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01.12.12 / Chance für deutsche Unternehmen / Der Wachstumsmarkt Brasilien bietet Industrie vielfältige Möglichkeiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-12 vom 01. Dezember 2012

Chance für deutsche Unternehmen
Der Wachstumsmarkt Brasilien bietet Industrie vielfältige Möglichkeiten

Brasilien gilt als wichtiger Wachstumsmarkt für die deutsche Industrie, mit Potenzial zum Ausbau, auch wenn deutsche Politiker einen Bogen um das Land machen. Gegenwärtig arbeiten laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) bereits 1200 deutsche Unternehmen in Brasilien. Ihr Beitrag an der industriellen Wertschöpfung in der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas liegt bei über zehn Prozent.

Bei allen Ungleichgewichten, die in einem so riesigen Schwellenland normal sind, ist Brasilien eine stabile Demokratie, ein Rechtsstaat und hat einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung hinter sich, der sich mit Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent fortsetzen wird. Grund hierfür ist ein Binnenmarkt, der auf Grund steigender Beschäftigungsraten und von Sozialprogrammen langfristig wachsen wird. Für eine kontinuierliche Steigerung durch Konjunkturprogramme sorgt nach wie vor die Regierung. Die Entwicklung der letzten 20 Jahre hat in Brasilien die sechstgrößte Wirtschaft der Welt, und eine dynamische, friedliche Sozialentwicklung geschaffen. Alles spricht dafür, dass dies so weiter geht. Die brasilianische Wirtschaft hat, als sie sich von der Finanzkrise 2008/2009 erholte, ein starkes Wachstum erlebt. Dieses hat sich 2011 auf 2,7 Prozent deutlich verlangsamt.

Mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu steigern, hat die Regierung Maßnahmen ergriffen – von steuerlichen Anreizen bis hin zu einem größeren Angebot subventionierter Kredite. Außerdem griff sie begleitend zu protektionistischen Maßnahmen wie der Erhöhung der Steuer auf Importprodukte sowie zu größeren Interventionen auf dem Währungsmarkt, um die Attraktivität von Importprodukten zu drosseln. Verbunden mit der schon angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der Tatsache, dass die realen Arbeitseinkommen hoch bleiben, tragen die Regierungsmaßnahmen dazu bei, im Gesamtjahr 2012 den Binnenkonsum auf hohem Niveau zu halten. „Mit großer Sorge sehen wir den zunehmenden Protektionismus in Südamerika – auch in Brasilien. Handelshemmnisse sind ein Irrweg“, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel zur Eröffnung der 30. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage im Juli. „Wir wollen eine starke Industrie in Brasilien“, unterstrich Keitel. Dabei wird sich Deutschland als Partner engagieren. „Unsere Unternehmen werden ihr Engagement in Brasilien in den kommenden Jahren stark ausbauen“, kündigte der BDI-Präsident an. Gefragt ist deutsches Know-how laut BDI vor allem beim dringend benötigten Ausbau der Infrastruktur für den Verkehr und die Energieversorgung sowie im Gesundheitssektor. Trotz des nied­rigen Wirtschaftswachstums im Vorjahr gehörte Brasilien zu den Haupt-Zielländern für ausländische Direktinvestitionen.

Vor allem der brasilianische IT-Markt birgt Chancen und Herausforderungen. Es ist ein riesiger Markt voller neuer Möglichkeiten mit acht bis zehn Prozent Wachstum pro Jahr. Im IT-Bereich sind ungefähr 30000 Positionen unbesetzt. Universitäten kommen kaum mit der steigenden Anfrage nach. Der IT-Sektor benötigt bis 2020 rund 750000 neue Mitarbeiter und wird zunehmend auch für ausländische Arbeitnehmer interessant. Neue Technologien und Trends erleben eine hohe Akzeptanz in Brasilien. Es gibt günstige Rahmenbedingungen für weitere deutsch-brasilianische Kooperationen der IT-Wirtschaft. Dazu gehören der Ausbau der brasilianischen Infrastruktur im Telekommunikations-, Verkehrs- und Energiesektor sowie die starken wirtschaftlichen Impulse durch die sportlichen Großveranstaltungen, wie der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016.

War die deutsche Wirtschaft bislang vor allem in Sao Paulo und im Süden Brasiliens stark vertreten, geraten jetzt auch andere Landesteile in den Blickpunkt. Voraussichtlich Anfang November eröffnet die IHK São Paulo ein Büro in Recife im Nordosten Brasilien. Südlich von Recife, in Suape, entsteht der effizienteste Hafen des Landes mit einer neuen Großraffinerie und einer boomenden Industrieregion. Interessant ist Suape besonders für Unternehmen der Metallverarbeitung, weil Zulieferer der Werften, der Wind- und Solarenergiefirmen, des Petrochemieparks sowie der Raffinerie fehlen. Bodo Bost


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