20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.12.12 / Herr des Leinwanddonners / Kleine Zwerge ganz groß: »Der Hobbit« ist das gewaltigste Kinoereignis seit Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-12 vom 15. Dezember 2012

Herr des Leinwanddonners
Kleine Zwerge ganz groß: »Der Hobbit« ist das gewaltigste Kinoereignis seit Jahren

Die Kinobetreiber reiben sich bereits die Hände. Der erste Teil des neuen Fantasyspektakels „Der Hobbit“, das jetzt in den Filmhäusern gestartet ist, wird ihnen ein reiches Weihnachtsgeschäft bescheren. Nach zuletzt eher durchwachsenen Monaten läuft das Kinojahr 2012 kurz vor Schluss auf einen auch von Kinobesuchern lang ersehnten Höhepunkt zu.

Das Warten hat sich gelohnt, möchte man meinen, nachdem eines der teuersten Filmprojekte endlich in die Kinos kommt. Viele hatten schon gezweifelt, ob der neuseeländische Regisseur Peter Jackson nach seiner grandiosen Mittelerde-Saga „Herr der Ringe“ überhaupt noch deren Vorläufer-Geschichte „Der Hobbit“ des britischen Autoren J. R. R. Tolkien verwirklichen könnte. Zu hoch hatte er selbst die Latte gesetzt mit der „Ring“-Trilogie von 2001 bis 2003, die weltweit fast drei Milliarden US-Dollar eingespielt hat, die mit insgesamt 17 Oscars ausgezeichnet und weitere 13-mal dafür nominiert wurde.

Schon in den 90er Jahren hatte der Tolkien-Fan angekündigt, die 1937 ursprünglich für Kinder geschriebene Erzählung „Der kleine Hobbit“ zu verfilmen. Da die Filmrechte dafür schon vergeben waren, drehte Jackson zuerst „Herr der Ringe“. Als 2006 die Produktionsgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) die Hand an den Rechten hatte, sollte Guillermo del Toro Regie führen. Nach einem Rechtestreit mit den Tolkien-Erben und finanziellen Problemen bei MGM gab del Toro entnervt auf und Jackson übernahm das Ruder. Er plante den „Hobbit“ als zweiteiligen Film, dessen erster Teil 2011 in die Kinos kommen sollte. Verzögert durch Arbeitskämpfe bei den Dreharbeiten in Neuseeland und durch den Einfall, mit einem dritten Teil zusätzliches Kapital aus dem Projekt zu schlagen, kommt Teil 1 als „Hobbit – Eine unerwartete Reise“ nach dreijährigen Dreh­arbeiten reichlich verspätet in die Kinos.

Und Jackson hat sich in allem noch einmal übertroffen. Mit bis zu 300 Millionen US-Dollar Produktionskosten pro Teil übertrifft die „Hobbit“- die „Ring“-Trilogie um ein Vielfaches. Da ihm jetzt die 3-D-Technologie zur Ver­fügung stand, gelangen ihm spek­takuläre Land­schaftsszenen und Schlachten­tableaus, bei denen sich der Zuschauer mitten im Getümmel wähnt.

Nach der Premiere der fast dreistündigen Leinwandoper in Neuseeland spöttelte man, dass Jackson jeden Punkt und jedes Komma aus dem schmalen Tolkien-Buch verfilmt hätte. Tatsächlich ist der Beginn des Mammutabenteuers, bei dem sich 13 Zwerge und der Zauberer Gandalf im Hobbit-Heim Bilbo Beutlins versammeln, etwas langatmig geraten. Doch dies ist das komödiantische Entree zu einem grandiosen Epos, an dessen Ende der tragische Kampf um Macht und Freiheit steht. Wer „Herr der Ringe“ gesehen hat, wird viele Déjà-vu-Erlebnisse haben, gibt es doch ein Wiedersehen mit Elben, Orcs und Gollum. Als letzterer einen Ring verliert, schließt sich symbolhaft der Kreis zu „Herr der Ringe“.

Es ist ganz großes Monumentalkino, das hier aus dem kleinen Neuseeland kommt. Die immens hohen Produktionskosten wird es locker einspielen. Auch zum Gefallen der Kinobetreiber, für die der Blockbuster ein Weihnachtssegen ist. Zwar lief das erste Halbjahr auch dank der französischen Komödie „Ziemlich beste Freunde“, die sich 8,5 Millionen Besucher ansahen, besser als im Vorjahr, doch in der zweiten Jahreshälfte fehlte bislang der große Hit. „Der Hobbit“ wird das wohl ändern. Er dürfte Jacksons nächster Oscar-Kandidat werden und auf diese Weise wohl auch die Neugier bei solchen Zuschauern wecken, die bislang um das Fantasygenre einen weiten Bogen gemacht haben. Harald Tews


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren