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05.01.13 / Teure Forschung / Pharmaunternehmen stecken Milliarden in neue Medikamente

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Teure Forschung
Pharmaunternehmen stecken Milliarden in neue Medikamente

Einst galt unser Land als Apotheke der Welt. Längst haben USA, Schweiz, Frankreich und Großbritannien der deutschen Pharmaindustrie den Rang abgelaufen. Unter den zehn größten Konzernen finden wir fünf amerikanische, zwei Schweizer, zwei britische und einen französischen. Die größten deutschen Unternehmen folgen auf den Rängen 15, 16 und 22.

Dass Deutschland aber immer noch ganz ordentlich mithalten kann, hat eine Reihe guter Gründe. Einer davon: intensive Forschung. Die 45 Mitglieder des Verbands forschender Pharmaunternehmen stecken durchschnittlich 13 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. 2011 summierte sich das auf 5,2 Milliarden Euro. 17000 Mitarbeiter, ein Fünftel der Belegschaft, sind in diesem Bereich tätig.

Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Das ist nachvollziehbar, denn es liegt schließlich im Interesse sowohl der betroffenen Patienten als auch der Unternehmen. An Volkskrankheiten lässt sich nun einmal mehr verdienen; aus Unternehmersicht ist jeder Kranke zugleich ein potenzieller Kunde.

Umso bemerkenswerter ist das Engagement der Pharmaindustrie auch bei vergleichsweise seltenen Krankheitsbildern. Als Musterbeispiel bietet sich die Verleihung des renommierten Innovationspreises der „Pharmazeutischen Zeitung“ an, der 2012 an Roche Pharma Deutschland, mit 13000 Beschäftigten zweitgrößter Standort des weltweit fünftgrößten Konzerns mit Sitz in Basel, ging. Ausgezeichnet wurde ein neues Medikament, das nach 36-jährigem Stillstand endlich wieder Hoffnung für Patienten mit schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) bringt. Diese Diagnose kommt einem Todesurteil gleich.

Der schwarze Hautkrebs, an dessen Folgen in Deutschland jährlich über 2000 großenteils junge Menschen sterben, ist die wohl bösartigste aller Krebsarten. Er bildet schnell und aggressiv Metastasen in inneren Organen, unter anderem im Gehirn, und reagiert kaum auf Chemo- oder Radiotherapie. Die durchschnittliche Überlebensrate liegt bei nur 9,6 Monaten.

Die Forscher von Roche entdeck-ten, dass bei 40 Prozent der Patienten ein Protein (BRAF), das am Wachstum der Zellen mitwirkt, mutiert ist. Dadurch wird der Signalweg in der befallenen Zelle überaktiv, was zur unkontrollierten Bildung bösartiger Krebszellen führt. Das von Roche entwickelte Medikament Vemurafenib greift an dieser Stelle in die Proteinstruktur ein und hemmt die katastrophale Wirkung des mutierten Signalweges.

Die Freude über den Erfolg wird getrübt durch die bittere Erfahrung, dass diese teuflischen Krebszellen nur sieben Monate brauchen, um sich auf den Wirkstoff einzustellen und resistent zu werden. So sehen sich die Roche-Forscher durch den Innovationspreis animiert, mit großem Aufwand die Therapie so weiter zu entwickeln, dass sie den Patienten nicht nur ein paar Monate Lebensverlängerung, sondern Aussicht auf Heilung bringt. H.J.M.


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