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15.12.12 / Unerwünschte Gäste / Wissenschaftler suchen Mittel gegen importierte Krankheitserreger aus den Tropen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-12 vom 15. Dezember 2012

Unerwünschte Gäste
Wissenschaftler suchen Mittel gegen importierte Krankheitserreger aus den Tropen

Klimawandel und Globalisierung sind die Ursachen von „importierten“ Infektionskrankheiten aus den Tropen, die seit mehr als zehn Jahren auch in den USA und Europa auftreten. Im Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI), besser bekannt als Tropeninstitut, befassen sich Wissenschaftler mit der Erforschung und dem Nachweis von Viren, die derartige Krankheiten bei Tieren und Menschen hervorrufen.

Das BNI ist Deutschlands größte Einrichtung für Klinik, Lehre und Forschung auf dem Gebiet der tropentypischen Erkrankungen und neu auftretender Infektionskrankheiten. Im westafrikanischen Regenwald von Ghana betreibt das BNI in Zusammenarbeit mit der Universität von Kumasi ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum. Derzeit strebt die Institutsleitung gemeinsam mit weiteren Einrichtungen als „Region Hamburg“ eine Beteiligung an dem 2010 vom Bundeministerium für Forschung und Bildung gegründeten „Deutschen Zentrum für Infektionsforschung“ an.

Laut dem Mückenexperten Egbert Tannich sind bisher im nördlichen Europa nur Urlaubsreisende und Migranten von Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber betroffen, doch könnte sich dies in den nächsten Jahren ändern. Gegen viele dieser Krankheiten gebe es keine Impfstoffe.

Überträger von Tropenkrankheiten sind in der Regel infizierte Mücken, Zecken und erkrankte Zugvögel, aber auch durch Waren in Containern aus Übersee werden die Viren über ihre Wirtstiere verbreitet. Für die Tropenländer selbst wird für die Zunahme der meisten Infektionskrankheit ein Zusammenhang mit der Zerstörung von Ökosystemen angenommen, vor allem die Abholzung des Regenwaldes. In unseren Breiten kommt es in warmen, regenreichen Sommern zur explosionsartigen Vermehrung der Stechmücken. Erst im vergangenen Jahr wurde mit einer Kartierung aller in Deutschland vorkommenden Mückenarten begonnen. Asiatische Tigermücken, die bereits in Süddeutschland nachgewiesen wurden, sind die Überträger des West-Nil-Virus, das sich rasant in den USA ausgebreitet hat und bereits bis zum Balkan vorgedrungen ist. Es werden zurzeit die Orte gesucht, an denen sich die Tigermücke aufhält, um eine mögliche Ausbreitung in Deutschland, zum Beispiel im Oberrheingraben, zu stoppen. Um 1990 hatte sich diese Mückenart in der Po-Ebene eingenistet, worauf auch die jüngsten Ausbrüche des Chikungunya- und des Dengue-Fiebers in Italien zurückzuführen seien, erklärte der Leiter des Tropeninstituts, Rolf Horstmann. Im Sommer 2011 kam es in Südwestdeutschland erstmals zu einem massenhaften Amselsterben infolge des Usutu-Virus. Ornithologen zufolge verendeten bis zu 100000 Singvögel.

2001 hatte man das seit 1959 bekannte Virus in Wien und damit erstmals außerhalb Afrikas festgestellt. Wissenschaftler des BNI wiesen die Usutu-Viren in einheimischen Steckmücken nach und fanden jetzt heraus, dass die Viren in ihren Wirtstieren überwintern können. In diesem Jahr hat sich das Usutu-Virus auch in Rheinland-Pfalz ausgebreitet.

Aus Nordrhein-Westfalen wurden erste Fälle gemeldet. Menschen werden aber offenbar nur selten infiziert. Ansonsten sind die Symptome ähnlich wie bei einer Grippe. Hinzu kommen Hautausschläge, und zuvor schon immungeschwächte Patienten könnten an einer Gehirnhautentzündung erkranken. Die Forscher rechnen damit, dass sich das Usutu-Virus noch jahrelang in Deutschland halten und weiter ausbreiten wird. Dagmar Jestrzemski


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