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15.12.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Alle an einem Strang / Wie Peer Steinbrück gute

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-12 vom 15. Dezember 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Alle an einem Strang / Wie Peer Steinbrück gute von böser Gewalt unterscheidet, was »bürgerschaftlich« heute bedeutet, und wie wir Deutschland kleinkriegen

Das wird ein spannender Wahlkampf. Gut, dass die Parteien diese kleinen bunten Kürzel tragen, damit wir sie unterscheiden können. Ansonsten fällt das seit vergangener Woche noch ein bisschen schwerer, denn vom Auftritt her ist die SPD nun ganz und gar CDU geworden: Sonst hatten sich die Genossen ja oft heftig in den Haaren gelegen auf ihren Parteitagen, bei der Kür von Peer Steinbrück hingegen ging es zu wie bei den Merkel-Partys, die an die Stelle früherer CDU-Konvente getreten sind.

Die Reihen nickten und klatschten, wie es die Regie von ihnen verlangte. Für das gute Erscheinungsbild saß bei den 600 Delegierten jede Regung wie bei einem Trupp Revue-Girls: Ärmchen hoch, dann klatschen, jetzt lachen, danach dreißig Sekunden andächtig schauen, nicken ... und von vorn! Parteichef Gabriel war so gerührt von der perfekten Aufführung, dass ihm glatt ein Tränchen über die dralle Wange kullerte. Entzückend.

Die rote Eintracht ging weit über den Saal hinaus. Als Peer Steinbrück auf „rechte Gewalt“ zu sprechen kam, da haben selbst Stalin, Mao und Pol Pot im Jenseits applaudiert. Denn: Böse Gewalt von links gibt es gar nicht, wenn es nach dem SPD-Kanzleranwärter geht. Das Böse kommt immer und ausschließlich von rechts, etwas anderes zu behaupten bedeute, die Nazi-Gewalt zu „verharmlosen“. Über den Gräbern von hundert Millionen Kommunismus-Opfern herrschte in dem Moment eisige Stille, als wären sie alle noch einmal gestorben. Das hat Steinbrück aber nicht mitbekommen, weshalb er euphorisch weiterpolterte, dass der deutsche Staat in einer Einheitsfront mit allen Linksextremisten gegen rechts kämpfen werde, „wenn wir dran sind“.

Ja, „wenn wir dran sind“, dann wird’s was geben: Die Linkspartei hat sich da auch schon so ihre Gedanken gemacht. Die medienpolitische Sprecherin der Partei im Bundestag, Kathrin Senger-Schäfer, fordert, dass „Qualitätsjournalismus“ mit Steuergeldern gefördert wird. Nicht nur Zeitungen, welche die Linken für qualitätsvoll erachten, auch Internet-Blogs und Autorennetzwerke sollten unterstützt werden. Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, pflichtet begeistert bei: „Das Ziel muss ein bürgerschaftlich geförderter Qualitätsjournalismus sein.“

Was die Genossen darunter verstehen, wissen wir aus jenem Teil der deutschen Geschichte, von dem nicht nur Peer Steinbrück nichts mehr wissen will. Die „Aktuelle Kamera“ hätte sich mit Werbeeinnahmen ebenso wenig über Wasser halten können wie Karl-Eduard von Schnitzlers „Schwarzer Kanal“. Nur dank „bürgerschaftlicher“ (also staatlicher) Bezahlung konnten sie ihre Qualitäten über Jahrzehnte durch den Äther bellen.

Übrigens interessant, welche Karriere manche Wörter machen: Früher nannten wir es „bürgerschaftliches Engagement“, wenn Menschen freiwillig, ohne staatlichen Zwang und ohne Unterstützung von oben für das Gemeinwesen aktiv wurden. Heute bedeutet „bürgerschaftlich“, dass den Bürgern Steuern aufgebrummt werden, damit linke Journalisten für Texte bezahlt werden, die ihnen am Kiosk keiner abkauft, für Filme, die niemand sehen will und für Ergüsse in Internetportalen, die kein Netzbenutzer anklickt.

Auf jeden Fall scheinen sich die Linken sehr sicher zu sein, dass sie es sein werden, die entscheiden dürfen, was förderungswürdig ist und was nicht, sprich: „Der Staat sind wir!“ Das System linker Netzwerke in Kirchen, Parteien, Verbänden, in Schulen und Hochschulen ist ja tatsächlich fast perfekt. Es funktioniert, weil das widerborstige Volk nicht hineinfunken kann, weil alles von oben bezahlt wird und nicht der Auswahl durch selbst urteilende Bürger unterworfen ist. Die Medien (von den öffentlich-rechtlichen natürlich abgesehen) bilden ein irritierendes Loch in diesem System, denn hier hat das Volk immer noch die Wahl, und die fällt nicht immer wunschgemäß aus. Staeck ist Kolumnist bei der linken „Frankfurter Rundschau“, die gerade pleitegegangen ist.

Was hätten wir uns und der Weltgeschichte nicht alles ersparen können, wenn man dieses Loch rechtzeitig dichtgemacht hätte. Denken wir nur an die deutsche Vereinigung 1990. Die „Qualitätsjournalisten“ von der Staeckschen Sorte waren selbstverständlich dagegen. Damals – noch ohne Internet – hätte man die Qualitätslosen mit ausreichend Steuergeld leicht vom Markt gefegt, und vielleicht hätten sich die Deutschen von den Übriggebliebenen hinreichend einschüchtern lassen, sodass sie sich das mit der Einheit nicht getraut hätten.

So aber ist das Unsagbare passiert. In der Folge wuchs Deutschland zum bedeutendsten Land Europas heran. Furchtbar.

Wir wollen die Flinte aber noch nicht ins Korn werfen, man hat bei der Rück­schrumpfung des Landes schon einige Fortschritte gemacht. Die D-Mark ist weg und auch sonst sind wir auf gutem Wege, den Deutschen eine Bleikugel nach der anderen ans Bein zu ketten, bis sie endlich absaufen.

Da müssen aber alle an einem Strang ziehen, Wirtschaftspolitiker und Währungshüter, Finanzminister und Klimaschützer und natürlich vorneweg die Qualitätsjournalisten. Es gilt, Deutschland auf das Normalmaß seiner abstürzenden Nachbarn zu stutzen, mit anderen Worten: den Deutschen das Fell über die Ohren zu ziehen.

Beim Klimagipfel in Katar sind wir da ein gewaltiges Stück weitergekommen: Dort wurde der Rahmen für ein Programm verabschiedet, das es in sich hat. Drittweltländer sollen demnach künftig das Recht bekommen, für Naturkatastrophen die Länder des Nordens direkt in Regress zu nehmen. Da wichtige Industriestaaten wie die USA, China oder Kanada gar nicht daran denken, sich daran zu beteiligen, wird der Löwenanteil auf Deutschland entfallen. Das geht dann so: Wenn es in der Wüste zu trocken ist, oder wenn (wie seit Jahrhunderten schon) eine Regenzeit ausfällt oder es (wie ebenfalls seit eh und je) überdurchschnittlich stark regnet, wenn ein Sturm übers Land fegte oder eine Flut die (seit Generationen vernachlässigten) Deiche weggespült hat, können die Länder von Bangladesch über Burkina Faso bis Bolivien die Deutschen dafür direkt haftbar machen. Nicht etwa in Form eines Hilfe-Ersuchens, sondern mit einer saftigen Rechnung. Denn neuerdings kommt das, was seit der Steinzeit ganz normal war, vom Klima, und das machen die Deutschen. Es geht um gigantische Milliardensummen, welche der Wirtschaftskraft der Bundesrepublik entzogen werden sollen.

Um „nachhaltig“ erfolgreich zu sein bei der Deutschland-Stutzung, müssen wir allerdings direkt ins Herz deutscher Stärke schießen: die mächtige Industrie. Zu diesem Zweck fordern linke Parteien, die „Privilegien“ des produzierenden Gewerbes bei den Strompreisen abzuschaffen. Bekanntlich zahlen deutsche Privatkunden mit die höchsten Strompreise der Welt. Würde man die hohen (und immer höheren) Preise auch der Industrie aufhalsen, würde die Produktion in Deutschland mehr und mehr unrentabel.

An einer weiteren Front arbeitet der Bundesfinanzminister. Wuss­ten Sie, dass deutsche Reeder die größte Containerflotte der Welt besitzen? Aber nicht mehr lange: Durch die Krise der Schifffahrt schwer in die Enge geraten, stehen Hunderte Reeder vor dem Untergang und betteln in Berlin um rückzahlbare Übergangskredite. Nichts da! Stattdessen will das Haus Schäuble die Krise nutzen, um die deutsche Handelsflotte endlich zu versenken: Mit einem Kniff haben es Schäubles Mannen hinbekommen, den Reedern ausgerechnet jetzt eine niederschmetternde neue Steuer aufzubrummen, und zwar gleich sieben Jahre rückwirkend! Genial, nicht wahr? Das nennt der Engländer Timing: Erst zuschlagen, wenn der Feind ohnehin am Boden liegt. Dann aber richtig.

Sie sehen, wir müssen uns keine Sorgen machen. Das mit der deutschen Stärke haben wir bald überwunden.


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