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22.12.12 / Regionalisierung statt Globalisierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Gastbeitrag
Regionalisierung statt Globalisierung
von Ulrich F. Sackstedt

Auch wenn es mancher noch nicht wahrhaben will, ist es doch eine Tatsache: Die Globalisierung ist an ihrem Ende angekommen. Wir erleben zwar eine globale Vernetzung, die weiter voranschreitet, gleichzeitig melden sich aber in verschiedenen Teilen der Welt separatistische Strömungen, die den Gedanken vorantreiben, dass regionale Wirtschaftskraft sich nicht für ein Übersystem opfern soll, sondern sich da einbringt, wo sie entstanden ist, im heimatlichen Wirtschafts- und Lebensraum.

Globalisierung war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Warum ist das so? Globalisierung verfolgte von Anfang an die Absicht der Vereinheitlichung. Dazu gehören die Vereinheitlichung der Nationalsprachen und Volkskulturen, der Konsumgewohnheiten, des Freizeitbereichs, des Transportes, der Energiegewinnung, der Informationsweitergabe und so weiter bis hin zum geschlechtslosen Unisex-Wesen. Vor allem dient Globalisierung den Interessen der multinationalen Konzerne, die nicht mehr in erster Linie für die Wohlfahrt der Völker da sind, sondern zum Vehikel einer weltweiten Finanzherrschaft werden. Das sind die in den globalen virtuellen Geldströmen, für die Wetten der Termingeschäfte und Gewinnerwartungen, der Firmenzusammenbrüche und der Beseitigung unliebsamer politischer Strukturen und Herrscher und die Anlagen in die weltweiten natürlichen Ressourcen wie Land, Wasser und Bodenschätze angebotenen fiktiven Geldbeträge, die inzwischen die Realwirtschaft um ein Vielfaches überholt haben. Ziel ist, die Welt zu privatisieren (lat. privare = rauben), das heißt den Reichtum der Völker und Länder dieser Erde in die Hände weniger Besitzer zu überführen.

In den späten 1970er Jahren war es die Anti-Atom- und Ökologiebewegung, die den Wahlspruch ausgab: Dezentralisierung. Mittlerweile ist der Zug aber in eine ganz andere Richtung abgefahren, denn von diesem Begriff ist nichts mehr zu hören, im Gegenteil, Globalisierung ist angesagt, die Übertreibung der Zentralisierung zu ihrem Superlativ. Ungerührt und ohne Skrupel beteiligen sich die Vertreter dieser einst hoffnungsvollen politischen Gruppen an der Macht, denn ein bezahlter Politikerposten ist allemal mehr wert als 100 kluge Vorsätze oder Volksentscheide. Die Ideen aus den Anfängen sind verdrängt, um ganz oben mitzumischen. Macht ist einfach geil.

Zentralisierung ist ein Prinzip, das vor allem in den alten Königreichen und später dann im Marxismus-Leninismus zum Tragen kam. Mit der starken Hand eines Mannes oder einer Parteiclique wurde das gesamte gesellschaftliche Leben zentral, von oben nach unten durchorganisiert und gelenkt. Das erschien ebenso einfach wie praktisch, denn wenn alle Fäden irgendwo ganz oben zusammenlaufen, behält man das System unter Kontrolle. Dazu gehört auch das Prinzip der abfallenden Information. Je weiter unten jemand sich in der Hierarchie befindet, desto weniger Wissen hat er vom Ganzen. Das bedeutet ein beabsichtigtes Dummhalten der Völker gegen-über den Herrschenden. Dieses Prinzip haben die global einflussreichen Akteure der Neuzeit den totalitären Systemen von einst abgeschaut, um es dann sogleich auf die Spitze zu treiben, denn die moderne Elektronik gibt ihnen dazu die Möglichkeit. Da man daran interessiert ist, nicht zu viel vom Systemwissen nach unten gelangen zu lassen, setzt man die Informationsmedien als steuerbare Kanäle ein. Dorthin wird nur so viel Wissen weitergegeben, wie es dem System noch zuträglich ist. Gleichzeitig beruhigt man die Massen damit, dass sie durch das neue System der Allkontrolle Sicherheit vor sogenannten terroristischen Akteuren bekämen.

Die Banken und die Finanzwelt sind die treibende Kraft in der sogenannten Globalisierung, die ja offensichtlich in eine Totalisierung übergehen soll. Die sogenannten Banken (ursprünglich: Geldaufbewahrungs-, nicht Geldvermehrungsinstitute) beherrschen die Welt. Ob mit oder ohne Verschwörungstheorien, Tatsache bleibt: Ohne Banken und ohne Zinsen (künstliche Geldvermehrung ohne Arbeit) läuft in dieser von der kapitalistischen Mammonreligion beherrschten Welt nichts. Um nun die Gier nach Profit, die ein wesentlicher Teil des Selbstverständnisses der Banken ist, weiter voranzutreiben, benötigt man ein System, das nicht nur für ein Land, sondern gleich für einen ganzen Erdteil zuständig ist. Dieses Streben ist zur Zeit in Europa machtvoll im Gange. Nationale Banken werden mehr und mehr zugunsten einer zentralen Bankmacht in den Hintergrund gedrängt.

In den USA kann man dasselbe Spiel beobachten, wie wenige große Banken die kleineren vom Markt der Geldmanipulation verdrängen, in dem sie bewusst wertlose Schuldverschreibungen an diese verkaufen, mit Schwindelpapieren handeln und „Stimmungen“ an den Börsen herbeizaubern, die dann wie vorberechnet zu ihren Gunsten ablaufen. Obendrein wird die Finanzierung mit dem Drucken wertlosen Geldes vorangetrieben – wie jetzt auch in der EU geplant –, mit dem diese auf den Scheitelpunkt eines gewaltigen Zusammensturzes der Volkswirtschaften hinsteuert und sich als Sicherheit des Vermögens privater Sparer bedient. Wenn dieser Zusammenbruch da ist, wird als Retter der Menschheit die Spezies der Hyperbanken auftauchen und den Planeten übernehmen. Damit würden alle nationalstaatlichen Funktionen und Einflussnahmen außer Kraft gesetzt. Klingt wie eine Verschwörungstheorie? Vielleicht. Alles deutet aber auf diese Entwicklung hin. Und welche Hintergründe hat dieses Spiel der globalen Spieler? Der Hang zur Macht ist ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Genetik, aber umso mehr muss es das Interesse der Völker sein, diesen Trieb zu kontrollieren. Wir können die Herrschaftsfunktion nicht den Alphatieren überlassen, denn dies ist ein Schema aus dem Tierreich und nichts mehr. Die Erde ist nun mal nicht nur für irgendwelche Alpha-Männchen oder -weibchen gemacht, sondern alle anderen Ränge haben ebenfalls eine Existenzberechtigung. Globalisierung aber verharrt im Schema der Alphatiere, was in deren hegemonialen Bestrebungen zu erkennen ist.

Sie ist der Begriff, der alles das umfasst, was zur weltweiten Kontrolle der Wirtschaft, der Politik und der Geldströme dient, sie ist die Rechtfertigung und gleichzeitig das Ziel. Man redet uns ein, aus der Globalisierung gebe es kein Zurück. Wir merken aber schon, dass die Völker da nicht so freiwillig mitspielen wollen, sondern dass sie ihre nationalen oder auch ihre stammesmäßigen Zugehörigkeiten bewahren wollen. Nur in diesen haben sie ja ihre seelischen und körperlichen Wurzeln und auch ihre bisherige relative wirtschaftliche und soziale Sicherheit bewahrt. Seit Jahrhunderten wurden die Völker von ihren Familien, Stämmen und heimatlichen Ländern ernährt, seit Jahrhunderten haben sie dort ihre Lebenskultur als die erhaltende Kraft bewahrt und oft genug gegen Angriffe mächtiger Interessen von außen verteidigen müssen. Wenn sich jetzt eine supranationale Finanzmacht einbildet, sie könne unbemerkt und unvermeidbar ihre Finger um den ganzen Globus spannen und sich diesen untertan machen, so hat sie sich ganz sicher geirrt. Das werden die Völker sich nicht gefallen lassen. Die Lösung liegt in einem Zurück zu regionalen Kulturen und Wirtschaftseinheiten, zu einem regionalen Geld und zu regionalen Identitäten. Nur so kann Zukunft funktionieren. Die Separatisten scheinen auf dem richtigen Weg zu sein. Separatismus – die Trennung vom großen System, um sich zu emanzipieren und zu seiner einstigen Identität zurückzufinden. Was heute noch verächtlich klingt, wird über Neubewertung zur Aufwertung führen.

 

Ulrich F. Sackstedt, geb. 1946, studierte Pädagogik und Naturwissenschaften. Seit 1990 ist er als Sachbuchautor tätig. Seine Interessensgebiete sind Politik, Wirtschaft, alternative Finanzsysteme, neue Energietechnologien.


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