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15.12.12 / Die rastlose Schönheit / Sisis ganzes Leben war eine Reise auf der Suche nach Glück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-12 vom 15. Dezember 2012

Die rastlose Schönheit
Sisis ganzes Leben war eine Reise auf der Suche nach Glück

Kaum eine Kaiserin war so berühmt wie sie. Sie galt als Schönheitsideal einer Epoche, und ihr rastloses Leben wird auch heute noch in Filmen und Kindersendungen wiedergespiegelt. Am Heiligabend diesen Jahres ist Sisi vor 175 Jahren geboren.

Geboren wurde Sisi, deren voller Geburtsname Elisabeth Amalie Eugenie lautete, als zweite Tochter des Herzogs Max in Bayern. Untypisch für eine Familie hohen Standes verbrachte Sisi ihre Kindheit nicht in Zucht und Manier, sondern erlebte unbeschwerte erste Jahre auf dem Schloss Possenhofen, wo sie sich den Großteil ihrer Zeit ihren liebsten Freizeitaktivitäten wie dem Reiten oder Dichten widmete. Sie galt als temperamentvolles, unruhiges Kind.

Sisis Cousin, der damalige österreichische Kaiser Franz Joseph, sollte ursprünglich mit ihrer älteren Schwester Helene vermählt werden, verliebte sich jedoch unerwartet in Sisi selbst bei einem Treffen im Jahre 1853. Mit gerade einmal 16 Jahren wurde Sisi im folgenden Jahr zur österreichischen Kaiserin und dem ungestümen Mädchen wurde die Rolle der feinen Dame aufgezwungen. Dies behagte ihr jedoch gar nicht. Äußerlich passte sie zwar perfekt in das Leben am kaiserlichen Hof: Eine umwerfende Schönheit wird ihr bis heute nachgesagt und dieser soll sie sich auch bewusst gewesen sein. Besonders stolz war sie auf ihre Haarpracht, die bis heute auf Bildern und Fotos wie ein Erkennungszeichen wirkt. Durch ihre innere Unruhe trieb sie täglich stundenlang Sport und erhielt sich ihrer Zeit voraus durch enge Korsetts eine „Wespentaille“, die noch bis in die 1950er Jahre hinein als Schönheitsideal galt.

Trotzdem fühlte sie sich gefangen und deplatziert am Hofe. Ihre Schwiegermutter, die Erzherzogin Sophie, untersagte ihr sogar die Erziehung ihrer Kinder, da sie mit nicht einmal 20 Jahren noch zu jung dazu sei. Sisi war gezeichnet von Wehmut und verbrachte viel Zeit zur Ablenkung auf weiten Reisen. Sie interessierte und engagierte sich besonders für Ungarn und setzte sich auch für die Doppelmonarchie von Österreich und Ungarn ein. In diesem Zusammenhang ließen sie und der Kaiser sich im Jahre 1867 zusätzlich zum ungarischen Königspaar krönen.

Sisis Rastlosigkeit durchzog ihr ganzes Leben. Weder konnte sie lange an einem Ort verweilen, noch konnte sie lange still bleiben. Ständig fühlte sie sich unausgelastet. Was erst als jugendliches Gemüt abgestempelt wurde, legte sich aber auch im Alter nicht. Inzwischen bezeichnet man einen übermäßigen Tatendrang und Selbstdisziplin als „Sisi-Syndrom“.

Mit zunehmendem Alter wurde Sisi immer frustrierter über ihre naturgemäß schwindende Schönheit. Als sich 1889 ihr einziger Sohn Rudolf das Leben nahm, versank die Kaiserin in einer Trauer, die sie in sich zurückziehen ließ und die sie bis an ihr Lebensende zusätzlich begleitete.

1898 befand sich Sisi auf einer Kurreise nach Genf, da sie durch ihren Sportwahn geschwächt und von Herzleiden geplagt war. Dort wurde sie vom Anarchisten Luigi Lucheni überfallen und durch einen Stich ins Herz mit einer gespitzten Feile ermordet. Das Attentat zielte ursprünglich auf den Prinzen von Orléans, dieser hatte jedoch seine Reisepläne unerwartet geändert. Sisis rastloses Leben aus Wehmut und Unruhe ging damit zwar zu Ende, die Legenden um die schöne Kaiserin lebten jedoch auf und bis heute weiter. Melinda Heitmann


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