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08.12.12 / Abenteuerliche Reise einer Weihnachts-Krippe / Deutsch-Amerikaner schenkte Haus Schlesien originale Waldenburger Krippe − Blickfang der traditionellen Brauchtumsausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-12 vom 08. Dezember 2012

Abenteuerliche Reise einer Weihnachts-Krippe
Deutsch-Amerikaner schenkte Haus Schlesien originale Waldenburger Krippe − Blickfang der traditionellen Brauchtumsausstellung

Das Städtchen Waldenburg in der Nähe von Breslau machte Anfang des 19. Jahrhunderts als Stätte der handwerklichen Krippenfertigung von sich reden. Einige talentierte Holzschnitzer unter den Bauern und Waldarbeitern sicherten sich damit ein zusätzliches Einkommen in den Wintermonaten. Das ging bis 1848 gut, als eine Fabrik die Bewohner des Ortes ganzjährig beschäftigte. Danach gab es keine Krippen mehr aus Waldenburg.

Diese und andere zeitgeschichtlich relevanten Informationen lieferte ein Deutsch-Amerikaner schlesischer Herkunft, der 1935 mit seiner Familie Deutschland in Richtung Vereinigte Staaten von Amerika verlassen hatte und der vor kurzem eine solche schlesische Weihnachts-Krippe dem Haus Schlesien im rheinländischen Königswinter geschenkt hat.

Nicola Remig, die Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde, ist stolz auf den sachlichen Neuzugang: „Wir zeigen die wertvolle Krippe an besonderer Stelle im Rahmen unserer alljährlichen Brauchtumsausstellung und geben alles Wissenswerte über Herkunft und Wertigkeit dieses Exponates an die Besucher weiter.“ Genauso faszinierend wie die Entstehungsgeschichte dieser Schenkung sind auch die fast abenteuerlichen Wege, die das „Schmuck-stück“ zurückgelegt hat und nicht zuletzt die familiären Erinnerungen des letzten Eigentümers.

Reinhard Blaschke, der Präsident des Vereins Haus Schlesien e.V., hat seit mehr als zwei Jahren mit dem befreundeten Spender in Los Angeles gesprochen und korrespondiert. Selbst als die Überseekiste mit wertvollem Inhalt ihre Reise in Richtung Deutschland gut überstanden hatte, mussten noch behördliche Klippen „umschifft“ werden. Mit viel persönlichem Einsatz konnte die Schenkung schließlich ohne Zahlung von hohen Zoll- und Einfuhr-Umsatzsteuern am Düsseldorfer Flughafen abgeholt werden.

Schließlich stand die Kiste in der „guten Stube“ von Haus Schlesien, wurde vor den Augen der Verantwortlichen geöffnet und begutachtet. Präsident Blaschke: „Wir sind sehr froh, den Freunden unseres Hauses ein neues Schmuck-stück vorstellen zu können und hoffen, dass die original Waldenburger Krippe bei der älteren Generation schöne Erinnerungen wachrufen, aber auch bei den jüngsten Besuchern Interesse an der schlesischen Tradition wecken wird. Die Schenkung belegt einmal mehr, dass unsere Arbeit zur Erhaltung und Pflege von schlesischem Kulturgut anerkannt und sogar von Schlesiern weltweit geschätzt wird.“

Der Spender der Krippe − der auf eigenen Wunsch ungenannt bleiben möchte − wurde im letzten Jahr des Ersten Weltkrieges in Breslau geboren. Den Großvater, von dem die Krippe stammte, hat er nach eigenen Angaben zwar nie persönlich kennengelernt, doch erinnert er sich noch gut an die Weihnachtsfeiern seiner Kindheit. In seinem Bericht heißt es: „Die ganze Familie war auf unserem Landgut, welches sich in der Nähe des Zobtenberges befindet, dem heiligen Berg der Schlesier, vereint. Das Zentrum dieser Tradition, das sich nie veränderte, war unsere Waldenburger Krippe am Fuße eines großen Weihnachtsbaumes.“

In der Zeit des Gymnasiums entdeckten der Spender und sein Vater zwei weitere ähnliche Krippen, eine davon wurde im Breslauer Museum gesehen. Als die Familie im Jahre 1935 nach Chicago auswanderte und später nach Los Angeles umzog, ging die Waldenburger Krippe stets mit auf Reisen und bekam schließlich einen Ehrenplatz in einer kleinen Hauskapelle.

Zahlreiche Besucher des Hauses − darunter hochrangige Würdenträger − bewunderten und lobten das besondere Kulturgut. Vor Kurzem entschied der heute 94-jährige Deutsch-Amerikaner, sich von der Krippe zu trennen und sie in die Heimat zurückzugeben. Neuer Standort sollte das Haus Schlesien in Königswinter sein. Dazu der Spender: „Gott beschütze diese wertvolle Krippe, welche auch die schlesische Frömmigkeit dokumentiert.“

Neben der Waldenburger Krippe im Holzkasten mit Glasfront zeigt Haus Schlesien in der Zeit vom 1. Dezember 2012 bis zum 27. Januar 2013 entlang des „Krippenweges“ weitere Exponate, deren Figuren aus Holz, Keramik oder anderen Materialien die Geschichte rund um Christi Geburt erzählen.

Ferner sind typisch schlesische Weihnachtsdekorationen − wie der Weihnachtszepter aus Niederschlesien oder die im Advent gebastelten Apfelpyramiden − zu bewundern.

Für Schulgruppen und Kindergärten, die im Januar freien Eintritt in die Krippenschau bekommen, gibt es im Haus Schlesien von Königswinter unterhaltsame und lehrreiche Bastelnachmittage sowie bunte Ferienprogramme. Dieter Göllner


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