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22.12.12 / Die bekehrten Jäger von Berlin / Auf den Spuren von St. Hubertus: Parforcejagden mit völlig friedlicher Absicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-12 vom 22. Dezember 2012

Die bekehrten Jäger von Berlin
Auf den Spuren von St. Hubertus: Parforcejagden mit völlig friedlicher Absicht

Als die rot gewandeten Reiter, begleitet von einer Meute Irish Foxhounds zum Fanfarenklang der Jagdhornbläsergruppe Pritzwalk auf dem Rasen der Galopprennbahn Hoppegarten in Märkisch-Oderland erschienen, wähnte man sich inmitten einer höfischen Jagdgesellschaft. Am Tag des Jagdpatrons St. Hubertus, der laut Legende von einem Hirsch mit einem Kruzifix im Geweih zum Glauben bekehrt wurde, findet auf Deutschlands ältester und traditionsreichster Rennbahn die Internationale Hubertusjagd statt.

Wo einst Soldatenkönig Fried­rich Wilhelm I. Hopfen anbauen ließ, daher der Name Hoppegarten, was Hopfengarten meinte, entstand im 19. Jahrhundert eine Rennbahn nach französischem Vorbild. Wie in Longchamp oder Chantilly sollten hier edle Pferde Rennen laufen. In Anwesenheit König Wilhelms I. und des späteren Reichskanzlers Otto von Bismarck läutete am 17. Mai 1868 die Startglocke für Pferderennen.

Erstmals nun wurde die Traditionsjagd hier ausgetragen. Unter der Ehrenjagdherrschaft des mongolischen Botschafters Dafaadorj Baldorj fanden sich 45 Reiter aus der Umgebung, aus Nieder­sachsen und Nordrhein-Westfalen sowie der Mongolei ein. Nachdem Militärdekan Helmut Jakobus in seiner Andacht zu Beginn auf die Hubertuslegende verwies, in der der Schutzpatron vom wilden Jäger zum Tierfreund wurde, folgten weitere Grußansprachen der geladenen Gäste. Der mongolische Botschafter freute sich, sein Land präsentieren zu können. Und tat dieses bei einem großen Jagdstopp in Münchehofe, wo Jurten aufgebaut waren und mongolische Spezialitäten zum Verweilen einluden.

Wenn in früheren Zeiten der erste Stand zum Zeitvertreib und Vergnügen jagte, bedeutete es für das Wild eine unglaubliche Quälerei. Zum Glück sind Par­force-, also Hetzjagden, seit den 1930er Jahren gesetzlich verboten, sodass lebendes Wild nicht mehr gejagt werden darf. Ersatzweise wurde die Schleppjagd erfunden, wobei der Schleppenleger der Meute vorausreitet und an seinem Sattel einen Tropfkanister festgeschnallt hat. Die Flüssigkeiten können aus Anislösung, Fuchslosung oder Heringslake bestehen. Durch das Tropfen wird eine künstliche Duftspur ins Gelände gelegt, der die Hunde dann folgen. Die Reiter bleiben auf der Fährte der Hunde, um deren Sucharbeit mitzuerleben. Viel Brauchtum und Kulturgut werden hier in die Gegenwart transportiert. Elemente englischer Traditionen sowie französischer Zeremonien finden sich ebenso wie Musik-Signale aus der Hirsch- und Parforcejagd des Mittelalters.

Immer wieder konnten die Zuschauer an bestimmten Wegen im Wald warten, da die Jagdgesellschaft unter lauten „Horrido“-Rufen hier entlang musste. So manchem Gast ging angesichts der fliegenden roten Röcke, der galoppierenden Pferde und der aufgeregt bellenden Hunde die Melodie des „Jägers aus Kurpfalz“ durch den Kopf. Hier sah man den Inhalt des Liedes erstmals bildlich vor sich. Mit den Worten: „Unser Dank an die Hunde“, warf eine Hundebetreuerin abends bei der sogenannten Curée Rinderpansen unter die 45 Hunde der Warendorfer Meute, was die sich auch gleich lautstark schmecken ließ. Dabei handelt es sich um keine Fütterung, sondern um den symbolischen Anteil, den die Hunde ehemals von der Jagd auf das Wild bekamen. Die Reiter erhielten traditionell vom Jagdherrn und seiner Dame einen „Bruch“ als Andenken. Vor dem Hubertustag ist das ein Eichenzweig, danach ein Zweig aus Fichte.

Historisch bedingt galten unerschrockene Pferde und Reiter als tüchtig in der Schlacht. „Schnell denken und handeln“ symbolisierte das Motto der Kavallerieausbildung.

Heute dient diese Fähigkeit dem glücklichen und gesunden Zusammenspiel von Natur, Kreatur und Umwelt. Ganz im Sinne des Hubertus. Silvia Friedrich


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