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22.12.12 / Doppelter König / Weihnachten kommt »Ludwig II.« die Kinos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Doppelter König
Weihnachten kommt »Ludwig II.« die Kinos

Es war langsam wieder an der Zeit, einen Film über Bayerns Märchenkönig Ludwig II. zu drehen. Auf den letzten, vor 40 Jahren erschienenen Film hat sich ja bereits Patina gelegt. Immerhin stammte er von Italiens Regie-Großmeister Luchino Visconti, und neben Romy Schneider als alternde „Sisi“ glänzte Helmut Berger damals als höchst homo­erotischer König.

In der Neufassung von Regisseur Peter Sehr ist mit Sabin Tambrea zunächst ein schauspielerischer No-name als junger Ludwig II. zu sehen, ehe er von dem erfahrenen Sebastian Schipper abgelöst wird, der den Herrscher mit Anfang 40 spielt. Und daran hakt diese aufwendige Bavaria-Produktion, die zwar mit Hochglanzbildern punktet, die aber wegen dieser Rollenaufteilung an einer Schizophrenie leidet, die später auch dem in die Psychiatrie zwangseingewiesenen Ludwig vorgeworfen wurde. Ein identitätsstiftendes Ich des Königs, mit dem man sich als Zuschauer anfreunden kann, bleibt da auf der Strecke.

Dabei fängt alles so gut an: Nach dem plötzlichen Tod des Vaters wird Ludwig mit 19 Jahren bayerischer König und inthronisiert gleich seinen Lieblingskomponisten Richard Wagner (Edgar Selge) als Leib- und Magen-Musiker. Jetzt schwelgt der Film in Bildern und Tönen. An Originalschauplätzen wie Herrenchiemsee wird ausgiebig „gewagnert“, bis der verlorene Krieg gegen Preußen der guten Stimmung ein Ende macht. Was folgt ist eine pure Aneinanderreihung von bunten Bildern: Ludwig auf der Fraueninsel, wie er seinen Stallmeister küsst, Ludwig bei Strahlewetter in den Bergen, wie er sein Verlöbnis mit Herzogin Sophie aufkündigt, bis plötzlich der neue exzentrische Ludwig auftaucht, der sich scheu auf sein Schloss Neuschwanstein zurück­zieht. Da man sich an den historischen Fakten verbeißt, kommt auch der Tod im Starnberger See unspektakulär daher. Zwar schön anzuschauen, aber kaum Spannung – aus diesem Ludwig hätte man mehr machen können. Harald Tews


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