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22.12.12 / An Globalisierung verhoben / ThyssenKrupps Stahlgeschäft schwächelt – Jobs in Duisburg in Gefahr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

An Globalisierung verhoben
ThyssenKrupps Stahlgeschäft schwächelt – Jobs in Duisburg in Gefahr

Mit einem Minus von fünf Milliarden Euro hat der Stahlkonzern ThyssenKrupp den höchsten Verlust seiner bisherigen Unternehmensgeschichte bekannt geben müssen. Neben Schadenersatzforderungen wegen illegaler Preisabsprachen und Korruptionsvorwürfen ist es vor allem der Versuch, in Übersee mit neuen Stahlwerken Marktanteile zu gewinnen, der sich für ThyssenKrupp zum Desaster entwickelt hat. Auf dem Höhepunkt des weltweiten Stahlbooms geplant, hat der Bau von Stahlwerken in Brasilien und den USA inzwischen zusammen zwölf Milliarden Euro gekostet: Nicht nur die Baukosten sind völlig aus dem Ruder gelaufen, auch nach der Fertigstellung fahren beide Werke nur Verluste ein.

Zu Managementfehlern hat sich die globale Krise auf dem Stahlmarkt gesellt. Kaum günstige Voraussetzungen, um sich durch den Verkauf der beiden Verlustbringer aus dem Globalisierungsabenteuer zu verabschieden. Im ungünstigsten Fall könnte es bei den Verkaufserlösen auf nur ein bis zwei Milliarden Euro hinauslaufen, so die Befürchtung eines Aufsichtsratsmitgliedes.

Sollte es dem Essener Konzern gelingen, die aktuelle Krise mit Notverkäufen zu überstehen, dann wird am Ende wahrscheinlich ein Unternehmen stehen, das mit dem einstigen Stahlkonzern nur noch wenig gemein haben wird. Inzwischen steht sogar die Zukunft des Hauptstahlwerks in Duisburg-Bruckhausen zur Debatte. Wie es mit dem Werk weitergeht, in dem ThyssenKrupp 20000 Stahlarbeiter beschäftigt, soll bis zur Mitte des kommenden Jahres entschieden sein. Im Extremfall könnte es dann ausgerechnet im Wahljahr 2013 zu Massenprotesten einer ganzen Region kommen. Tatsächlich läuft bei ThyssenKrupp momentan alles auf eine weitgehende Abkehr vom Stahlgeschäft hinaus. Im Kern des Unternehmens sollen künftig das lukrative Aufzugsgeschäft, der Anlagenbau und das Komponentengeschäft wie etwa die Herstellung von Kurbelwellen stehen.

Begleitet wird der Umbau des Unternehmens inzwischen auch von einer Personaldebatte. Von drei Vorstandsmitgliedern hat sich der Stahlkonzern vor Kurzem getrennt, der Aufsichtsrat konnte bisher Kritik an seiner Arbeit immer noch erfolgreich abwehren. Mangelnde Information durch das Management lautet bisher die Verteidigungsstrategie der Aufseher.

Sollte dieses Argument irgendwann einmal nicht mehr überzeugen, dann könnte dies auch für einen prominenten Politiker sehr unangenehme Konsequenzen haben: für SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Er ist seit zwei Jahren Mitglied im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp. Im Zuge seiner Kanzlerkandidatur hat Steinbrück inzwischen mitgeteilt, dass er seine Funktion im Aufsichtsrat niederlegen will. Aus dem Schneider ist Steinbrück damit noch lange nicht. Für die ThyssenKrupp-Jahreshauptversammlung am 18. Januar ist ein Antrag angekündigt, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Hat der Antrag Erfolg, dann droht dem SPD-Kanzlerkandidaten, dass parallel zum anlaufenden Wahlkampf seine bisherige Rolle im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp genauer untersucht wird. N.H.


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