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22.12.12 / Teure Muskelschau / Viele lateinamerikanische Staaten rüsten derzeit vehement auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Teure Muskelschau
Viele lateinamerikanische Staaten rüsten derzeit vehement auf

Lateinamerika kauft verstärkt Waffen, modernisiert die Streitkräfte und baut eigene Produktionen auf, wie etwa in Brasilien und Chile. Die Aufrüstung erfolgt, obgleich sich der Halbkontinent keinen direkten Aggressoren wie etwa die asiatischen Staaten und die Länder des Nahen Ostens gegenübersieht. Das Säbelrasseln ist aber Zeichen eines neuen Selbstbewusstseins und eine Antwort auf die Erfahrungen der Vergangenheit mit der Einflussnahme der Vereinigten Staaten.

Brasilien, die sechstgrößte Ökonomie der Welt, stieg inzwischen sogar zum bedeutenden Waffenexporteur auf und liegt mit einem Militärbudget von 38 Milliarden Dollar an zehnter Stelle der Welt. Das aufstrebende Schwellenland verfügt über die größten Streitkräfte in der Region und hat durch den Import französischer U-Boote und Helikopter seine Arsenale modernisiert. Gegenwärtig geht es zudem um einen Milliarden schweren Kontrakt für 36 Kampfjets vom Typ „Rafale“ von der französischen Firma Dassault, die in Konkurrenz zu Boeings F/A-18 „Super Hornet“ und dem „Gripen“-Jet der schwedischen Firma Saab steht. Unabhängig davon wird der Ausbau der einheimischen Rüstungsschmieden vorangetrieben. „Wir brauchen“, so postulierte Präsident Dilma Rousseff, „eine eigene Industrie im Angesicht unserer strategischen Bemühungen um mehr Unabhängigkeit, der Länge unserer Grenzen und weil wir reichlich mit begehrten Rohstoffen gesegnet sind.“

Brasilianische Manager konstatieren eine Welle von Kooperationsangeboten aus dem Ausland, eine Strategie, die es zu unterstützen gelte, denn sie bringe einen Technologietransfer mit sich. So kooperiert Brasiliens Unternehmen „Jaragua“ mit der italienischen „Oto Melara“ zur Produktion von Geschützen und hat inzwischen ein Instandhaltungszentrum für ganz Lateinamerika etabliert. Gemeinsame Projekte gibt es auch beim neuen „KC-390“-Militärtransporter vom Flugzeughersteller Embraer mit Chile, Argentinien und Kolumbien. Hier werden inzwischen auch Drohnen zur Überwachung der Grenzen entwickelt. „Embraer“ ist derzeit nach Boeing, Airbus und Bombardier der viergrößte Flugzeugbauer der Welt mit 17000 Beschäftigten.

Chiles Verteidigungsminister Andres Allamand kündigte an, sein Land werde Patrouillen- und Unterseeboote bauen und so die heimische Industrie ankurbeln. Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat sich in Moskau dank eines Milliardenkredits mit 92 Panzern sowie Boden-Luft-Raketen eingedeckt. Das ist seine Antwort auf eine Vertiefung der militärischen Zusammenarbeit zwischen seinem Nachbarn Kolumbien und den USA. Zudem kooperiert Venezuela in Rüstungsfragen mit Argentinien, das nach dem Zusammenbruch der Militärdiktatur die Modernisierung seiner Streitkräfte vernachlässigt hatte.

Nicht zuletzt hat China ein Auge auf diesen südamerikanischen Markt als Kunden für Militärtechnologie geworfen. Bei der Zhuhai Air Show wurden im Herbst entsprechende Kontakte vor allem mit Chile und Brasilien geknüpft, die Unterhändler anderer lateinamerikanischer Nationen gaben sich ebenfalls die Klinke in die Hand, um von der effizienten und preiswerten Technologie Chinas zu profitieren. Joachim Feyerabend


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