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15.12.12 / Ältere zahlen deutlich mehr / Kfz-Versicherungen erhöhen ihre Prämien drastisch trotz hoher Schadensfreiheitsklasse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-12 vom 15. Dezember 2012

Ältere zahlen deutlich mehr
Kfz-Versicherungen erhöhen ihre Prämien drastisch trotz hoher Schadensfreiheitsklasse

Ende November haben die Autoversicherer ihre Beitragsrechnungen für das neue Jahr an ihre Kunden verschickt. Wie in jedem Jahr gab es auch diesmal einige Veränderungen mit zum Teil saftigen Preiserhöhungen.

Die musste auch Frau Schmidt aus Lübeck erfahren. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie die Beitragsrechnung ihrer Kfz-Versicherung für 2013 in den Händen hielt. Gleich 200 Euro soll sie mehr zahlen, obwohl sich an ihrem Vertrag nichts geändert hat: weder bei den jährlich gefahrenen Kilometern noch in den sonstigen Beitragsmerkmalen. Einen Unfall hatte sie auch nicht verursacht. Im Gegenteil: Seit 40 Jahren hatte sie ihr Auto unfallfrei gesteuert. Eine Nachfrage bei ihrem Versicherer führte zu der wenig erfreulichen Antwort, es liege wohl an ihrem Alter, da die Versicherungen Altersstufen für Fahrzeughalter eingeführt hätten.

Eine „Umstufung innerhalb der geltenden Altersstaffel“ nennen das die Gesellschaften. Da die meisten Versicherer höhere Prämien für Ältere verlangen, dürfte es für Frau Schmidt schwer sein, eine günstigere Versicherung zu finden. Denn bei einem Wechsel würde ihr Vertrag als Neuvertrag nach neuen, schlechteren Bedingungen eingestuft.

Es ist eine seit einigen Jahren branchenweit gängige Praxis. ältere Versicherungsnehmer stärker zur Kasse zu bitten. Zur Begründung heißt es, Senioren seien ein schlechtes Risiko, weil sie bei Unfällen überdurchschnittlich häufig die Alleinschuld trügen. Eine Höhereinstufung erfolge aber meistens nur, wenn ein neuer Vertrag abgeschlossen wird, etwa bei einem Fahrzeugwechsel

Es gibt Fälle, bei denen Unfallopfer regelrecht abkassiert wurden, wie das Beispiel eines 73-jährigen Rentners zeigt, dem ein anderer die Vorfahrt genommen hatte, Den Totalschaden an seinem Fahrzeug zahlte die gegnerische Versicherung. Ein Fahrzeugwechsel war ohne sein Verschulden notwendig geworden. Umso größer war die Überraschung, als er die neue Beitragsrechnung erhielt: Statt 364 Euro sollte er im kommenden Jahr 695 Euro zahlen, fast eine Verdopplung, obwohl er selbst seit Jahren keinen Schaden verursacht hatte.

So drastisch wie in diesem Jahr waren die Altersaufschläge bisher nicht. Sie liegen in einer Spanne zwischen 59 und 103 Prozent ab einem Alter von 60 Jahren, wobei sie ab 80 Jahren am höchsten ausfallen. Im Schnitt sind es 60 Prozent.

Gelten Senioren in der Autoversicherung als unerwünschtes Risiko, so sind sie den Gesellschaften für andere „Sachverträge“ als beitragsstarke Zahler willkommen. In Gebäude-, Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Lebens- oder Unfallversicherungen sorgt diese Altersgruppe jährlich für ein hohes Prämienaufkommen. Es liegt der Verdacht nahe, dass die Konzerne ihre leistungsstarke Kundschaft per Altersstaffel zusätzlich abkassieren wollen.

Der Bund der Versicherten sieht in erhöhten Prämien für Senioren einen klare Form von Altersdiskriminierung. Doch etwas dagegen unternehmen kann der Interessenverband nicht. Denn die Versicherungsgesellschaften bewegen sich im Rahmen des Gesetzes. Laut Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz (AGG) liegt keine Altersdiskriminierung vor, wenn die Gesellschaften versicherungsmathematische Berechnungen vorlegen können, dass die höheren Beiträge für bestimmte Altersgruppen durch höhere Kosten begründet sind. Das dürfte kein Problem sein, da jede Gesellschaft ihre eigenen Statistiken führt, auf die sie sich berufen kann.

Ein weiterer Trick, der die Vergleichbarkeit erschwert, ist die Einführung neuer Schadensfreiheitsklassen (SF-Klassen). Da hier jede Gesellschaft inzwischen ihr eigenes System hat, kann der Kunde bei einem Wechsel nicht einfach seine bisherige SF-Klasse bei einem Angebot vergleichen. Galt bislang der Grundsatz, SF 3 (= drei Jahre unfallfreies Fahren) entsprechen 70 Prozent, können die Prozente jetzt zwischen 52 und 55 Prozent variieren. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass dadurch der Beitrag sinkt. Im Gegenteil: Vielfach entsprechen weniger Prozente bei einer niedrigen Schadensfreiheitsklasse sogar einer höheren Prämie. Von Transparenz und Kundenfreundlichkeit fehlt jede Spur. M. Rosenthal-Kappi


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