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22.12.12 / ... und Frieden auf Erden? / Die »Idee Europa« – und was aus ihr gemacht worden ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

... und Frieden auf Erden?
Die »Idee Europa« – und was aus ihr gemacht worden ist

Frieden auf Erden verkündete einst der Engel des Herrn den Hirten auf dem Felde. Zwei Jahrtausende danach sind wir vom „Frieden auf Erden“ noch genauso weit entfernt – da reicht schon ein biss-chen „Frieden in Europa“ für den Nobelpreis.

Frieden sei „nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch ein Geisteszustand, eine Bereitschaft zu Vertrauen, zu Wohlwollen und Gerechtigkeit“, erklärte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso bei der Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 in Oslo an die Europäische Union. Der Portugiese an der Spitze der Brüsseler Zentralbehörde beschrieb damit – wohl ungewollt – die Vorbehalte gegenüber dieser Preisvergabe.

Unbestreitbar hat die „Idee Europa“, wie sie den Gründervätern – Konrad Adenauer, Robert Schuman, Alcide de Gaspari, Richard Coudenhove-Kalergi, Charles de Gaulle, um die wichtigsten zu nennen – vorschwebte, wesentlich dazu beigetragen, dass es zwischen den Völkern dieser EWG/EG/EU seit 1945 keinen einzigen Krieg mehr gab. Eine historische Leistung, die durchaus Respekt und Anerkennung verdient.

So wurde endlich die jahrhundertealte „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschen und Franzosen beendet. Heute schießen wir nicht mehr aufeinander, sondern reden miteinander; daran können auch gelegentliche Misstöne nichts mehr ändern.

Aber ist das schon genug des Friedens für einen Friedensnobelpreis? Der äußere Frieden scheint gesichert, wenngleich auch nicht „auf Erden“, sondern nur in einem sehr begrenzten Teil derselben. Und von den heutigen Mitgliedern der EU waren viele in den letzten Jahren an kriegerischen Handlungen beteiligt, teils als Mitglied der Nato oder im Auftrag der Uno, teils bei der nicht immer friedlichen Abwicklung ihrer Vergangenheit als Kolonialherren. Auch hat es die angeblich friedenstiftende EU nicht geschafft, jahrzehntelangen bürgerkriegsähnlichen Terror in Spanien (ETA) oder Großbritannien (IRA) zu verhindern.

Aber selbst wenn man diese Aspekte einmal außen vor lässt: Frieden ist doch laut Barroso „mehr als die Abwesenheit von Krieg“. Denkt man da auch an „sozialen Frieden“, dann sieht die Bilanz der EU schlecht aus. Vor allem die in 17 Mitgliedsländern eingeführte Gemeinschaftswährung hat – im Gegensatz zu allen Beteuerungen ihrer Protagonisten – die Völker Europas nicht enger zusammenwachsen lassen.

Im Gegenteil: Der Euro spaltet, in Nord und Süd, in reich und arm, in Geber und Empfänger. Letztere sind wütend, weil sie sich als Opfer fühlen, Erstere sehen sich zu Unrecht als Täter verdächtigt. Die Kälte, mit der mancher Deutsche alle Griechen pauschal als Faulenzer und Schmarotzer, Lügner, Abzocker und Bilanzfälscher diskriminiert, findet ihre Entsprechung in der Maßlosigkeit aufgehetzter griechischer Demonstrantenmassen, die Deutschlands Kanzlerin mit Hitler-Bärtchen und SS-Uniform zeigen und sich für die als Kredit getarnten Milliardengeschenke mit dem Verbrennen schwarz-rot-goldener Flaggen bedanken. Ob die fünf Mitglieder des Preiskomitees in Oslo auch an die Opfer des Euro – zum Beispiel die hungernden und frierenden Rentner in Athen oder die gutausgebildeten jungen Arbeitslosen in Madrid – gedacht haben, als sie dieser EU den Friedensnobelpreis 2012 zuerkannten?

Nein, diese Preisvergabe kann man allenfalls als späte Anerkennung für eine ursprünglich gute Idee akzeptieren, für den gutgemeinten Versuch, den Traum vom „Frieden auf Erden“ zu verwirklichen. Die Wirklichkeit der heutigen EU ist davon weit entfernt. Unsere Politiker meinen mit Frieden wohl doch nicht dasselbe wie einst der Engel des Herrn. Was bibelfeste PAZ-Leser nicht überraschen dürfte. „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Johannes 14, 27). Hans-Jürgen Mahlitz


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