19.04.2024

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05.01.13 / Berlins großer Gönner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Berlins großer Gönner
von Vera Lengsfeld

Berlin wäre um etliche Attraktionen ärmer, wenn es James Simon nicht gegeben hätte, der heute fast vergessen ist, obwohl die Stadt ihm so viel verdankt. Der gebürtige Berliner entstammte einem reichen jüdischen Haus. Sein Vater betrieb gemeinsam mit seinem Bruder ein Geschäft für Herrengarderobe und wurde während des amerikanischen Sezessionskrieges, als der Baumwollimport aus Übersee fast zum Erliegen kam, durch den Verkauf seiner Baumwollvorräte reich und einer der bedeutensten Zwischenhändler für Baumwolle seiner Zeit. Die Brüder Simon wurden auch die Baumwollkönige Europas genannt.

Sohn James, der Zögling am berühmten „Grauen Kloster“ war, zeigte aber wenig Neigung, die Unternehmerkarriere seines Vaters fortzusetzen. Er hätte liebend gern Klassische Philologie studiert, musste aber ins Familienunternehmen eintreten. Er wurde so erfolgreich, dass er mit Mitte 20 schon zu den sechs reichsten Berliner Millionären gehörte. James Simon setzte diesen Reichtum ein, um zum bedeutendsten Kunstmäzen seiner Zeit zu werden. Seine private Kunstsammlung brachte er in seinem Haus in der Tiergartenstraße 15a, eine der besten Adressen der Berliner Kaiserzeit, unter. Sogar der Kaiser selbst stattete dort Besuche ab, um spektakuläre Neuerwerbungen, etwa einen Rembrandt, zu besichtigen.

Im Jahre 1900 nahm Simon das Projekt eines neuen Museums in der Hauptstadt zum Anlass, den staatlichen Sammlungen seine Renaissancekollektion als erste große Schenkung zu überlassen. Vier Jahre später wurde dann das Kaiser-Friedrich-Museum, heute Bode-Museum, eröffnet, das vom Kaiser als preußisches Prestigeobjekt gefördert worden war. Für Simon war es ein Herzensanliegen, als Sammler und preußischer Patriot an diesem Unternehmen beteiligt zu sein. Seine Sammlung ergänzte eindrucksvoll die Bestände. Sie wurde in einem eigenen „Kabinett Simon“ ausgestellt.

Von Wilhelm Bode beraten, baute Simon sofort seine nächste Sammlung auf, diesmal mit Schwerpunkt auf deutscher und niederländischer Holzplastik. Später wurden große Teile auch dieser Sammlung dem Museum übergeben. Die berühmteste Schenkung aber ist die Büste der Nofretete, die heute wieder im Neuen Museum zu bewundern ist. Aufmerksame Besucher bemerken in der Nähe der ägyptischen Schönen eine Porträtbüste von James Simon. Eine kleine Tafel weist ihn als Stifter aus und berichtet von seinen Verdiensten. Sein Grab auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee aber muss man lange suchen. Die Stadt hat bislang keinen Anlass gesehen, ihrem generösen Mäzen ein Ehrengrab zu stiften.


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