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08.12.12 / Haus Doorn vor der Schließung / Die niederländische Regierung stellt die Zuschüsse für den Museumsteil an Kaiser Wilhelms II. Exilwohnsitz ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-12 vom 08. Dezember 2012

Haus Doorn vor der Schließung
Die niederländische Regierung stellt die Zuschüsse für den Museumsteil an Kaiser Wilhelms II. Exilwohnsitz ein

Der Beginn des Ersten Weltkrieges ist bald 100 Jahre her. Ausgerechnet zu dieser Zeit steht Haus Doorn, der letzte Wohnsitz des deutschen Kaisers Wilhelm II. im niederländischen Exil, kurz vor der Schließung. Das Schloss in Utrecht ist derzeit als Museum für Besucher zugänglich.

Wegen der vom niederländischen Staatssekretär für Kultur angekündigten Halbierung staatlicher Subventionen für das Museumshaus wird dessen Betreibung in Zukunft nicht mehr rentabel sein. Die gekürzten staatlichen Zuschüsse beziehen sich nunmehr lediglich auf die Verwaltung und Instandhaltung des Anwesens. Damit gefährdet die Regierung die Existenz eines einzigartigen Museums. Auf der offiziellen Internetseite des Hauses Doorn wird angekündigt, dass die Verwaltung des Museums Berufung gegen diesen Beschluss einlegen wird.

Wilhelm II. flüchtete im November 1918 mit seiner Ehegattin Kaiserin Auguste Viktoria nach seiner Abdankung als deutscher Kaiser und preußischer König in die Niederlande. Im Mai 1920 fand er sich in Utrecht im Schloss Doorn ein, wo er bis an sein Lebensende bleiben sollte. Er ließ sich seine Möbel, die beachtlich umfangreiche Uniformsammlung und seine anderen persönlichen Einrichtungsgegenstände noch im selben Jahr mit insgesamt 59 Eisenbahnwaggons nachsenden.

Die Ausstellung, wie sie heute ist, besteht aus der originalen zeitgenössischen Einrichtung des Anwesens mit detailgetreuen Ausschmückungen jedes einzelnen Raumes. Sie weicht vom klassischen Museumsbild der in Vitrinen zur Schau gestellten möglichst vielfältigen Ansammlung historischer Artefakte aus den verschiedensten Gebieten ab, indem das Haus und seine Ein- und Herrichtung selbst die Sehenswürdigkeiten darstellen. Haus Doorn besteht aus einer Ansammlung der wichtigsten Gegenstände aus dem Leben Kaiser Wilhelms II., die er selbst zusammenstellte. Durch diesen Umstand erweist es sich als wohl passendste Auswahl einer historischen Stelle zur Beschreibung der Persönlichkeit des Kaisers, da die Räume sehr authentisch erhalten sind. Dies trägt außerdem zu einer treffenden Inszenierung eines zeitgenössischen preußischen Fürstendaseins bei.

Doch nicht bloß die zur Schau gestellte häusliche Einrichtung des Kaisers ist Grund für die jährlich etwa 26000 Besucher. In der 25 Hektar großen Parkanlage des kleinen Schlosses befindet sich ein weißes Mausoleum, in dem, dessen letzten Willen entsprechend, die sterblichen Überreste des Kaisers seit seinem Tod im Jahre 1941 bestattet liegen. Es wurde von seinem Sohn in Auftrag gegeben. Dieses bleibt jedoch für Besucher verschlossen. Man kann es von außen betrachten und durch verdunkelte Fenster in der Mitte des steinernen Raumes die Silhouette eines aufwändig gefertigten Sarkophags ausmachen.

Bereits seit der Jahrtausendwende befindet sich die Verwaltung Haus Doorns in finanziellen Schwierigkeiten und erwog auch damals eine Schließung. Interessiert am Anwesen zeigte sich im Jahre 2001 ein US-amerikanischer Investor mit der Idee, das Schloss zu einer Art Geschichts­park umzugestalten. In den USA gibt es bereits solcherlei Orte, an denen die Inszenierung der Geschichte Vorrang vor der Vermittlung von deren Inhalten hat. In Amerika werden diese Parks vom Staat finanziert, dessen Interesse in der Erhaltung historischer Schauplätze liegt. Bei einem Privatinvestor dürfte das Geschäft erste Priorität haben, weshalb das Angebot damals ausgeschlagen wurde. Es wurde die Besorgnis geäußert, dass das Anwesen durch eine touristenfixierte Aufbereitung die Seriösität der historischen Stätte einbüßen würde. Wie jedes andere etwas ausgefallene Museum wird auch Haus Doorn von Kritikern mit Skepsis betrachtet. Sie bemängeln, dass Kaiser Wilhelm zu positiv dargestellt werde und man mehr über den Privatmenschen als den Monarchen erfahre. Die Kritiker gehen jedoch von einem anderen Museumsmodell aus. Haus Doorn hat keine kriegsdokumentierenden oder -bewertenden Aspekte an sich. Es ist eben der Wohnsitz Wilhelm II., so originalgetreu, als sei dieser bloß draußen zum Holzhacken. Melinda Heitmann


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