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22.12.12 / Beim Heiraten musste ein Baum gepflanzt werden / Was sich Friedrich II. alles einfallen ließ, um den Obstanbau in Preußen zu fördern – Der Staat sollte mit gutem Beispiel vorangehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Beim Heiraten musste ein Baum gepflanzt werden
Was sich Friedrich II. alles einfallen ließ, um den Obstanbau in Preußen zu fördern – Der Staat sollte mit gutem Beispiel vorangehen

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Friedrich der Große seit seinen jungen Tagen für den Obst­anbau eine ganz besondere Vorliebe besaß. Nur wenige Monate nach seiner Thronbesteigung, am 14. September 1740, ordnete er in einer Kabinettsordre an alle Provinzialkammern an, „die Anpflanzung von Obstbäumen im ganzen Lande, wo es immer praktikabel sei, zu poussieren (fördern)“. Die zuständigen Land- und Steuerräte hätten allen Land- und Stadtgemeinden günstige Plätze zum Pflanzen von Obst-, aber auch von Nutzbäumen wie Weiden und Linden anzuweisen. Den Bewohnern jener Gemeinden, die dieser Anweisung nicht nachkamen, sollten für jedes Schock nicht gepflanzter Bäume jeweils zwölf Groschen Strafe zahlen müssen.

In seinem wichtigen Wirtschaftsreglement von 1752 kam Friedrich der Große auf seine Idee von den Baumschulen zurück. In allen Dörfern sollten demnach Gemeindebaumschulen geschaffen werden, damit man ständig einen hinlänglichen Vorrat an Obstbäumen parat habe, um sowohl die Gärten um die Häuser als auch die Dorfwege und alle Wege nahe des Dorfes damit zu bepflanzen. Aus dem zu erwartenden Überfluss an Obst sollte anschließend Backobst hergestellt werden. Dieses Back­obst sollte man, sofern man nicht alles selbst verbrauchte, in den nächstliegenden Städten zum Verkauf anbieten. Bei Heiraten auf dem Lande war vorgeschrieben, jeweils eine bestimmte Anzahl von Obstbäumen zu pflanzen. Hierbei galt aber für den stets miss­trau­ischen König keine bloße „Ton­nen­­ideologie“ wie später im Sozialismus, sondern man sollte stets darauf achten, „nicht (zu) dünne Stämme zu verwenden oder krumme Reiser, die selten einen guten Fortgang haben, sondern die Stämme müssen armdick, sechs Fuß (etwa 1,80 Meter) hoch bis zur Krone und gerade sein“.

Am 1. Juni 1770 kam der Mo­narch während einer Ministerkonferenz speziell auf die Förderung des Obstanbaus rund um seine Hauptstadt Berlin zu sprechen. In der Nähe der damaligen Dörfer und heutigen Berliner Stadtteile Lichtenberg und Tempelhof gebe es nämlich noch viel unbebautes sandiges Land, das sich zur Obstzucht eigne. Dort solle man massiv Gärtner ansiedeln, „diese Leute sollen aber nicht kleine Gärten haben, sondern man muss ihnen so viel Land zuweisen, dass jeder einen großen Garten, besonders zur Pflanzung und Zucht von Obstbäumen bekommt“. Zur Begründung führte der König an, dass da so manche Stellen existieren würden, „die ich unmöglich so lassen kann; sie haben mich oft traurig gemacht, wenn ich sie passieren musste“.

Auch für das in damaliger Zeit mit Obstgärten nur recht spärlich versehene Schlesien ordnete der König die Ansiedlung von Gärtnern an, die man speziell aus der Pfalz versuchen müsse anzuwerben, „wo die Baumzucht und der Obstbau vor allen anderen Ländern gut betrieben wird“. Diesbezüglich besonders bedürftig schien dem König Oberschlesien zu sein.

Als eine durchgreifende Maßregel, weil es ihm mit dem Obstanbau in Preußen immer noch viel zu schleppend voranging, ordnete der König schließlich am 28. August 1773 in der Kurmark die versuchsweise Einrichtung von 40 sogenannten „Kreisgärtnereien“ auf seine Kosten an. Die Tätigkeit jener Kreisgärtner wurde vom König persönlich definiert: „Sie sollen die Baumpflanzungen, besonders auch die Alleen im Kreise, überwachen, auch da, wo solche noch nicht vorhanden sind, neue anlegen. Den Unterthanen sollen sie in Obstbau und Baumzucht Unterricht erteilen. Zu dem Behufe sollen sie, jährlich wenigstens zweimal, zu Anfang des Frühjahrs und gegen Herbst hin, die Dörfer ihres Distrikts bereisen und dabei kontrollieren, ob die Baumgärten gehörig gepflegt werden.“ Zudem sollten die Kreisgärtner in ihren eigenen Gärten gute Bäume für die Bedürfnisse der Kreisbewohner bereit halten und auch Sämereien beispielsweise für Küchenkräuter anbieten.

Besonderes Augenmerk legte Friedrich der Große auf die fortwährende Pflanzung von Obstbäumen. Wurden in der Kurmark im Jahr 1754 bereits 160963 Bäume gepflanzt, so stieg dieser Wert über 255935 im Jahre 1767 auf 381085 1781, um im Todesjahr des Königs dann allerdings wieder auf 278914 zu fallen.

Der Staat sollte mit gutem Beispiel vorangehen und deshalb legte der König fest, dass an allen öffentlichen Heer- und Postwegen Obst- oder Maulbeerbäume gepflanzt werden sollen. Deren Ertrag sollte später der königlichen Kasse zugutekommen. Der Berliner Tiergarten wurde damals mit aus Holland bezogenen Bäumen bepflanzt und in neu angelegten königlichen Gärten wie dem von Sanssouci wurden die Obstbäume nicht vergessen. Dort wurde insofern Pionierarbeit geleistet, als unter oft großen Kosten auch ausländische Pflanzen- und Baumarten kultiviert wurden. Sie wurden dort nicht zuletzt zwecks künftiger Verbreitung in ganz Preußen getestet.

In seinen vielen Anordnungen und Befehlen zur Förderung der Obstbaumzucht kann man oft deutlich den Ärger des Königs spüren, wenn Beamte und Untertanen durch Faulheit oder grobe Unwissenheit seinen Intentionen nicht gerecht wurden. Dabei legte der König mitunter ein erhebliches gärtnerisches Fachwissen an den Tag. Als man sich beispielsweise beklagte, dass gewisse Bäume nicht „angegangen“ waren, antwortete Friedrich der Große fachkundig: „Man macht in der Regel die Pflanzlöcher nicht tief genug, so dass die für das Gedeihen der Bäume wichtige Pfahlwurzel nicht Raum findet.“ Jürgen W. Schmidt


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