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17.11.12 / Ottfried Graf Finckenstein starb vor 25 Jahren / Ein Brief der Tochter des großen Erzählers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-12 vom 17. November 2012

Ottfried Graf Finckenstein starb vor 25 Jahren
Ein Brief der Tochter des großen Erzählers

Es ist eigenartig, wie gerade in der letzten Zeit die ostpreußischen Schriftsteller, mit denen ich in sehr jungen Jahren auf kollegiale Weise verbunden war, in den Fokus meiner Erinnerungen rücken. Der Zusammenhalt der literarisch Tätigen war damals, bedingt durch den Inselcharakter der Provinz Ostpreußen, sehr groß und belebte das deutsche Kulturschaffen ungemein. Durch Leseranfragen konnte ich schon auf Katarina Botsky und Martin Borrmann aufmerksam machen. Kürzlich meldete sich bei mir die Tochter des Schriftstellerehepaares Margarete und Fritz Kudnig und bat mich, das reiche literarische Erbe ihrer Eltern an eine Stätte zu vermitteln, die es in ihrem Sinne bewahren würde. Das ist inzwischen geschehen, die Bücher, Schriften und Manuskripte erhalten im Kulturzentrum Ellingen ihren adäquaten Platz. Dort befindet sich bereits die literarische Hinterlassenschaft ihres engsten Freundes, des Königsberger Dichters Walter Scheffler.

Und nun kommt der Schriftsteller Ottfried Graf Finckenstein ins Spiel. Seine Tochter Maria von Finckenstein meldete sich aus Kanada, wo ihr Vater seine letzten Lebensjahrzehnte verbrachte. Er verstarb am 23. November 1987 im Alter von 86 Jahren in Ottawa und liegt auch dort begraben. Diesen Jahrestag nimmt Maria von Finckenstein zum Anlass, sich an uns zu wenden mit der Bitte, ehemalige Bekannte, Freunde und Verehrer seines reichen Schaffens zu finden, denn sie möchte eine Biographie ihres Vaters erstellen. Da ich mit diesem großartigen Erzähler beruflich verbunden war – bereits in den 30er Jahren, aber auch nach dem Krieg –, kann ich aus meinen Erinnerungen und meinem Archivmaterial viel Wissenswertes beisteuern. Ihr Brief ist aber an unsere Leserinnen und Leser gerichtet, und so wollen wir ihn – bis auf einige Stellen, die ich persönlich mit Maria von Finckenstein besprechen will – hier bringen.

„Mein Vater begann im Alter von 32 zu schreiben und erwarb während der 30er Jahre einen gewissen literarischen Ruhm, da seine Romane Heimverbundenheit und auch Opferbereitschaft für die Familie und die Volksgemeinschaft widerspiegelten, was gut in die damalige Weltanschauung passte. Er bekam auch mehrere Preise und wurde zu den Weimarer Dichtertagen eingeladen. Ich habe es mir nun zur Aufgabe gemacht, Recherchen über sein Werk zu machen, wobei ich auf einen Roman gestoßen bin, der im Dezember 1933 in der ,Deutschen Allgemeinen Zeitung‘ in 45 Folgen als Vorabdruck erschien, aber nie als Buch veröffentlicht worden ist. Der Roman wird nun in diesem Winter im Finckenstein & Samuth Verlag unter dem Titel ,Möven über dem Bruch‘ herausgegeben.

Da meine Familie Westpreußen im Januar 1945 in Eile verlassen musste, sind seine Unterlagen und Briefe von vor dem Krieg alle verbrannt. Auch Korrespondenz nach dem Krieg ist kaum in seinem Nachlass erhalten. Finckenstein hat nach dem Krieg noch einen großen Roman ,Schwanengesang‘ geschrieben, und posthum sind seine Memoiren ,Nur die Störche sind geblieben‘ 1994 beim Langen Müller Verlag erschienen. Sie enden allerdings Anfang der 30er Jahre. Ich hoffe nun, das Bild in einer Biographie zu vervollständigen, auch indem ich zeige, wie andere ihn gesehen haben. Ich bitte die Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung, welche Briefe, Fotos, Begegnungen mit ihm oder ähnliches besitzen, sich über den Verlag der PAZ an mich zu wenden. Auch Reaktionen oder Kommentare zu seinem Werk würden mich interessieren. Er hat in der PAZ bis kurz vor seinem Tode ,Erzählchen‘, wie er sie nannte, herausgegeben. Nun ist er bedauerlicherweise etwas in Vergessenheit geraten, obwohl seine Werke wertvolle historische Dokumente sind, die das ehemalige Leben auf den westpreußischen Gütern in eindringlicher und anschaulicher Weise darstellen, so, wie er es selber noch erlebt hat.“

Soweit der Brief von Maria von Finckenstein. Es ist nun die Frage, wie unsere Leserinnen und Leser die Suchende erreichen. Ein erster Kontakt kann über ihre E-Mail-Adresse erfolgen (maria.vonfinckenstein@gmail.com). Im Dezember kommt die in Kanada Lebende für ein halbes Jahr nach Berlin. Es wäre ratsam, solange zu warten, bis ich ihre Berliner Anschrift veröffentlichen kann. Eine Weiterleitung über unsere Redaktion, wie Frau von Finckenstein vorschlägt, ist möglich, könnte aber zu Verzögerungen führen. So ist der heutige Beitrag als erste Information zu verstehen, zugleich aber auch als ein Gedenken an den ostdeutschen Romancier und sein reiches Schaffen zu seinem 25. Todestag. R.G.


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