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22.12.12 / Die Heiligen Drei Reiter / Wie kamen die Weisen aus dem Morgenland eigentlich nach Betlehem? Zu Pferd, behaupten Künstler seit dem Mittelalter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Die Heiligen Drei Reiter
Wie kamen die Weisen aus dem Morgenland eigentlich nach Betlehem? Zu Pferd, behaupten Künstler seit dem Mittelalter

Die Bibel schweigt darüber, wie die Heiligen Drei Könige nach Bethlehem gekommen sind. Und während das religiöse mittelalterliche Volksbuch „Legenda aurea“ von Kamelen als Transportmittel spricht, haben die Künstler seit Jahrhunderten in ihren Darstellungen das Pferd zum würdigen Begleiter der Weisen aus dem Morgenland erwählt.

„Gehet eilends hin in das jüdische Land, da findet ihr den König geboren, den ihr suchet“, sprach der Stern zu den Weisen in der „Legenda aurea“, der „Goldene Legende des genuesischen Dominikaners Jacobus des Voraigne (1230–1298). Weiter heißt es: „Dass sie ritten auf Tieren, die sind so schnell, dass sie an einem Tag so viel laufen als ein Pferd in dreien; davon haben sie den Namen dromedarius, das ist gesprochen Laufkraft, von dromos Lauf und ares Kraft.“ Über die Heimat der Magier, oder übersetzt Weisen, ist nicht zu streiten. Sie kommen sicher aus Persien. Und so legten die Königsheiligen, als die sie allgemein gelten, der Legende nach den Weg bis Bethlehem per Kamel zurück, mit einem Tier, das das Exotische und die Heidenwelt der orientalischen Herrscher veranschaulicht.

Wenn in der Bibel auch nicht von Tieren im Zug der Magier die Rede ist, hat die Künstler diese Frage von Anfang an bewegt. Denn die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland, die dem Christuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen, gehört zu den ältesten Themen der christlichen Kunst und kommt schon seit dem 3. Jahrhundert vor. Seit der Ritterzeit, dem 11. Jahrhundert, werden den Königen ihrer Würde und der des Kindes entsprechend auch Pferde als Reisegefährten zugesellt. Denn das Pferd als adliges und wertvolles Tier ist das Herrschaftszeichen schlechthin. Es dient zur Verherrlichung der Macht des Herrschers – man denke nur an die Reiterstandbilder.

Diese Tradition hat sich auch auf den christlichen Kreis übertragen. So hält nicht nur der Kaiser, sondern auch der Papst zu Pferde triumphalen Einzug, ja Christus selber wird in der Kunst als Reiter dargestellt. Solch nobilitierende Funktion des Pferdes bezieht sich im christlichen Sinn jedoch eigentlich nur auf Schimmel, die – wie schon die Sonnenpferde des Helios in der Mythologie – das Licht symbolisieren. Die Bibel hat diese Symbolik daher übernommen. So wird auf vielen Darstellungen der Weisen aus dem Morgenland ihrer Heiligkeit durch die Darstellung ihrer Pferde als Schimmel Rechnung getragen.

Wenn diese bildliche Tradition auch nicht immer eingehalten wird und die Heiligen Drei Könige ebenso Rappen, Füchse oder zum Beispiel Braune reiten, erinnert man sich etwa zur Zeit der Renaissance wieder an sie. Auf Benozzo Gozzolis berühmtem Fresko im Palazzo Medici in Florenz sind es Schimmel, die die Heiligen Drei Könige zum Stall in Bethlehem bringen. Besonders interessant ist die Symbolik gerade hier. So ist Lorenzo Medici als Jüngster der Könige dargestellt, was ein weiteres typisches Zeichen für die Vielschichtigkeit der Aussage, gerade auch auf religiösen Werken ist. Neben dem edlen, prächtig geschmückten Schimmel auf dem Florentiner Fresko gleichen die um 1130 auf der Kirchendecke von St. Martin in Zillis/Schweiz verewigten königlichen weißen Wegbegleiter bäuerlichen Arbeitspferden.

Die rund 100 Jahre später entstandene Darstellung von der Ankunft der Könige im Speyerer Evangelistar aus der Großherzog­lichen Hofbibliothek Karlsruhe, welches sich in der Badischen Landesbibliothek befindet, zeichnet sich dagegen durch kleine, fast „menschelnde“ Ponys in lebhafter Bewegung aus. Sie scheinen eine übermenschliche Last zu tragen, sind sie doch fast kleiner als ihrer Reiter. Und auf dem Sterzinger Altar, den man in der Staatsgalerie Stuttgart betrachten kann, hat ein unbekannter Meister den Zug der Heiligen Drei Könige in die Ritterzeit verlegt. In voller Rüstung reiten die Weisen hier auf stilisierten Schimmeln, die kaum noch Individualität ausstrahlen. Die genannten Darstellungen sind damit auch ein kleiner Streifzug durch 900 Jahre Pferde-Darstellung in der Kunst. Helga Schnehagen


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