18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.01.13 / Ausfälle seien »Barbarei« / Nachhilfeunterricht für Kaczynski gefordert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Ausfälle seien »Barbarei«
Nachhilfeunterricht für Kaczynski gefordert

Nachdem Jaroslaw Kaczynski, Chef der Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS), die deutsche Volksgruppe in Polen harsch angegriffen hatte, hagelte es die unterschiedlichsten Reaktionen. Kaczynski hatte am 8. Dezember die Idee gehabt, in Oppeln einen Marsch „Hier ist Polen“ zu veranstalten, die „zu weitgehenden Privilegien“ der deutschen Minderheit kritisiert und gedroht: „Ich sage es klar: Wenn PiS an die Macht kommt, wird das Prinzip verfolgt, dass Deutsche in Polen nur so viele Rechte bekommen, wie Polen sie in Deutschland haben.“

Das brachte Bernard Gaida, Vorsitzender des „Verbands der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen“, in Harnisch. Er hoffe, dass Polen fest genug in Europa eingebunden sei, damit Deutsche vor dem xenophoben Radikalismus der PiS geschützt würden, deren Chef Unsinn rede. Deutsche bestritten nicht, dass „Schlesien polnisches Staatsgebiet ist“ und von deutschen „Privilegien“ könne keine Rede sein, solange in Polen „keine einzige Schule mit Deutsch als Unterrichtssprache“ bestehe.

Die regierende „Bürgerplattform“ nannte Kaczynskis Ausfälle „Barbarei“, und Ryszard Galla, einziger deutscher Sejm-Abgeordneter, tat sie höhnisch ab: „Aufgewärmtes Kotelett“, „alles schon da gewesen“. Andrzej Rozenek, Abgeordneter der linksliberalen „Palikota-Bewegung“, forderte Nachhilfeunterricht für Kaczynski, der nicht verstehe, dass Deutsche in Polen Bevölkerungsreste in einst deutschen Gebieten seien, während Polen in Deutschland Arbeitsemigranten seien, „die irgendwann deutsche Einwohner wurden“. Wenn diese Polen irgendwelche Defizite zu beklagen hätten, riet der Europa-Abgeordnete Marek Siwiec vom Bund der Demokratischen Linken, dann sollten sie sich besser organisieren – wechselseitige Aufrechnung von Privilegien sei ein „Irrweg“.

Der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag vom 17. Juni 1991 hat die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Volksgruppen festgeschrieben. Dennoch stimmt Marek Woj-

cicki, Chef des „Bundes der Polen in Deutschland“, „völlig mit Kaczynski überein“, ist sogar stolz darauf, „vor langem die Asymmetrie der Behandlung von Polen in Deutschland und der deutschen Minderheit in Polen“ in die Debatte gebracht zu haben.

Diese Debatte entpuppt sich als abenteuerliches Zahlenspiel. „Die kleine deutsche Minderheit in Polen“, mit laut Wojcicki nur 98000 Angehörigen, „erfreut sich ungeheurer Privilegien, die selbst nach Weststandards ungewöhnlich sind“. Deutschland finanziere sie mit zehn, Polen mit 25 Millionen Euro. Umgekehrt gehörten zur „deutschen Polonia“ 2,2 Millionen Menschen, „wobei ich nur die zähle, die Polnisch sprechen“, so Wojcicki. Diese bekommen von Deutschland 300000, von Polen 10000 Euro. Ein Deutscher in Polen bezöge also 510 Euro, ein Pole in Deutschland nur 45 Cent Förderung.

Laut der deutschen Botschaft in Warschau leben in Polen 300000 Deutsche, in Oberschlesien allein sind es laut der Volkszählung von 2011 126000, dazu noch 817000 „Schlesier“, deren Autonomiestreben von Kaczyn-skis PiS als eine Art deutsche Sabotage an Polen bezeichnet wird. Wolf Oschlies


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren