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17.11.12 / »Sprache ist das tragende Element« / Deutsche Minderheiten suchen auf Fachtagung in Berlin den Kontakt zur Bundeskanzlerin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-12 vom 17. November 2012

»Sprache ist das tragende Element«
Deutsche Minderheiten suchen auf Fachtagung in Berlin den Kontakt zur Bundeskanzlerin

Vertreter von 13 deutschen Minderheiten in Europa entschieden auf ihrem Treffen in Berlin, mithilfe des Vereins für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) zukünftig jährlich, „Strategische Gespräche“ in Berlin zu führen.

Die Vorstandsmitglieder trafen sich kürzlich in Berlin zum 22. Treffen der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten (AGDM). Die Arbeitsgemeinschaft vereint alle deutschen Minderheiten in der Föderalistischen Union Europäischer Volkgruppen (FUEV), der als größter Dachverband 94 Minderheitenorganisationen aus 32 Ländern vereint und 1949 in Paris gegründet wurde. Die Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen trifft sich in der Regel einmal im Jahr. Es handelt sich um eine 1991 in Budapest gegründete informelle Arbeitsgemeinschaft, die alle Organisationen vereint, die in der FUEV, dem europäischen Dachverband, zusammengeschlossen sind und sich als Verbände deutscher Minderheiten betrachten.

Der Vorsitzende der AGDM, der Ungardeutsche Dr. Koloman Brenner, zog ein positives Fazit der Tagung. „Trotz der zum Teil sehr unterschiedlichen Ausgangslagen der deutschen Minderheiten in Europa herrscht eine starke Solidarität in unserer Gruppe. Alle deutschen Minderheiten machen sich derzeit Sorgen über die eigene Zukunft. Wir suchen daher den direkten Dialog mit der Bundesregierung, um gemeinsam zu überlegen, wie wir die Zukunft der deutschen Minderheiten in Europa sichern und dabei unsere Kompetenzen, unsere Bedeutung für Deutschland sichtbarer machen“, so Brenner. Deutsche beziehungweise deutschsprachige Minderheiten gibt es in 27 Ländern Europas. Nur die Roma sind in mehreren Ländern vertreten.

Die AGDM vertritt die deutschen Minderheiten in Dänemark, Estland, Georgien, Kroatien, Lettland, Moldawien, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowenien, Ukraine und Ungarn. Sie haben jedoch unterschiedliche Geschichten. So konnte etwa die deutsche Minderheit in Dänemark sich bereits 1955 offiziell registrieren lassen, in den meisten Ländern des ehemaligen Ostblocks durften deutsche Minderheiten erst seit der Wende 1989 öffentlich in Erscheinung treten. In einigen Ländern wie Slowenien ist die deutsche Minderheit bis heute nicht offiziell anerkannt. Sehr unterschiedlich ist auch die zahlenmäßige Stärke der jeweiligen deutschen Minderheiten, während in Polen, Ungarn, Russland und in Kasachstan noch jeweils weit über 100000 Deutsche leben, sind es in einigen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion wie Armenien oder Aserbaidschan nur noch einige Hundert. Insgesamt dürften jedoch allein im Osten Europas noch über eine Million Deutsche leben.

Die Minderheitenvertreter nutzten die Tage in Berlin um strategische Überlegungen zu formulieren. „Wir werden uns direkt an die Bundeskanzlerin und alle relevanten Gremien wenden“, so Brenner und fügt hinzu: „Wir möchten nicht missverstanden werden. Wir sind für die Unterstützung der verschiedenen Bundesregierungen durch die Jahre sehr dankbar. Der Bezug zu Deutschland, der deutschen Sprache und der deutschen Kultur ist das tragende Element unserer Arbeit, dadurch sind wir auch in unseren Heimatländern, in denen die Angehörigen der deutschen Minderheiten als Deutsche gelten, mit Deutschland sehr eng verbunden. Daher geht auch ein großer Dank an den Minderheitenbeauftragen, Staatssekretär Dr. Bergner, der unseren Parlamentarischen Empfang ermöglicht hat und auch selbst teilnahm“, so Brenner. FUEV-Präsident Hans Heinrich Hansen hob in seinem Beitrag beim Parlamentarischen Empfang hervor: „Die deutschen Minderheiten haben sich seit der Wende 1989/1990 nicht zu einer fünften Kolonne entwickelt, wie das einige der Staaten Mittel- und Osteuropas befürchtet hatten. Die deutschen Gemeinschaften sind vielmehr ein anerkannter Partner und zu einem bereichernden Faktor in ihren jeweiligen Gesellschaften gewachsen ... “

Auch wenn die Vertreter der deutschen Minderheiten, deren Heimatländer jetzt fast alle Mitglieder der EU sind, zunehmend sich selbst helfen können, ist jedoch eine Rückkoppelung mit einem Verband in Deutschland immer noch sehr nützlich. So trafen sich die AGDM Vertreter auch mit dem Vorsitzenden des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA), Staatssekretär Harmut Koschyk. In diesem Gespräch entstand die Idee die deutschen Minderheiten zu einem „strategischen Dialog“ mit den verschiedenen Behörden, den Parlamentsfraktionen und Ministerien zusammenzubringen. Koloman Brenner nahm im Namen der AGDM die Einladung zu solch jährlichen „Strategischen Gesprächen“ in Berlin sehr gerne an. Finanzstaatssekretär Koschyk begrüßte es, dass die Arbeitsgemeinschaft in Fortführung des letzten Treffens 2011 im belgischen Eupen eine bessere politische Vernetzung der deutschen Minderheiten in Europa anstrebe. Ziel sollte es sein, ein gemeinsames Strategiepapier für die Bundesregierung zu erarbeiten. Eine alljährliche „Berliner Konferenz“ der Arbeitsgemeinschaft mit den für die deutsche Minderheit zuständigen Vertretern des Bundesministeriums des Innern, des Auswärtigen Amtes, des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, aber auch mit Vertretern aller Fraktionen im Deutschen Bundestag könnte dazu beitragen, die Interessen der deutschen Volksgruppen im Ausland besser zu bündeln und gegenüber der Bunderegierung und dem Bundestag in Berlin besser zu präsentieren. Bodo Bost


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