenfalls erheblich verletzte Freund Jonnys, der 29-jährige Kaze C., widersprach allerdings der These von einem „Haupttäter“: „Die haben alle gleich viel zugeschlagen und zugetreten“, erklärte er gegenüber dem „Berliner Kurier“.

Der eher zierliche Jonny K., Sohn eines deutschen Vaters und einer thailändischen Mutter, hatte keine Chance. Laut Polizei griffen ihn zunächst zwei Täter mit Faustschlägen an, worauf er zu Boden ging. Darauf hätten alle mit den Fäusten weiter auf ihn eingeprügelt und dann – nahezu im Kreis um das Opfer stehend – auf den Körper und den Kopf des wehrlos am Boden liegenden 20-Jährigen eingetreten. Sein Freund Kaze C. sei gleichfalls von der Tätergruppe massiv angegriffen worden. Ihm wurden der Unterarm und das Jochbein gebrochen. Wie die Leiterin der Mordkommission sagte, hätte der Angriff auch gegen die drei Freunde Jonnys noch schlimmer ausgehen können. Die Täter hätten von ihnen nur abgelassen und die Flucht ergriffen, weil Menschen aus der nahen Gaststätte „Cancun“ gekommen seien. Den tödlich Verletzten ließen die Schläger auf der Straße liegen.

Neben Onur Urkal sind noch zwei mutmaßliche Täter flüchtig, Hüseyin I. (20) und Bilal K. (24). Von den drei Gefassten setzte ein Haftrichter Memet E. (19) sofort wieder auf freien Fuß, da dieser „nur“ Jonnys Begleiter angegriffen hätte. Auch Melih Y. (21) wurde gleich wieder freigelassen und konnte noch vor der Trauerfeier für sein Opfer wieder in Berlin herumspazieren. Für die Angehörigen und Freunde Jonnys war dies ein erneuter Schlag. Erst eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft und vielleicht auch die öffentliche Empörung brachten den mutmaßlichen Mit-Tottreter hinter Gitter. Von Anfang an sitzt nur Osman A. (19) in U-Haft. Soweit bekannt, lauten die Haftbefehle nur auf Körperverletzung mit Todesfolge, nicht auf Totschlag oder Mord. Eine Vertreterin des Justizsenats gab auf Anfrage der PAZ keine Auskunft darüber, auf welches strafrechtliche Delikt sich die Haftbefehle für die flüchtigen Onur U., Hüseyin I. und Bilal K. beziehen.

Es ist durchaus damit zu rechnen, dass zumindest bei den meisten Tätern ein Berliner Gericht später befindet, ein Tötungsvorsatz sei nicht nachzuweisen. Wie weltfremd Richter in solchen Fällen oft urteilen, hat der frühere Bremer Staatsanwalt Daniel H. Heinke in seiner Dissertation mit dem Titel „Tottreten“ dargelegt. Beim Treten gegen den Kopf oder den Oberkörper von Opfern sei, so Heinke, regelmäßig davon auszugehen, dass die Täter mindestens mit bedingtem Tötungsvorsatz handeln. Wohl alle Täter wissen ganz genau, dass Tritte gegen den Kopf lebensgefährliche Verletzungen zur Folge haben können. Die Justiz hat jedoch sogar noch eine groteske Kasuistik entwickelt, bei der sie nach der Art des getragenen Schuhwerks unterscheidet.

Die Reaktionen Berliner Politiker bestanden neben Betroffenheits-Bekundungen vor allem aus hohlen Sprüchen. Wowereit hatte die Stirn, die Berliner zur „Courage“ und zum „Kampf gegen Gewalt“ aufzufordern. CDU-Innensenator Frank Henkel „prüft“ weiter, ob es eine „mobile Polizeiwache“ am Alexanderplatz geben sollte. Und erklärte: „Auch wenn wir 20000 Polizisten hätten, würden wir nur bedingt weiterkommen.“ Wie er mit einer solchen Argumentation jemals mehr Polizeistellen erreichen will, gerade gegenüber seinem Koalitionspartner SPD, bleibt sein Geheimnis. Unterdessen gehen die Gewalttaten in Berlin ungebremst weiter. Michael Leh


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