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22.12.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

wie Päckchen unter dem Weih­nachtsbaum liegen vor mir die vielen lieben Grüße und Glück­wünsche für unsere Ostpreußische Familie. Und mir geht es wie unserer Leserin Gisela Kaulfuß, die schreibt: „Ich bin ein Sonntagskind und habe mir das kindliche Freuen und Staunen bis heute erhalten dürfen. Und ich bin ein dankbarer Mensch, auch wenn es Situationen gibt, in denen ich länger nach dem Warum frage.“ Das trifft auch auf mich zu, liebe Frau Kaulfuß, vielleicht weil ich wie Sie ein Sonntagskind bin. Ich staune immer wieder über die Erfolge, die unsere Ostpreußische Familie bewirkt, und bin dankbar für jede positive Mitteilung, die ich weitergeben kann. Frau Kaulfuß durfte sogar ein ganz großes Glück erfahren, wie sie schreibt: „Auf der Suche nach meinen Wurzeln in Raschung meldete sich Frau Edith Hermann und schickte mir Dokumente. Inzwischen kennen wir uns persönlich. Wenn die 84-Jährige mir von Raschung erzählt, fühle ich mich wie ein kleines Kind, das zu Füßen der Großmama sitzt und lauscht …“ Die geborene Berlinerin, die erst spät, aber umso heftiger die Liebe zu Ostpreußen entdeckte und in der Heimat ihrer Großeltern Sobotka nach Spuren suchte, konnte inzwischen mit Hilfe weiterer ehemaliger Bewohner von Rauschung eine kleine Chronik über das im Kreis Rößel gelegene Kirchdorf erstellen, die wir in Folge 31 erwähnten. Durch diese Veröffentlichung vermochte Frau Kaulfuß weitere sehr nette Kontakte zu knüpfen. In ihrem Beitrag hatte sie auch die Bibel erwähnt, die sie bei einem Besuch in Raschung auf dem Altar der evangelischen Kirche entdeckte und die eine Widmung von Frau von Platen enthielt. Daraufhin meldete sich zu ihrer Überraschung Herr Hans-Hartwig von Platen, Kirchspielvertreter von Brandenburg, Kreis Heiligenbeil, und Genealoge derer von Platen mit über 5500 Namen! Gisela Kaulfuß war von der regen Resonanz aus unserem Leserkreis überrascht. „Muss man dafür nicht dankbar sein?“, fragt Frau Kaulfuß. Aber das ist ja schon mehr Antwort als Frage.

Dass unsere Leserinnen und Leser mit ihren Spenden zur Rekonstruktion des Schenkendorf-Denkmals in Koblenz beitragen wollen, habe ich einigen Zuschriften entnommen. Zu ihnen gehört auch die von Herrn Horst Dietrich, der noch eine besondere Beziehung zu dem preußischen Freiheitsdichter hat, wie aus seiner E-Mail hervorgeht. „So etwas wie die Unterstützung der Rekonstruktion des zerstörten Schenkendorf-Denkmals durch Spendenaufrufe halte ich für sehr gut. Bei mir, dessen Wurzeln zu einem Teil in Tilsit liegen und der in dem Pfarrhaus in Schmauch geboren wurde, von dem aus Max von Schenkendorf seine schließlich fruchtbringenden ersten Ausflüge zur damaligen Ruine Marienburg machte, ist das angekommen! Ich hoffe, viele weitere Landsleute und Leser haben auch so reagiert oder werden es. Leider sinkt in der BRD die Wertschätzung für ostdeutsche Kulturbeiträge und damit verbundene Personen immer weiter … Es wird doch immer grotesker, was sich bei diesen ,Saubermännern‘ in unserer Gesellschaft tut. Und wie schon Ernst Moritz Arndt könnte ja auch Schenkendorf alsbald verunglimpft werden. Bei reichlichen Spendeneingängen wird sich Koblenz aber kaum einer Restaurierung entziehen können, auch wenn die Stadt was dazu legen muss. Und so wird das Denkmal von Max von Schenkendorf, den heute die Russen in Tilsit – wo sie einst alle Erinnerungen an die deutsche Kultur auslöschen wollten – mit Stolz als Sohn dieser Stadt verehren, weiterhin die Koblenzer und ihre Besucher an diesen großen Ostpreußen erinnern.“

Da freut man sich, wenn man von jungen Menschen berichten kann, die dazu beitragen, dass Ostpreußen und das Schicksal ihrer Menschen wissenschaftlich dokumentiert werden. Einer von ihnen ist Herr Christopher Spatz aus Berlin, der sich als Thema für seine Dissertation die „Wolfskinder“ gewählt hat. Wir standen ihm gerne als Mittler zu diesen so jung heimat- und elternlos gewordenen Menschen zur Verfügung und konnten ihm Hinweise für gutes Quellenmaterial geben oder ihn damit versorgen, wie mit der Broschüre über das Internierungslager Brakupönen, nach der übrigens immer wieder gefragt wird. Wichtig waren ihm vor allen Dingen die Interviews mit authentischen Zeitzeugen, also mit den „Wolfskindern“ selber oder ihren Angehörigen. Dass diese zu seiner vollen Zufriedenheit geglückt sind, teilt er uns nun mit: „An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal für Ihre Unterstützung bedanken und Ihnen zudem mitteilen, das die Recherchearbeiten für mein Dissertationsprojekt über die Wolfskinder nahezu abgeschlossen sind. In über 20 verschiedenen Archiven und 50 mehrstündigen biografischen Interviews mit Betroffenen habe ich viel Material sammeln können, das es nun zu strukturieren und zu verwerten gilt. Für den kommenden Sommer rechne ich mit der Fertigstellung der Dissertationsschrift. Hierüber werde ich Sie umgehend informieren.“ Wir wünschen Ihnen, lieber Herr Spatz, alles Gute für Ihre Arbeit. Es ist doch sehr befriedigend, wenn man die Weichen für die Auswertung wissenschaftlich interessanter Objekte stellen kann, ehe diese in irgendwelchen Ablagen verschwinden oder gar auf dem Müll landen.

So hatte uns auch Frau Gerhild Weiß unterrichtet, dass sie ihre Sammlung von Rundbriefen der Ostpreußischen Arztfamilie abgeben wollte, aber immer nur einen abschlägigen Bescheid erhielt. Den erteilte ihr die „Ostpreußische Familie“ nicht, im Gegenteil: Frau Weiß erhielt sehr bald verschiedene Anrufe von Lesern, die sich für das Angebot interessierten. Schließlich überließ sie die Sammlung einer jungen Wissenschaftlerin, die sehr glücklich darüber war, weil sie die Quellen für ihre Forschungen über das Sprachheilwesen in Ostpreußen auswerten kann. Frau Weiß freut sich über diese Lösung sehr und dankt uns für die Vermittlung.

Voll mitgemacht haben ja auch unsere Leserinnen und Leser bei der Sammlung ostpreußischer Konfirmationsurkunden, die von Frau Ursula Karge aus Norden angeregt wurde. Wir konnten schon bald nach der Veröffentlichung erste Erfolge melden. Frau Karge informierte uns weiterhin über den geglückten Verlauf dieser Aktion, über den sie nun mit einem dankbaren Weihnachtsgruß an unsere Ostpreußische Familie noch einmal berichtet: „Eine Urkunde bekam ich kürzlich noch aus Lötzen! Jetzt liegt vor mir eine wertvolle Sammlung, die man immer wieder ansehen kann! Irgendwann wird sie in einem Museum ihren Platz finden – dank Ihrer Hilfe!“ Wir haben aber auch zu danken, denn die Künstlerin übersandte uns mit ihrer brandneuen Arbeit „Kurenkähne im Winter“ wieder eines ihrer kunstvollen Reißbilder, von denen wir auf unserer Weihnachtsseite das Gänsebild bringen, weil es so gut zu der Erzählung passt. Auch zu dem kleinen Loblied auf die Weihnachtsgans, das ihre Mutter bereits 1965 verfasst hatte.

Zur Kurischen Nehrung führt uns noch einmal Frau Rosemarie Zantow aus Soltau, die uns über den geplanten Segelflugtag in Rossitten informiert hatte, der dann auch im August realisiert wurde. Wir hatten darüber berichtet, nun übersandte uns die Fluglehrerin, die selber an diesem denkwürdigen Ereignis nicht teilnehmen konnte, einen vor kurzem in der Zeitschrift „aerokurier“ erschienenen ausführlichen Bericht über den ersten Flug eines Segelflugzeuges nach 68 Jahren am Predin. Im Cockpit des Grunau Babys mit deutscher Kennung der Initiator dieses Projektes, Harald Kämper vom Osnabrücker Verein für Luftfahrt, der sich damit einen Traum erfüllen konnte. Es blieb für ihn aber nicht bei diesem einen Flug: Herr Kämper unterstützt das Museum der Kurischen Nehrung in Rossitten, in dem derzeit am Aufbau einer Ausstellung über den Segelflug auf der Kurischen Nehrung gearbeitet wird. Bereits im vergangenen Jahr hatte er dem Museum das Modell eines Kranich II gespendet. Mit diesem Doppelsitzer war 1938 zwei Osnabrücker Piloten der letzte Dauerflug – über 50 Stunden – auf der Kurischen Nehrung gelungen. In diesem Jahr konnte Harald Kämper mit einem vom Osnabrücker Verein für Luftfahrt gebauten Schulgleiter, einem flugfähige SG 38, dem Museum ein noch größeres Geschenk übergeben. Die Verbindung Osnabrück–Rossitten dürfte sich immer mehr festigen, denn dieser deutsch-russische Flugtag im Dünenbogen wird nicht der letzte bleiben. Russische Piloten regten sogar an, dieses Treffen regelmäßig zu wiederholen. Nicht zuletzt auf Grund des großen Medieninteresses, denn fast 40 russische Reporter berichteten von dem Flugtag – von dem in der deutschen Presse kaum etwas zu lesen war! Aber die PAZ hat berichtet und wird es weiter tun. Dank Frau Rosemarie Zantow und anderen Informanten.

Und nun noch eine Frage, die auf den ersten Blick in diese Zeit der Weihnachtsmärchen passt, bei näherem Hinsehen aber durchaus nichts Märchenhaftes hat. Frau Brunhilde Krüger aus Hamburg hat sie schon öfters in ihren Zuschriften an die Redaktion gestellt, auch ihr Bruder Manfred Krüger hat uns auf die Skulptur hingewiesen, die an ihrem Königsberger Elternhaus Stägemannstraße 44 A/Ecke Boysenstraße auf den Mittelhufen noch heute zu sehen ist und von den Russen als Märchenfigur bezeichnet wird, was aber nicht stimmt, sie hat eher etwas mit der besonderen Baugeschichte des Hauses zu tun. Die Skulptur zeigt ein Paar, der Mann hält eine Sparbüchse, die Frau ist anscheinend dabei, ein Geldstück in diese zu stecken. Wie Frau Krüger erklärt, war 1944 die Einrichtung einer Bankfiliale geplant, die aber nie verwirklicht wurde – dafür zog eine Heißmangel in die Räume. Es ist anzunehmen, dass dieses Paar als Symbolfiguren für Sparsamkeit und sichere Geldanlage von einem Künstler im Rahmen einer Art „Kunst am Bau“, geschaffen wurde, da wir schon mehrere Fragen nach ähnlichen Skulpturen veröffentlicht haben. Sie blieben leider ungelöst. Vielleicht waren es junge Künstler, die mit der reliefartigen Gestaltung der Fassaden dieser in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg errichteten Wohnhäuser beauftragt wurden. Frau Brunhilde Krüger (Anschrift: Kleiner Kielort 2 in 20144 Hamburg, Telefon 040/459229) hat ihr Geburtshaus gemeinsam mit ihrem Bruder Manfred und ihrer Tochter Milena aufgesucht und sich über diese noch heute die Hausecke dominierende Skulptur Gedanken gemacht. Einmal war auch ihre Freundin Anne Rekkaro dabei – die Königsbergerin, die als Kleinkind von einer Estin gerettet wurde, ist unseren Leserinnen und Lesern ja keine Unbekannte, und die herzlichen Weihnachtsgrüße, die ich gerade von ihr aus dem tief verschneiten Estland erhalten habe, reiche ich gerne weiter.

Eure Ruth Geede


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