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22.12.12 / Kunterbunt statt besinnlich / So unterschiedlich wie die Welt sind auch die Weihnachtstraditionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Kunterbunt statt besinnlich
So unterschiedlich wie die Welt sind auch die Weihnachtstraditionen

In einem südkoreanischen Seewasseraquarium kann der geneigte Besucher einen zwischen Sardinenschwärmen tauchenden Santa Claus im vollen Ornat bewundern, Zitteraale sorgen mit ihren Stromstößen für festliche Beleuchtung. In Australien lässt sich der Weihnachtsmann von sechs weißen Kängurus anstatt der üblichen Rentiere ziehen. Und in Sydney vollführt der Santa auf einem Surfbrett allerlei akrobatische Kunststücke. So vielfältig ist die Gestaltung der Festtage rund um den Globus geworden, seit im frühen Mittelalter lediglich in einer feierlichen Messe der Geburt Christi gedacht wurde. Im 14. Jahrhundert kamen dann erste Krippen auf, noch später wurde der Weihnachtsbaum eingeführt. Die Armen sparten ein ganzes Jahr auf das Festessen, das Adel und Klerus das ganze Jahr über hatten. Geschenke, die heute das zentrale Thema sind, kamen noch später – die Besinnlichkeit schwand. Das Gabenbringende Christkind trat erst nach der Reformation Luthers auf den Plan. Und so erklingt an jeder Ecke einer der weihnachtlichen Ohrwürmer wie „Jingle Bells“ oder „I’m dreaming of a White Christmas“ – und das selbst in den Tropen, wie im kenianischen Nyali Beach-Hotel.

Père Noel in Frankreich, Santa Claus im Angelsächsischen, Samichlaus in der Schweiz, der Sinterklas in Holland, Kleeschen in Luxemburg, Joulopukki in Finnland, Julemand in Dänemark, 13 Weihnachtszwerge von den Bergen in Island, Jézuska (Christkind) in Ungarn, Väterchen Frost in Russland, heißen die Gabenbringer zu den Feiertagen. In Spanien sind es am 6. Januar die Heiligen Drei Könige, die die Kinder beglücken. Im Baskenland heißt die Lichtgestalt Olentzero, in Südamerika ist es El Nino, das Jesuskind, das Gaben bringt. In China wird am 25. Dezember der Gedenktag für die Verfassung zelebriert, für die Christen des Landes ein Grund, heimlich ihr Weihnachten zu feiern. In Zaire verschönt Foufou (Grießbrei mit Wasser) die weihnachtlichen Tage, Mutter hat derweil aus den alten Hosen vom Vater Beinkleider für die Buben gefertigt. Nach der Predigt in der Kirche wird getanzt und gesungen. Und die Gorilladame „Zaire“ im Londoner Zoo hat im Advent einen Stiefel voll Leckereien bekommen.

In den USA schließlich ist X-Mas dem Verzehr des traditionellen Truthahns gewidmet, ansonsten eine Orgie des Konsums. Wie in England spielt dabei der Mistelzweig eine Rolle, eine Reminiszenz an die keltische Vergangenheit der Angelsachsen, als die Barden mit ihren Sicheln Misteln schnitten und daraus Zaubertränke brauten (siehe „Asterix“). Das Küssen unter dem Mistelzweig ist Tradition, es zaubert bei jungen Leuten den künftigen Ehepartner herbei, die Mistel wird nach zwölf Nächten verbrannt, um den Heiratswunsch zu erfüllen. Bei den Kelten galt der Brauch, wenn sich zwei Feinde unter einem Mistelzweig trafen, hatten sie sich zu küssen und einen Tag Waffenruhe zu halten. Vielleicht sollten nach Syrien Frachtladungen der an Bäumen schmarotzenden Pflanze gesendet werden. Joachim Feyerabend


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