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22.12.12 / Zu kurz gesprungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Zu kurz gesprungen
von Rebecca Bellano

Es waren nur wenige Sekunden, nach denen klar war, dass in diesem Jahr keine Kugeln an den Weihnachtsbaum kommen, denn die 18 Monate alte Louisa hatte sich sofort einen der glänzenden roten „Bälle“ geschnappt und ihn geworfen. Zurück blieben Scherben und ein überraschtes Kleinkind. Und ja, Weihnachtskugeln gehören noch zu den kleineren Entsagungen im Alltag von Eltern. Jedes Paar muss eben für sich selber entscheiden, ob ihm die x-te Fernreise und die Zeit für Selbstverwirklichung wichtiger sind als das Lebensglück, das Kinder einem zumeist schenken können, während sie einen zahlreiche Nerven kosten.

Laut einer vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegebenen, aktuellen Studie bekommen deutsche Frauen angeblich auch deshalb vergleichsweise wenige Kinder, weil hierzulande die gesellschaftliche Anerkennung für berufstätige Mütter niedrig sei. Aber bei aller Liebe, ist diese Antwort nicht etwas zu wissenschaftlich? Ja, die gesellschaftliche Anerkennung könnte besser sein, aber es gibt auch genügend dicke Menschen, obwohl Übergewicht keineswegs gesellschaftlich anerkannt ist. Allerdings ist das eine Antwort, mit der die Politik etwas anfangen kann, daher, so zeigen auch die Fragen der Studienmacher, haben diese gezielt in diese Richtung gefragt.

Natürlich hört man als berufstätige Mutter des Öfteren, dass es doch besser sei, wenn das Kind die ersten drei Jahre durchgehend bei der Mutter sei, und es nervt auch ein wenig, wenn ältere Bekannte anlässlich ihres Besuches das Kind kritisch beäugen und dann sagen, dass die Kleine gar nicht neurotisch wirke, sondern ganz normal und das obwohl sie doch seit ihrem ersten Geburtstag in die Krippe gehe. Aber wegen derartiger Äußerungen verzichtet man doch nicht auf Kinder!

Natürlich darf man auch von seinem eigenen Umfeld nie auf die gesamte Gesellschaft schließen, aber Kinderverweigerer trifft die 1978 geborene Verfasserin dieser Zeilen äußerst selten. Wer einen Partner hat, für den sind Kinder zumeist ein Thema. Und so mancher unglücklicher Single klagt darüber, dass sein stets gehegter Kinderwunsch nicht Realität werden könnte. Aber warum bekommen die Deutschen dann so wenige Kinder, wenn so viele wollen?

Die Antworten auf diese Frage sind zwar vielfältig, aber ganz oft dürfte es wohl das Warten auf den richtigen Moment sein. Erst wollen die jungen Menschen der Mittelschicht von heute was erleben, dann genügend Geld zur Seite legen, doch wenn das so weit ist, fehlt oft der richtige Partner, der Job ist gerade weg und man wartet weiter, dann ist der richtige Partner da, doch dann tickt die biologische Uhr der Frau schon extrem laut und es ist bestenfalls nur noch Zeit für ein Kind statt zwei, obwohl gerade Scheidungskinder oft die Geborgenheit einer eigenen Familie suchen. Nein, die gesellschaftliche Anerkennung der Frau als Ursache für geringe Geburtenraten in Deutschland zu sehen, ist viel zu kurz gegriffen.


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